Auf fünf Kontinenten gingen am Samstag mehr als eine halbe Million Menschen beim March for Science auf die Straße, um ein Zeichen für die Freiheit der Forschung und gegen populistische Vereinfachungen zu setzen. Was vor einem Jahr als Protest in der US-Hauptstadt Washington begann, wurde schnell zu einer weltweiten Bewegung, die sich nun in ihrem zweiten Jahr etabliert und ausdifferenziert hat.
Auch in Deutschland wurden Demonstrationen, Kundgebungen und erstmalig auch Dialogveranstaltungen organisiert, an denen sich Vertreterinnen und Vertreter von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik beteiligten. In insgesamt 20 Städten demonstrierten mehrere Tausend Menschen für die Anerkennung wissenschaftlicher Erkenntnisse und gegen eine Politik sogenannter "alternativer Fakten". Gefordert wurde, dass Wissenschaft als gemeinsames Gut begriffen wird, das Politik und Gesellschaft hilft, Entscheidungen wissensbasiert und im öffentlichen Interesse zu treffen.
Viele Rednerinnen und Redner zeigten sich besorgt darüber, dass in zahlreichen Ländern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verfolgt und unterdrückt werden. Kritisiert wurde zudem die anhaltende Wissenschaftsskepsis in der Gesellschaft, der zunehmende Einfluss von Verschwörungstheorien und die Bedrohung des demokratischen Diskurses durch populistisches Vereinfachen oder Leugnen von Tatsachen als Gefahr für die Demokratie. So warnte der ESA-Astronaut Reinhold Ewald beim March for Science in Münster: "Wenn der Wissenschaft und der internationalen Zusammenarbeit der Riegel vorgeschoben wird, wird unser aller Leben schlechter."
Unterstützt wurde der March for Science erneut von zahlreichen Institutionen und prominenten Personen, darunter auch der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, der dazu aufrief, Angst mit Fakten zu bekämpfen.
4 Kommentare
Kommentare
Kay Krause am Permanenter Link
Doch, es gibt eine Alternative zu Fakten! Diese Alternative heißt (u.a) Trump,
(und Consorten, könnte man sagen.
struppi am Permanenter Link
Naja, es geht bei vielen Fragen nicht um Fakten, sondern um Meinung und Haltung. Die Fokussierung einer öffentlichen Debatte auf "Fakten" führt zu nichts.
Und Angst bekämpft man besser mit Verständniss und zuhören, als mit vermeintlichen "Fakten".
Und so zu tun, als ob alle die eine andere Meinung haben Verschwörungstheoretiker und Populisten wären, ist auch nur eine Kampagne um des Recht habens wollen. Beide Dinge haben ihre Berechtigung und sind in einem demokratischen Umfeld wichtig. Die einen versuchen Dinge zu hinterfragen und die anderen versuchen die Agenda der Politik zu durchbrechen, dass alles in einem höheren Auftrag geschieht (Alternativlos ist).
Daher sind solche Aktionen nur bedingt hilfreich, das sie eine Atmosphäre der Verächtlichung schaffen und die Menschen noch mehr in extreme Positionen drängen, die Antworten und Lösungen auf politische Fragen erwarten.
Nur mit Chemtrails und Aluhüten zu argumentieren ist auf Dauer auch keine Debattenkultur.
Kay Krause am Permanenter Link
Hallo Struppi! Was Sie da schreiben, ist sehr schön formuliert und wohl auch richtig. Jedoch darum ging es doch gar nicht.
M.f.G., K.Krause
struppi am Permanenter Link
Auch ihr Kommentar ist schön formuliert geht aber an meiner Aussage vorbei.
Denn es stimmt nicht, dass diese Diskussion über "Fakenws" durch die Aussage über "Alternative Fakten" ausgelöst wurde. Schon bei der Brexitwahl war dieser Begriff allgegenwärtig. Es geht darum bestimmte Meinungen zu diskreditieren, die von denen, die alle haben sollen, abweichen. Dazu bedient man sich der Kriminalisierung. Das ist eine ähnliche Masche wie sie auch Rechte benutzen, wenn sie Ausländer/Flüchtlinge als kriminiell markieren. In linken Kreisen nennt man heute so was Framing. Was aber im Grund ebenfalls eine Begriff ist, der eine offenen Debatte bremsen soll.
Ich finde dafür den schönsten soziologischen Begriff "Derailing". Da er das alles eigentlich richtig einordnet. Es geht darum eine konkrete Diskussion über konkrete Probleme oder auch Einschätzungen in andere Bahnen zu lenken. Was leider sehr gut gelingt. Zumindest wenn man z.b. auf Twitter unterwegs ist, läßt sich gut erkennen wie stark Menschen an eine Haltung "glauben" ohne zu Wissen was wirklich passiert oder gesagt wurde.
Sie haben es gut erkannt, der Glaube ist hier der Antrieb aller Dinge. Der Glaube daran selbst zu den Guten zu gehören und folglich sind alle anderen schlecht. Das ist auch mein Problem mit Religionen die mit diesem Wahrheitsanspruch die Grundlage aller Konflikte sind. Leider funktioniert das aber auch ohne Religion.