Philosophische Reflexionen und Kontroversen

NÜRNBERG. (hpd/AuK) Von "Aufklärung und Kritik", der Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie, herausgegeben von der Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg, ist jetzt die Nr. 1 /2012 erschienen. Eine Übersicht über die Themen und die Autoren der aktuellen Zeitschrift.

Die Zeitschrift Aufklärung und Kritik, von ihren Freunden nur kurz „AuK“ genannt, kommt in einem schlichten, eher unscheinbaren Äußeren daher, doch das hat Tradition bei der Gesellschaft für kritische Philosophie Nürnberg. Der Inhalt der Beiträge ist das Wesentliche, nicht die Verpackung.

Die erste Nummer der Zeitschrift des Jahres 2012 beschäftigt sich in bewährter Tradition wieder mit Aktuellem und Grundsätzlichem und spart auch keine Kontroversen aus. Ein Überblick gibt das Vorwort dieser Ausgabe:

Liebe Leserinnen und Leser,

willkommen zur ersten Ausgabe von „Aufklärung und Kritik“ im neuen Jahr. Alleine im Hauptteil des Heftes werden fünf deutschsprachige intellektuelle Größen der letzten 300 Jahre in ihrem Verhältnis zur Religion besprochen, im FORUM folgen zwei weitere. Eine spannende Lektüre bei eisigen Minusgraden – die jedenfalls bei der Abfassung dieses Vorworts in Deutschland herrschen – garantieren auch mehrere Artikel zu kontroversen ethischen Fragen im FORUM und diverse Buchbesprechungen.

Im ersten Beitrag wendet sich Prof. Dr. Thomas Rießinger Friedrich dem Großen anlässlich dessen dreihundertstem Geburtstags zu. Dabei geht es gleichermaßen um Friedrichs Lebens-lauf wie um seine Gedanken zu Religion, Freiheit und Herrschaft – beide Komplexe bedingen sich gegenseitig. Viele Zitate Friedrichs dokumentieren dessen philosophische Bemühungen, wie er über „die Menschen und ihr Los, den Einfluss oder die Einflusslosigkeit des Einzelnen gegenüber dem Schicksal meditierte“.

Schönborns Buch: „Eine Zumutung“

Prof. Dr. Hans Albert behandelt in seinem ersten Beitrag Joseph Ratzinger als Rechtsphilosophen. Er analysiert darin u.a. die Bundestagsrede des Papstes und die darin enthaltene Rechtsphilosophie. Und er erläutert, warum er die Rede für eine „intellektuelle Katastrophe“ hält. In seinem zweiten Artikel geht es Albert um die Ansichten Kardinal Schönborns zum Darwinismus: Er hält dessen christlichen Überlegungen zur Evolutionslehre etwa den kritischen Rationalismus entgegen und kommt zu dem Schluss, dass es sich bei dessen Buch „Ziel oder Zufall?“ um eine Zumutung handle.

Prof. Dr. Hermann Josef Schmidt reagiert mit dem Beitrag „Antike und Christentum – keine seriös belegbare Synthese“ auf Winfried Schröders Buch „Athen und Jerusalem“. Er analysiert darin u.a. die Argumentationsstruktur und die Quellenwahl Schröders.

„Kein Bewusstsein von dem, was wirklich fehlt“

„Jürgen Habermas auf religiöser Sinnsuche“ ist Thema und Untertitel von Franz-Josef Paulus’ Artikel „Kein Bewusstsein von dem, was wirklich fehlt“. Zentral behandelt Paulus darin die Qualität von Habermas’ Überlegungen zu der Frage, ob moderne Gesellschaften auf religiöse Fundamente verzichten können. Er kommt zu einem eher ernüchternden Ergebnis.

Um die Gedanken eines anderen bedeutenden Philosophen des 20. Jahrhunderts geht es Prof. Dr. Harald Seubert: „Wittgenstein über Religion – Perspektiven und Grenzen“. Wittgensteins mystisches Religionsverständnis und dessen Rezeption werden analysiert – und der Umgang des atheistischen Denkens mit Vertretern religiöser Ansichten warnend thematisiert: Der Atheismus solle es sich nicht zu leicht machen.

Anschließend widmet sich Prof. Dr. Hubertus Mynarek einem dritten Intellektuellen und des-sen Verhältnis zur Religion: In „Albert Einstein – Atheist oder Pantheist?“ untersucht Mynarek das Verhältnis von Wissenschaft und Religion und insbesondere Richard Dawkins’ Ansichten zu Einsteins eigenen Überzeugungen und seinem Religionsverständnis.

Damit endet die (gar nicht als solche konzipierte) Reihe zu deutschsprachigen Denkern und ihren Überlegungen zur Religion jedoch keineswegs: Dr. Richard Albrecht behandelt in sei-nem Beitrag „Religionskritik und/als Kulturtheorie“ Sigmund Freuds Schrift zum „Unbehagen in der Kultur“. Er analysiert Freuds funktionalen Ansatz zur Religion als menschlich ge-schaffene Institution zur „Bändigung“ destruktiver Triebe und als Belohnungsapparat.

„Pflichten gegenüber zukünftigen Generationen – Ein Unmöglichkeitstheorem“

In einer Übersetzung von Peter Kopf liegt Prof. Dr. Jan Narvesons Artikel „Pflichten gegen-über zukünftigen Generationen – Ein Unmöglichkeitstheorem“ vor, in dem sich Narveson den Rechten zukünftig Geborener widmet und der Frage, inwieweit wir verpflichtet sind, diese in unserem heutigen Handeln zu berücksichtigen – und welche Forderungen an uns wir im Dienste des Gemeinschaftsinteresses von uns weisen sollten.

Dr. Fritz Reheis bespricht in seinem Beitrag „Herrschende Wirtschaftsordnung und aufkläre-rische Vernunft“ den Kapitalismus und die Frage, wie wir diesen – einer kritischen Vernunft folgend – gestalten müssen, um unser Dasein als Spezies menschenwürdig zu gestalten.

„Induktivismus und Bayesianismus in neuen Gewändern“, der Beitrag von Norbert Hinterberger, M.A., behandelt wissenschaftstheoretische Überlegungen u.a. von Robert Matthews und insbesondere dessen nach Ansicht Hinterbergers verkürzte Darstellung der Falsifikationstheorie Poppers.

Dr. Matthias Mindach untersucht in seiner „Hommage à Edward Gibbon“ dessen Rezeption, etwa in verschiedenen Ausgaben der Wikipedia. Er stellt fest, dass Gibbons im deutschspra-chigen Bereich zu wenig gelesen wird und regt zur Lektüre an – inklusive einiger Hinweise auf einzelne Werke.

Dr. Dr. Gero Zimmermann nimmt mit dem Titel seines Beitrags „Wer ist Ich? Und warum bin ich nur einer?“ eindeutig Bezug auf Richard David Prechts populäres Buch „Wer bin ich – und wenn ja wie viele?“ Beide Schriften eint, sich mit den Grundlagen der Selbstwahrnehmung und des Ich-Begriffs zu befassen. Zimmermann gibt dem Leser in seinem Artikel auch einige jüngere Ergebnisse der Hirnforschung an die Hand.

Kontroverses

Im FORUM begrüßen wir Prof. Dr. Anton Szanya und Dominik Riedo zu den deutschsprachigen Denkern Gustav Jäger in Österreich und Carl Albert Loosli, dem „Karl Kraus der Schweiz“, Ludwig A. Minelli zur „Freitodhilfe“ und Dr. Martin Klein zur Kindstötung im Falle von Behinderungen. Ebenfalls um kontroverse Themen im Bereich der ethischen Bewertung von Leben geht es Dr. Edgar Dahl in seinen Beiträgen zur „Zeugung auf Probe“ und zur Tierethik. Dieses Problemfeld wird auch in Liselott Pfaffs „Brief eines Schweins“ behandelt.

Klaas Schüller widmet sich der „These von der objektiven Bedeutungslosigkeit der Erde“, Dr. Anna Ignatius liefert eine Erwiderung zu Gerhard Engel in der Frage naturalistischer Be-gründbarkeit von Ethik, und Dr. Assia Maria Harwazinski analysiert die „Religion als Ware“. Das FORUM wird beschlossen von einem Auszug aus dem Briefwechsel zum Verhältnis von Staat und Kirche zwischen der Giordano-Bruno-Stiftung und dem Bundesverfassungsgericht.

In der Rezensionsabteilung lesen Sie in dieser Ausgabe über Gerechtigkeitstheorien, künstliche Intelligenz, Facebook, die Bankenkrise, Jugendreligiosität, Goetz Aly und Nietzsche.

Es bleibt mir nur, Ihnen im Namen der gesamten Redaktion eine inspirierte Zeit und viele spannende Lektüren zu wünschen!

Mit den besten Grüßen

Dennis Schmolk

 

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