Sommerfest des IBKA

Menschen glauben. Auch seltsames Zeug.

Bevor das Publikum allerdings erfuhr, was man an „seltsamen Zeug“ so alles glauben kann. Gab es eine Kurzinfo zur Religion. Alle Religionen weisen mindestens drei Gemeinsamkeiten auf. Zum einen gehen die Religionsangehörigen von einer metaphysischen Wesenheit aus. Die nächste Gemeinsamkeit ist die Heilserwartung, denn es macht schließlich keinen Sinn, wenn man für die ganzen Mühen, die man sich im Diesseits auferlegt, keine Belohnung im Jenseits erfährt. Dritte Übereinstimmung sind die Verhaltensregeln, ohne die keine Religion auskommt und die, so unterschiedlich sie auch bei den Religionen ausfallen mögen, letztlich doch bei deren Einhaltung eben jene Heilserwartung umso erreichbarer erscheinen lassen, je strenger die Verhaltensregeln eingehalten werden. Während die religiösen Glaubensphänomene hinreichend bekannt sind, gibt es allerdings auch den Glauben an Dinge, die dem einen oder anderen im Publikum bislang noch nicht bekannt gewesen sein dürften.

Die hohle Erde

Unfassbar, aber wahr, es gibt Menschen, die glauben, dass das Innere der Erde hohl sei, dass im Inneren eine Sonne leuchtet und dass dort Menschen leben, darunter auch der vierzigjährige Adolf Hitler, der natürlich nicht viel älter sein kann, da im Inneren der Erde logischerweise die Zeit anders vergeht als auf der Erdkruste, wo wir Normalsterblichen drauf rumtrampeln. Die Eingänge zu diesem Lebensraum befinden sich an den Polkappen, die auf Bildern von Satelliten nie wirklich zu sehen sind, da selbstverständlich geheim gehalten werden soll, dass hier die Tore zur anderen Welt liegen. Überraschenderweise wird die Bekanntheit dieser Theorie mit 34 Prozent von 1.000 Befragten beziffert. Zur Beruhigung des Publikums lag die Zustimmungsquote allerdings nur bei vier Prozent. Dennoch ist es überraschend, dass Vulkanausbrüchen und Erdbohrungen zum Trotz, der Magmakern der Erde für die Anhänger dieser Theorie wohl nur eine Erfindung von Wissenschaftlern darstellt, die die Menschheit absichtlich in die Irre führen sollen.

Tote Präsidenten und schwarze Panther

Der Mord an dem beliebten Präsidenten John F. Kennedy hat die Gemüter – nicht nur - der Amerikaner bewegt und die These von der Allein-Täterschaft des Lee Harvey Oswald geriet recht bald ins Wanken. Die Theorie es müsse noch mindestens einen weiteren Täter gegeben haben findet demgemäß 83 Prozent Zustimmung und mehr als die Hälfte der Befragten nämlich 52 Prozent glauben, dass Oswald nicht der einzige Schütze war. In diesem Fall war das Misstrauen gegen die Allein-Täter-These jedoch von Anfang an von einer breiten Mehrheit geprägt und nicht zuletzt durch den seinerzeit eingesetzten Untersuchungsausschuss genährt worden. Vollkommen skurril hingegen ist die immer wieder auftauchende Zeitungsmeldung, dass ein schwarzer Panther gesichtet worden sei. In regelmäßigen Abständen geistert der Panther durch die Zeitungen und löst Großeinsätze der Polizei aus. Interessanterweise findet man jedoch nie eine Spur von dem Tier, auch keine Tierhaare oder Tierkadaver, die davon zeugen könnten, dass der Panther Jagd gemacht hätte. Dennoch hält sich hartnäckig der Glaube, dass ausgebüchste Wildkatzen in großer Population in deutschen Wäldern leben – unsichtbar – versteht sich.

Homöopathie und Vollmondhaarschnitt

Kein Scherz der Friseurinnung: Der Vollmondhaarschnitt erfreut sich großer Beliebtheit und unzählige Menschen – vor allem Frauen – schwören auf den nachhaltigen Effekt bei den Mondphasen-Haarschnitten. Überprüfbar oder nicht: Die Frisur sitzt angeblich besser. Doch während ein Haarschnitt selten Auswirkungen auf die Gesundheit hat, kann es bei der Anwendung von homöopathischen Mitteln schon mal tragisch enden. Das liegt freilich nicht an den Hundert bis Tausendfach verdünnten, verrührten und geschüttelten Tröpfchen irgendeiner Ursubstanz, die ein Patient zu sich nimmt, sondern vielmehr an der Tatsache, dass die herkömmliche Medizin abgelehnt wird. Hier ist in der Tat Aufklärungsarbeit zu leisten, denn es gibt nachweislich keine bis lediglich minimale Verbesserungen des Gesundheitszustandes gegenüber Placebos.

Zum Schluss seines Vortrages ging Sebastian Bartoschek noch auf die möglichen Ursachen dieser Formen des Glaubens ein. Als ersten Grund nannte er die Annahme, dass unser Handeln als Ursache auf jeden Fall eine Wirkung hervorruft. Dies kann, muss aber nicht so sein, erst die Wiederholung der exakt gleichen Handlung kann bei exakt gleichem Ergebnis als Regelmäßigkeit erwogen werden. Nichts desto trotz gab der Referent auch zu bedenken, dass die bloße Befolgung von getesteten und als replizierbar erlebten Geschehnissen nicht immer weiterhelfen kann. So hätte unser Vorfahr vor 20.000 Jahren, der mit seinen Stammesbrüdern in der Höhle sitzt durchaus Grund zur Sorge, dass man ihm eventuell ans Leder wolle, wenn sie drohend ihrer Keulen in seine Richtung schwenken und hin und wieder grunzen. Auch wenn er die Erfahrung bislang noch nicht gemacht hat, war es gewiss schlauer, die Höhle schleunigst zu verlassen und dem dumpfen Bauchgefühl zu folgen.

So kam es denn auch am Ende des Vortrags noch zu einer angeregten Diskussion, die uns hoffentlich alle dazu gebracht hat, unseren Horizont zu erweitern und unsere Neugier und unseren Forscherdrang anzuregen.

Petra Daheim