LAS VEGAS. (hpd) Newt Gingrich, US-amerikanischer Politiker und früherer Sprecher des Repräsentantenhauses, hat am Dienstag in einer vom Sender CNN übertragenen Debatte vor nichtreligiösen und konfessionsfreien US-Amerikanern gewarnt. Atheisten könne man nicht trauen. Für Amerikaner sollte Religion wichtiger als Moral und Wissen sein, so Gingrich.
Die Äußerungen des potentiellen Präsidentschaftskandidaten erfolgten während einer Debatte von sieben Vertretern der Republikaner, die bei der Wahl im kommenden Jahr ins Rennen gehen wollen, darunter die US-Abgeordnete Michele Bachmann, der texanische Gouverneur Rick Perry und Mitt Romney, früherer Gouverneur des Bundesstaates Massachusetts. Medien beurteilten das Aufeinandertreffen der Bewerber als „Schlammschlacht“ und bisher härteste Auseinandersetzung. Aber als Newt Gingrich, der bisher nicht die besten Erfolgsaussichten hat, seine diffamierenden Bemerkungen über die laut Untersuchungen bis zum 50 Millionen US-Bürger ohne religiösen Glauben in den Vereinigten Staaten machte, widersprach ihm keiner seiner Konkurrenten.
Niemand sollte andere dafür verurteilen, in welchem Weg sie Zugang zum Gott finden, so Newt Gingrich in seiner Rede. Darin müsse man sich einig sein. Genauso einig müsse man sich aber auch sein, dass Atheisten im Weißen Haus nichts verloren haben. „Wie kann man sich ohne Glauben ein Urteil bilden“, fragte er und stellte infrage, dass jemandem Macht anvertraut werden könne, wenn diese Person keinen Glauben hat. Die Auffassung, dass die Menschen von einem Schöpfer beschenkt worden sind, stelle den Rahmen für das dar, was Amerika bedeute. Das Publikum klatschte laut Beifall.
Frauen, Menschen ohne weiße Hautfarbe oder Lesben und Schwule – kaum eine dieser Gruppen braucht heutzutage noch befürchten, an solchen Orten diskriminierenden und herabsetzenden Meinungen ausgesetzt zu werden. Atheisten in den USA können hingegen auch in landesweiten Übertragungen weiterhin diffamiert werden.
„Wir könnten die letzte Minderheit sein, bei der Intoleranz und Diskriminierung nicht nur erlaubt ist, sondern ab und zu auch von Politikern gefördert wird“, sagte Herb Silverman als Präsident der Secular Coaliton for America zum Ereignis. Zu lang sei die nichttheistische Verfassung der Vereinigten Staaten inkonsequent ausgelegt worden, stellte er fest und wies erneut darauf hin, dass bisher nur ein einziges Mitglied im US-Kongress, Pete Stark, offen zu seiner nichtreligiösen Haltung steht. Aufgrund der Popularität von Ansichten wie denen von Newt Gingrich in der Bevölkerung wagten es viele andere aus Sorge vor politischen Konsequenzen nicht, sich ebenfalls zu „outen“. Man werde deshalb weiter daran arbeiten, solche voreingenommenen Einstellungen zu ändern, damit Gesetzgeber und Bürger in jeder Lebenslage offen zu ihrem Nichtglauben stehen können.
Arik Platzek