MÜNCHEN. (hpd) Just zur Fastenzeit schwelgt Marx im Glück. Nein, nicht wegen Erfolgen in Glaubenssachen, sondern wegen weltlicher Genüsse. Ein Palais in München, ein Palazzo in Rom für Protz und Prunk im Dienst, aber wohl kaum im Geist des Demut predigenden Gottes der Catholica.
Ein Kommentar von Georg Korfmacher
Für den Münchner Kardinal sind diese Palais gleichwohl die rechte Bühne für seine barocken und machtbewussten Auftritte.
In Bestlage in Rom und zum Schnäppchenpreis von 9,7 Millionen Euro ist die römische Hauptstadt um eine erste Adresse reicher: „Palazzo Marx“ auf der Viale delle Medaglie d’Oro („Allee der Goldmedaillen“). Nomen est omen, kläglich hingegen die Erklärungsversuche des Kardinals und seines Adlatus: Es sei der ideale Platz, um mit dem „Heiligen Stuhl stetig im Dialog zu sein“. Heiliger Bimbam! Aber vielleicht braucht der Papst ja wirklich Verstärkung aus der Heimat bei seinem aktuellen Kampf gegen Intrigen und Informations-Lecks im Vatikan.
Kein Cent Kirchensteuergeld sei dafür geflossen. „Der Kauf wurde aus dem Vermögen der Erzdiözese bestritten“, so der Adlatus des Kardinals, um gleich geschäftstüchtig hinzuzufügen, dass es wohl kein Nachteil sei, in Immobilien zu investieren. Da befindet sich der schwelgerische Marx allerdings in bester Gesellschaft mit seinen österreichischen Kollegen, die derzeit landauf landab Grundstücke kaufen, um das Vermögen der Kirche mündelsicher anzulegen.
Und, ach ja, es soll keine Luxusvilla sein, nur „ein Haus der Begegnung, das Mitgliedern des Domkapitels, Mitarbeitern des Ordinariats, Vertretern der Laienräte, aber auch kleinen Pilgergruppen zur Verfügung stehen soll.“ Die Villa diente bisher als spartanisch eingerichtetes Seniorenheim, also sicher nichts für die oben angesprochene Klientel. Da bedarf es dann wohl noch einer standesgemäßen Renovierung. Aber diese Bagatelle zahlt der Kardinal dann aus der Portokasse. Man hat’s ja.
In Anbetracht der immer wieder wehleidig beklagten Notlage der Kirche in Deutschland kommt man bei solchem Gehabe ins Grübeln. Soziale Verantwortung sieht anders aus! Auch für den Kardinal gilt das Grundgesetz, wonach Eigentum verpflichtet, aber das gilt für die reiche Catholica trotz gegenteiliger Beteuerungen offenkundig nicht. Und mit der von seinem Heiligen Vater geforderten Entweltlichung ist das auch nicht kompatibel. Ganz zu schweigen von den schönen Worten in der Bibel und der Klage des Papstes, als er es noch nicht war, dass die Kirche zu viel Geld habe.
Aber was dem barocken Kardinal in Rom recht ist, ist dem selbstherrlichen Erzbischof in München billig. Er hat soeben sein kircheneigenes Schlösschen in Schwabing verlassen, um sich in bester Lage in der Innenstadt im staatseigenen Rokoko-Palais Holnstein, eines der schönsten ehemaligen Adelspalais in München, mit Haus und Hof einzurichten. Das Palais war für die Kleinigkeit von 8,7 Mio. Euro vom Staat standesgemäß renoviert worden. Hier lebt jetzt der Kardinal, wie auch schon sein Vorgänger in München und heutiger Papst, mit seinem Sekretär und zwei Schwestern für seinen Haushalt. Nobel, nobel. Alldieweil die Ärmsten der Stadt um einen Notgroschen für ihr Überleben kämpfen. Wer es fassen kann, der fasse es.