Weibliche Revolution und Säkularismus

Islamwissenschaft hilft Islamisten

Mina Ahadi wurde 1956 geboren. Sie war wesentlich an der Organisation der Proteste gegen die Machtergreifung Khomeinis beteiligt. Ihr erster Ehemann wurde von den Mullahs ermordet. 1981 floh sie nach Iranisch-Kurdistan. Sie gründete das Internationale Komitee gegen Steinigung, das Komitee gegen die Todesstrafe und hat den Zentralrat der Ex-Muslime Deutschland mitgegründet, dessen Vorsitzende sie ist.

Mina Ahadi berichtete, wie sie am 8. März 1979 als 22jährige ihre erste Rede gehalten habe. Damals wandte sie sich gegen das Kopftuch. Frauenrechte seien universal, sie kämpfe seit 34 Jahren gegen die Sharia. Das Mullahregime sei durch westliche Regierungen, auch durch die USA, an die Macht gebracht worden, denn es sollte die Revolution niederschlagen. Zuerst habe sich das Regime gegen die Frauen gerichtet. Ihnen sei gedroht worden: Entweder, ihr tragt das Kopftuch, oder wir schlagen euch!

Im Frankfurter Publikum seien mehrere Frauen, die vor der Steinigung gerettet wurden. Zur Steinigung würden die Frauen lebendig eingegraben. Für die Machthaber im Iran seien Frauen halbe Menschen. Der Westen und die USA hätten dazu geschwiegen.

Die sogenannten Islamwissenschaftler hätten mit dem islamistischen Elend ein sehr erfolgreiches Geschäft gemacht. Der Islamwissenschaftler Udo Steinbach, den sie treffend Ayatollah Steinbach nannte, habe mit seinem Hamburger Orientinstitut dem politischen Islam den Rücken gestärkt.

Religion ist frauenfeindlich

Millionen von Frauen hätten etwas gelernt: Religion ist frauenfeindlich. Dies gelte insbesondere für den Islam. Frauen würden immer wieder bedroht. Salman Rushdie habe 20 Jahre im Untergrund leben müssen, wegen Khomeinis Todesfatwa gegen ihn. Jetzt brauche er das nicht mehr, der Kampf der Frauen habe auch ihm geholfen.

Der Aufstand im Iran sei auch ein Schlag gegen die Multikulturalisten und Relativisten gewesen. In den letzten Jahren sei die Femen-Bewegung für den weltweiten Kampf der Frauen gegen Gewalt besonders wichtig geworden. Die in Tunesien und Ägypten regierenden Islamisten seien durch die Gegenbewegung bereits geschwächt an die Macht gekommen. Gefördert worden seien sie durch die USA und die westlichen Regierungen. Der Kampf sei noch nicht entschieden. Mina Ahadi schlug eine internationale Koalition gegen die Sharia vor.

Religion als Selbstbetrug

Die Bundestagsabgeordnete Sabine Leidig sprach als Gast ein Grußwort. Sie ist verkehrspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE und überbrachte solidarische Grüße von allen LINKEN. Sie erklärte, Frauen hätten es gewagt, gegen die herrschenden Verhältnisse aufzustehen. Was könne die Bundestagsfraktion der LINKEN tun? Sie selbst habe viel von Karl Marx gelernt, dessen bekannter Satz über die Religion oft falsch zitiert werde. Er habe nämlich nicht gesagt, „Religion ist Opium für das Volk“ sondern „Religion ist Opium des Volkes“. In diesem Satz stecke der Hinweis auf den Selbstbetrug der Gläubigen drin. Es gelte, den islamistischen Herrschaftsverhältnissen etwas entgegenzusetzen. Eine erfreulich kritische Stellungnahme, aber ob Frau Leidig damit allen Mitgliedern ihrer Fraktion aus dem Herzen sprach, darf getrost bezweifelt werden.

Gesteinigt wird nur im Islam

Im Anschluss an die Vorträge wurde den Zuhörern und Zuhörerinnen Gelegenheit für Fragen und Diskussionsbeiträge gegeben. Maryam Namazie betonte in der Diskussion, es könne keine Gleichheit ohne Klassengleichheit geben. Einer der Anwesenden, ein Inder, befürchtete, in Indien könne Islamkritik die hinduistische Rechte munitionieren in ihren Genozid-Aktionen gegen Moslems. Maryam Namazie stimmte dem zu. In Europa stelle sich dasselbe Problem der Instrumentalisierung durch Rechte. Man dürfe dieses Feld nicht den Rechten überlassen. Die Rechten hätten dieselben Ziele, ob moslemische, hinduistische oder christliche Rechte. Mina Ahadi erzählte, sie sei wegen ihrer Positionen von der Linkspartei attackiert worden. In Deutschland habe man mit Islamkritik nur eine geringe Chance. Im Iran gebe es jeden Tag zwei Hinrichtungen. Dennoch habe beispielsweise Joschka Fischer am 8. März mal den damaligen iranischen Präsidenten Chatami getroffen.

Eine Vertreterin von Terre des Femmes hielt es für nötig, in die Aktionen gegen die Sharia auch andere Religionen einzubeziehen. Maryam Namazie entgegnete, gesteinigt werde aber in der heutigen Zeit nur im Islam. Heute sei der Kampf ein Kampf gegen den Islam und den Islamismus.

Fazit

Im Kampf gegen mit dem Islam begründete Frauenunterdrückung und Menschenrechtsverletzungen überhaupt war diese erfolgreiche Veranstaltung vorbildlich. Der Islamismus stand im Mittelpunkt der Kritik als die heute mit Abstand gefährlichste religiöse Bewegung, ohne dass nichtislamische Religionen verschont wurden. Ebenso markierten die Beiträge eine klare Grenze zu rechten und rassistischen Instrumentalisierungen von Islamkritik, die von allen Rednerinnen als emanzipatorisch verstanden wurde. Dieser grundsätzlichen Wertung tun auch manche kritikwürdige Äußerungen keinen Abbruch, etwa die im Bericht angesprochene, manchmal inflationäre Verwendung des Faschismusbegriffs.

Zu loben ist auch die gute Organisation unter Federführung von Shahnaz Moratab.
Videomitschnitte der Konferenzbeiträge werden ins Internet gestellt.

Klaus Blees

Der Autor ist Mitarbeiter im Kompetenzzentrum Islamismus der Aktion 3.Welt Saar.