Von realistisch bis euphemistisch

Das mediale Echo auf die Weltsynode

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Die überalterte Männergesellschaft des Vatikans hat längst jede Relevanz für den Alltag der Menschen verloren
Katholische Würdenträger auf dem Petersplatz

Die Weltsynode der katholischen Kirche in Rom ist am Sonntag zu Ende gegangen. Der Abschlussbericht liegt vor und wurde in den Medien ausführlich gewürdigt. Ob aber die Veranstaltung ein Erfolg oder ein Misserfolg war, darüber scheiden sich die Geister.

Das entscheidende Thema für Katholiken und insbesondere für Katholikinnen in Deutschland war die Ordination von Frauen zu Priesterinnen oder zumindest zu Diakoninnen. Zu dieser Frage zitiert der Stern aus dem Schlussdokument: "Die Frage des Zugangs von Frauen zum Diakonat bleibt offen." – und berichtet weiter: "Trotzdem gab es zu diesem Punkt fast 100 Gegenstimmen". Bei einer Großveranstaltung, die Ergebnisse hätte liefern sollen, war die Abwesenheit eines Ergebnisses in der Frauenfrage daher auch bei vielen Presseberichten das zentrale Thema.

Die realistischen Stimmen

Die Zeit und der Stern titeln wortgleich: "Katholische Kirche verschiebt Frauenfrage". Die Welt ist etwas provokanter: "Die Diskriminierung von Frauen bleibt bestehen".

Die Frankfurter Allgmeine ist beim Titel noch zurückhaltend: "Weltsynode ohne klare Entscheidung zur Rolle der Frauen", findet dann aber deutliche Worte:

"Ohne Aussicht auf konkrete Reformen sind die Beratungen der katholischen Weltsynode zu Ende gegangen. Bei dem Treffen von mehr als 360 Bischöfen … wurde nach fast vier Wochen eine Erklärung verabschiedet, die in vielen Punkten vage blieb. Die Hoffnung, dass es unter Papst Franziskus jetzt zu wesentlichen Veränderungen kommt, wurde enttäuscht."

Im Artikel der FAZ kommt auch der Theologe Thomas Schüller zu Wort, der seine Enttäuschung nicht verbergen kann:

"Die Synode habe 'im Grunde nichts' gebracht, sagte der Kirchenrechtler Thomas Schüller aus Münster der Deutschen Presse-Agentur. In vielen strittigen Themen habe Franziskus nach der Maxime gehandelt: 'Ich, der Papst, bin die Kirche. Basta.'"

Eine mögliche Erklärung für die Unentschlossenheit glaubt die Zeit erkannt zu haben:

"Umfragen zeigen in Deutschland immer wieder, dass eine große Mehrheit der Gläubigen den Zugang von Frauen zu den Kirchenämtern einfordert. Jedes Jahr treten Hunderttausende aus der Kirche aus, auch weil hier nichts passiert. In anderen Teilen der Welt hingegen gewinnt die katholische Kirche nach jüngsten Zahlen weiterhin Mitglieder dazu. … Außerhalb Europas sind Gläubige und besonders Bischöfe teilweise viel konservativer eingestellt. Beobachter sehen darin einen wesentlichen Grund dafür, dass das Abschlussdokument sehr vage formuliert ist: Es muss ein breites Spektrum an Meinungen abdecken."

Mit allzu wagen Formulierungen können beide Seiten nicht zufrieden sein. Dazu schreibt die Zeit:

"Bezeichnend ... ist, dass Reformer die Ergebnisse ebenso kritisierten wie Konservative. So warf der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller dem Papst vor, sich in der Frauenfrage 'um eine dogmatisch klare Antwort herumzudrücken'."

Die euphemistischen Stimmen

Bei Focus Online wird der gleiche Sachverhalt schon im Titel positiver dargestellt: "Katholische Weltsynode will Einführung des Diakonats für Frauen prüfen lassen" und schreibt dann weiter:

"Die Stellung von Frauen in der Katholischen Kirche war ein zentrales Thema der Weltsynode. 'Es besteht ein dringender Bedarf, dass Frauen an Entscheidungsprozessen teilnehmen und verantwortungsvolle Aufgaben in der Seelsorge und im Dienst übernehmen', hieß es in der Abschlusserklärung."

Der Titel der Neuen Zürcher Zeitung suggeriert, dass Frauen bei der Synode erfolgreich aufbegehrt hätten: "Katholische Weltsynode: Zum Schluss halten die Frauen den Fuss in die Tür". Auch im weiteren Text wird von positiven Aspekten berichtet:

"Die Weltsynode hat etwas frischen Wind in den Vatikan getragen – wie von Papst Franziskus gewünscht. … An der Konferenz in Rom waren erstmals Laien, unter ihnen auch Frauen, mit Rede- und Stimmrecht beteiligt."

Dass Frauen auf einer Versammlung im 21. Jahrhundert reden dürfen, sollte selbstverständlich sein, und dass nur 45 Frauen gegenüber 323 Männern stimmberechtigt waren, könnte auch als Affront gewertet werden. Für die NZZ ist noch Folgendes bemerkenswert:

"Bemerkenswert ist, dass Papst Franziskus darauf verzichtet hat, die Beschlüsse der Synode in ein eigenes päpstliches Schreiben zu kleiden. Vielmehr gab der Pontifex das Schlussdokument unmittelbar nach der Abstimmung zur Veröffentlichung frei. Das ist in dieser Form ein Novum im Vatikan und ein Zeichen neuer Transparenz."

Der Verzicht auf Zensur durch den Papst wird euphemistisch als "neue Transparenz" hervorgehoben, das ist in der Tat bemerkenswert.

Auch der Titel der Rheinischen Post versucht der Veranstaltung etwas Positives abzugewinnen ("Katholische Kirche offen für Frauen in Weiheämtern und Dezentralisierung") und verbreitet im weiteren Text Optimismus:

"Die katholische Kirche hat auf ihrer Weltsynode in Rom zahlreiche Beschlüsse gefasst, die zu grundlegenden Reformen führen sollen. Dazu gehört, dass sie die Frage der Zulassung von Frauen zu Weiheämtern offenhalten will."

Man hat beschlossen, in Zukunft (vielleicht) grundlegende Reformen zu beschließen, und dass die Frauenfrage "offengehalten" wird, bedeutet auch, dass bis auf Weiteres keine Frauen zu Priesterinnen geweiht werden. Nach vier Wochen Sitzung und mehreren Jahren Vorbereitung ist das nicht besonders viel.

Resümee

So einig sich die Artikel bei den Fakten sind, so unterschiedlich fällt die Bewertung aus. Manche Journalistinnen und Journalisten versuchen im Negativen noch das Positive zu sehen. Ob aus innerer Überzeugung, vorrauseilendem Gehorsam oder aufgrund von Vorgaben der Verlagsleitung kann von außen nicht beurteilt werden.

Die Synode ist zu Ende und die Hoffnungen der Katholiken und vor allem der Katholikinnen haben sich größtenteils nicht erfüllt; oder mit den Worten von Bertolt Brecht: "Wir stehen selbst enttäuscht und sehen betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen."

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