Pädagogenverband fordert Einführung von flächendeckendem islamischen Religionsunterricht

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Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) fordert die bundesweite Einführung des islamischen Religionsunterrichts an deutschen Schulen. VBE-Bundesvorsitzender Gerhard Brand sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), dass alle religiösen Gruppen die Möglichkeit haben sollten, ihren Glauben im schulischen Rahmen zu reflektieren und fundierte Kenntnisse sowohl über die eigene Religion als auch über andere Glaubensrichtungen zu erwerben. Säkulare Verbände bevorzugen dafür einen anderen Ansatz.

Brand appellierte an die politischen Entscheidungsträger, entsprechende Bildungsangebote zügig zu realisieren. Bestehende Modellprojekte zum islamischen Religionsunterricht müssten laut Brand systematisch evaluiert, bedarfsgerecht weiterentwickelt und kurzfristig ausgeweitet werden.

Der islamische Religionsunterricht ist derzeit nicht einheitlich geregelt: Während Länder wie Nordrhein-Westfalen, Bayern, Hessen, Niedersachsen und das Saarland bereits entsprechende Angebote etabliert haben, gibt es andernorts keine flächendeckende Umsetzung.

Der VBE hat 164.000 Mitglieder, die vor allem an Grund-, Haupt-, Real-, Förder- und Gesamtschulen tätig sind. 1970 ging er aus dem Verband der Katholischen Lehrerschaft Deutschlands (VKLD) hervor.

Rainer Ponitka, der erste Vorsitzende des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA), der schon seit Jahren eine Kampagne mit dem Titel "Reli Adieu!" fährt, hält nichts von dem Vorstoß des Lehrerverbandes: "Die Befürworter eines flächendeckenden islamischen Religionsunterrichts argumentieren, dass dieser ein Gegengewicht zum islamischen Fundamentalismus sein könne. Der IBKA lehnt die Einführung eines islamischen Religionsunterrichts ab, vielmehr fordern wir die Zurückverlagerung jeglichen Religionsunterrichts in die jeweiligen Religionsgemeinschaften."

Um Alternativen zum Fundamentalismus aufzuzeigen, schlägt der IBKA einen religiös und weltanschaulich neutralen Unterricht in Religions- und Weltanschauungskunde vor, an dem alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen teilnehmen. "In meinen Augen", sagt Ponitka, "könnte dies auch fachübergreifend geschehen."

Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1987 sei der Gegenstand des Religionsunterrichts, "die Glaubenssätze der jeweiligen Religionsgemeinschaft als bestehende Wahrheit zu vermitteln". "Hier soll also gar kein objektives Wissen vermittelt werden", stellt Ponitka fest. Sicherlich würden an alle anderen Schulfächer viel höhere Ansprüche gestellt. "Wären Schulen verpflichtet, offensiv über die Freiwilligkeit der Teilnahme am Religionsunterricht zu informieren, so würde sich das Thema wahrscheinlich von selbst erledigen."

Der Zentralrat der Konfessionsfreien verweist auf Anfrage des Humanistischen Pressedienstes darauf, im Juni eine Petition der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Hamburg unterstützt zu haben, in der eine verpflichtende Alternative zum Religionsunterricht in den Klassen 1 bis 6 an Hamburger Schulen gefordert wurde.

Problematische Lehrer

Auch problematisch sind zudem die Lehrer, die den vom VBE geforderten islamischen Religionsunterricht geben würden. In einer im März 2024 veröffentlichten Studie mit dem Titel "Angehende islamische Theologen und islamische Religionslehrer in Deutschland: zwischen Fundamentalismus und Reformorientierung" untersuchten Abdulkerim Şenel vom Zentrum für Islamische Theologie und Sarah Demmrich vom Exzellenzcluster "Religion und Politik" der Universität Münster die Einstellungen islamischer Studierender in Deutschland.

Mehr als zwei Drittel der Befragten (67,8 Prozent) gaben an, sich von der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DİTİB), die als von der türkischen Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan beeinflusst gilt, und/oder der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) vertreten zu fühlen. Die IGMG wird im Verfassungsschutzbericht des Bundes aus dem Jahr 2022 unter der Rubrik "Islamismus" aufgeführt.

Auch im sozialen Umfeld zeigten sich klare Tendenzen. 57,2 Prozent der Studierenden haben ausschließlich oder überwiegend muslimische Freunde. 20,3 Prozent stimmten der Aussage zu, dass Männer berufstätig sein und Frauen sich um den Haushalt kümmern sollten. Eine Mehrheit (60,7 Prozent) sieht Männer als primär verantwortlich für den finanziellen Unterhalt der Familie. Über die Hälfte (53,5 Prozent) sprach sich dafür aus, das Händeschütteln mit dem anderen Geschlecht zu vermeiden. Die Aussage, dass Frauen "mild geschlagen" werden dürfen, wurde hingegen von 98,0 Prozent der Befragten deutlich abgelehnt.

Politische und weltanschauliche Einstellungen offenbaren weitere Spannungsfelder: 55,9 Prozent der Studierenden machten den Westen für die schlechten Lebensbedingungen in vielen islamischen Ländern verantwortlich und glauben, dass gezielt verhindert werde, dass der Islam wieder zur Hochkultur aufsteigt. Fast die Hälfte (47,2 Prozent) sprach dem Staat Israel das Existenzrecht ab, und 37,3 Prozent bezeichneten Juden als Feinde. Assimilierte Muslime wurden hingegen nur von 12,3 Prozent als feindlich wahrgenommen.

Auch die Haltung zur Rolle des Islam in Staat und Gesellschaft wurde abgefragt: 22,2 Prozent befürworteten eine Islamisierung der Politik, 25,0 Prozent eine Islamisierung des Rechtssystems. 22,6 Prozent unterstützten eine islamistische Geschlechterordnung. Gewalt zur Verbreitung des Islam wurde von 10,3 Prozent in Form reaktiver und von 6,0 Prozent in Form aktiver Maßnahmen gegenüber Nicht-Gläubigen akzeptiert.

Ob diese angehenden Lehrer Kindern die Werte einer offenen, demokratischen Gesellschaft vermitteln können, ist mehr als fraglich.

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