EUROPA. (hpd) Sommersonnenwende, Fête de la Musique und ein Feiertag der säkular und humanistisch denkenden Menschen: Für diese Dinge steht der 21. Juni in vielen Ländern. Heute ist es wieder so weit. Zum Welthumanistentag melden sich sieben Stimmen aus Deutschland und Europa zu Wort und geben Auskunft, welche Bedeutung der Tag aus ihrer Sicht besitzt.
Pierre Galand, European Humanist Federation: "Als Humanisten brauchen wir wenigstens einen Tag im Jahr, um uns daran zu erinnern, wie bedeutend es ist, sich gegen die reaktionären Kräfte zu stellen, die unsere Demokratien zu unterminieren versuchen. Die Freiheit des Denkens, die Freiheit der Rede, die Menschenrechte, Solidarität, Gleichheit und Gerechtigkeit sind Werte, für die alle Humanisten und Demokraten stehen. Wir dürfen nicht zulassen, dass kleine aber mächtige konservative religiöse Gruppen diese Werte mit den Füßen treten, in dem sie uns ihre Dogmen und moralischen Regeln aufzwingen. Deshalb müssen Kirchen und Staat immer getrennt werden."
Andrew Copson, British Humanist Assocation: "Viele Millionen Menschen auf der Welt haben keinen religiösen Glauben. Es sind Menschen, die daran glauben, dass dieses Leben das einzige Leben ist, das wir haben. Sie glauben daran, dass das Universum ein natürliches Phänomen ohne übernatürliche Seite ist. Diese Menschen glauben daran, dass wir ein ethisches und erfüllendes Leben auf der Grundlage von Vernunft und Humanität führen können. Sie vertrauen der wissenschaftlichen Methode, evidenzbasiertem Denken und der Vernunft, um die Wahrheiten des Universums zu entdecken und sie stellen das Wohlergehen und Glück der Menschen in das Zentrum ihrer Entscheidungsfindung."
Reta Caspar, Freidenker Schweiz: "Nichts Schöneres als unter der Sonne zu sein, sagte Ingeborg Bachmann. Mittsommer ist ein alter Feiertag mit Zukunft für alle Menschen, so auch der Welthumanistentag: Denn Glaube und Hoffnung gehören keiner Religion. Wir glauben an den Menschen. Wir hoffen auf eine bessere Zukunft für die Menschen und das Leben auf dieser Welt. Wir suchen das Gute in allen Dingen und tun unser Bestes. Feiern Sie mit Ihren Nachbarn und Lieben, stossen Sie an auf Humanismus, Toleranz und Vertrauen. Prosit!"
Foto: Evelin Frerk
Manja Neuhaus, Regionalgruppenvertreterin der Giordano-Bruno-Stiftung: "Menschlichkeit ist das, was uns über Grenzen hinweg zusammen hält. Wir kommen zu Besuch in ein anderes Land und werden als Freunde aufgenommen. Nicht, weil es ein göttliches Gebot wäre, sondern, weil es Spaß macht, nett zu sein."
Foto: Karin Becker, bildschön.net
Rainer Rosenzweig, turmdersinne Nürnberg: "Der Welthumanistentag könnte ein säkulares Gemeinschaftserlebnis werden, ein Begeisterung weckendes Gruppenevent, ein kreatives Zusammentreffen fröhlich feiernder Menschen. Kurz: eine weltliche Alternative zu den Kirchentagen, die ja nicht wegen ihres weltanschaulichen Inhalts populär sind, sondern aufgrund ihrer Funktion als Treffpunkt junger Menschen und als Gelegenheit zur positiven Kollektiverfahrung. Der Irrtum dabei ist, dass man dafür einen irrationalen Überbau benötigt."
Konny G. Neumann, Jugendweihe Deutschland: "In der Frühzeit waren die Menschen noch sehr mit der Natur verbunden, was sich bis heute an den Namen der Wochentage ablesen lässt: Sonntag, Montag, Donnerstag und Freitag gehen auf Sonne und Mond sowie Naturereignisse zurück; Freitag auf die germanische Götting Freia oder Frigg. In diesem Zusammenhang sind auch Stonehenge und Shakespeares 'A Midsummer Night’s Dream' zu nennen. In Hamburg werden sich heute Mitglieder des Jugendweiheverbands, der Hamburger Regionalgruppe der Giordano-Bruno-Stiftung und des Humanistischen Verbands treffen, um über Themen wie den Umweltschutz, die Energiewende und eine humane Gestaltung der Gesellschaft zu sprechen und zu diskutieren. Kaffee, Tee und selbstgebackener Kuchen werden helfen, eine erfolgreiche Zusammenkunft abzurunden.
Andreas Kyriacou, Freidenker Zürich: "Der Welthumanistentag stellt für uns eine wunderbare Gelegenheit dar, endlich 'Agora' zeigen zu können – ein hervorragendes Filmportrait der alexandrinischen Philosophin Hypatia. Der Film ruft in Erinnerung, wie stark nicht nur die amerikanisch-europäische Aufklärung, sondern auch die Denkschulen der Antike unser heutiges naturwissenschaftlich-humanistisches Weltbild prägen. Auch wenn die Werte der Aufklärung immer wieder aufs Neue verteidigt werden müssen, haben wir, die wir für sie einstehen, allen Grund zum Feiern. Heute am Welthumanistentag ganz besonders.