Schimpansin im Tierpark Hellabrunn ertrunken

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Schimpansin / Flyer Samel

MÜNCHEN. (hpd/gap) Am Mittwochvormittag ist die 19-jährige Schimpansin PÜPPI im Wassergraben vor dem Freigehege des Münchner Tierparks Hellabrunn ertrunken. Sie überstieg den Elektrozaun vor dem Graben und geriet auf der abschüssigen Böschung in das zweieinhalb Meter tiefe Wasser.

Da Schimpansen nicht schwimmen können, ging sie sofort unter und ertrank. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.

Reflexhaft beschuldigte die Zooleitung die Besucher, die vermutlich der Schimpansin Süßigkeiten oder Ähnliches zugeworfen hätten, was sie dazu bewogen habe, den Elektrozaun zu übersteigen.

Tatsächlich liegt die Schuld ausschließlich bei der Zooleitung: selbst nachdem vor fünf Jahren an gleicher Stelle der 22-jährige Schimpanse FRANZL ertrunken war, wurde die Grabenanlage nicht ausreichend nachgebessert. Auch ein herabgefallenes Blatt hätte das Interesse der Schimpansin erregen und sie dazu animieren können, den Zaun zu überklettern. Es ist insofern völlig unerheblich, was genau PÜPPI veranlasst hat, sich zu nahe an den Wassergraben heranzubewegen: dieser erwies sich erneut als Todesfalle.

Immer wieder ertrinken Große Menschenaffen in nicht hinreichend gesicherten Wassergräben deutscher Zoos: im Jahre 2000 der Gorilla ARTIS im Zoo Hannover, im Jahre 2008 das Orang Utan-Mädchen LEILA im Tierpark Hagenbeck in Hamburg. Ähnliches hätte auch vor wenigen Tagen passieren können, als fünf Schimpansen des Zoos Hannover über einen Wassergraben aus ihrem Freigehege entkamen. Auch Kängurus, Geparden, Löwen kamen bereits in Wassergräben zu Tode.

Bei der nunmehr zu Tode gekommenen PÜPPI handelte es sich um eine „Handaufzucht“ aus der berüchtigten „Schimpansenshow“ der Christiane Samel, einer vormaligen Dompteuse des DDR-Staatszirkus, die bis 1997 durch Ostdeutschland tourte. Die 1994 geborene Schimpansin PÜPPI war Teil des Programms. Auch nach dem Niedergang des Samel-Zirkus wurde die Schimpansin weiterhin bei Straßenfesten, Kita-Besuchen und Privatparties eingesetzt.

Aufgrund einer behördlichen Verfügung, einen Teil der 14 in ihrem Privathaus gehaltenen Schimpansen abzugeben, verkaufte Samel fünf davon an den Zoo Nanning in Südchina, eines der Tiere, PÜPPI, wurde vom Tierpark Hellabrunn übernommen. (Bis heute hält Samel unter indiskutablen Bedingungen eine Gruppe von Schimpansen vor, die sie nach wie vor für private Zwecke vermietet.)

Die Münchner Zooleitung hätte wissen müssen, dass PÜPPI als Zirkusschimpansin über kein artgerechtes Verhaltensrepertoire verfügt und sich womöglich in der Tat von Zuschauern anlocken ließ; möglicherweise hatte sie als Zirkusschimpansin auch keine natürliche Scheu vor Wasser. Gerade deshalb hätte es besonderer Sicherungsmaßnahmen bedurft: PÜPPI ohne ausreichende Sicherung in ein von einem zweieinhalb Meter tiefen Wassergraben umgebenes Freigelände zu lassen, war völlig unverantwortlich und ist als eklatanter Verstoß gegen die EU-Richtlinie über die Haltung von Wildtieren in Zoos (1999/22/EC) zu werten.

Große Menschenaffen können prinzipiell nicht ihren Bedürfnissen entsprechend in Zoos gehalten werden. Der Tod der Schimpansin PÜPPI führt dies wieder einmal drastisch vor Augen.

Colin Goldner
GREAT APE PROJECT