Sommerfest des IBKA

OVERATH. (hpd) Zum sechsten Mal in Folge veranstaltete der Landesverband NRW des IBKA ein politisches Sommerfest mit Vorträgen und Diskussionsrunden. Eingeladen waren Rainer Ponitka mit seinem Vortrag Religion ist kein Unterricht" und Sebastian Bartoschek, der zum Thema Menschen glauben. Auch seltsames Zeug. referierte.

Neuer Ort - Neue Gesichter

Nachdem das Sommerfest fünf Jahre lang im Kölner Raum stattfand, hatte der Landesvorstand beschlossen in den „Pott“ zu wechseln. Die Entscheidung für Dortmund war goldrichtig. Viele Neu- und Altmitglieder, insbesondere aus Paderborn und dem Ruhrgebiet, denen die Anreise nach Köln zu weit war, nahmen an der Landesversammlung teil, so dass bereits für dieses Event eine Rekordteilnehmerzahl erreicht wurde. Neben den Berichten des Landesvorstandes und der Regionalgruppen, gab es eine Nachwahl in den Landesvorstand. Eva Creutz, bereits wegen ihren Aktivitäten beim Düsseldorfer Aufklärungsdienst bekannt und geschätzt, ergänzt nunmehr den Landesvorstand NRW als Beisitzerin. Schon in der Aussprache während der Landesversammlung wurde deutlich: Ein großes Konfliktpotential für nichtreligiöse Eltern und ihre Kinder liegt gerade in Nordrhein-Westfalen im Bereich Schule. So passte es trefflich, dass das erste Referat von Rainer Ponitka (AG Schule des IBKA) dieses Thema aufgriff.

Religion ist kein Unterricht

Nach einer Kurzdokumentation der Geschichte des Religionsunterrichts in Deutschland drang der Referent schnell zum Kern der Probleme und Missstände rund um den Religionsunterricht an Schulen vor.

Die spezielle Bezeichnung der „Religionslehre als ordentliches Lehrfach“ bedeutet keinesfalls, dass sich dieses Fach in den üblichen Fächerkanon einreiht. Vielmehr wird hier auf Grundlage der Art.7.2 und 7.3 GG das Privileg für die Religionsausübung - ausnahmsweise auch an der staatlichen Schule - definiert, sowie die Finanzierung der Sach- und Personalkosten des Religionsunterrichts durch den Schulträger festgestellt. Jegliche andere Interpretation - insbesondere jene, die aufgrund des Adjektivs „ordentlich“ eine Teilnahmeverpflichtung sowohl für religiöse als auch für nichtreligiöse Schüler konstruieren will, ist verfehlt.

Beschäftigungstherapie für Religionsabmelder

Dem entsprechend kann der religionsmündige Schüler oder - vor der Vollendung des 14. Lebensjahres - die Erziehungsberechtigen, mittels schriftlicher Willenserklärung die Befreiung vom Religionsunterricht verlangen. Eine Einschränkung der Abmeldung auf bestimmte Termine (nur zum Schuljahresbeginn) ist unzulässig. Ebenfalls nicht zulässig ist die Verbringung der nicht am Religionsunterricht teilnehmenden Schüler in anderen Klassen, beim Hausmeister, auf dem Schulflur oder in flugs eingerichteten „Ersatzfächern“.

Einzig zulässig ist die Einrichtung eines inhaltlich und organisatorisch mit dem Religionsunterricht gleichwertigen Faches, (in NRW bislang nur Praktische Philosophie), die Beaufsichtigung der Schüler in einem Silentium oder - und das ist für die meisten Schulen die praktikabelste Lösung - die Religionsstunden liegen in den Eckstunden und die Schüler gehen früher oder kommen später. Der oftmals vorgebrachte Einwand, man könne den Religionsflüchtlingen nicht freigeben, denn dann hätten die am Religionsunterricht teilnehmenden Schüler ja einen zeitliche Mehrbelastung ist eine direkte Folge der Privilegierung der Relgionsunterrichtsanbieter und kann nun wahrlich nicht zum Nachteil derer gereichen, die auf diese Privilegien keinen Wert legen.

Die staatliche Bekenntnisschule grenzt aus

Eine Sonderform und mittlerweile nicht nur bei Konfessionsfreien ein echter Aufreger sind die staatlichen Bekenntnisschulen. Hier wird katholisch (überwiegend) oder evangelisch (weniger) gelehrt und gelernt mit allen Konsequenzen. Eltern und Kinder, die dem entsprechenden Bekenntnis nicht angehören, werden damit konfrontiert, bei der Einschulung anzugeben, dass sie ausdrücklich die evangelische oder katholische Erziehung wünschen. Man legt ihnen nahe, während der Beschulungsdauer nicht aus der Kirche auszutreten, eine Abmeldung vom Religionsunterricht kann im Schulverweis enden. Rainer Ponitka macht darauf aufmerksam, daß diese Schulform so nur noch in NRW existiert und dringend abgeschafft gehört. Was soll man auch von einer Schulform halten, deren Grundstatuten nichts anderes ausdrücken als: Muslime, Juden, Buddhisten, Nichtchristen - Unerwünscht!

Rainer Ponitka beendete sein Referat im launigen Zitieren von Zuschriften von Schulleitern und einem Schulseelsorger, die auf die Rundschreiben des IBKA NRW an alle öffentlichen Schulen in den Jahren 2007 bis 2010 reagiert hatten. Zumindest ließ sich den Antworten entnehmen, dass nicht Boshaftigkeit sondern vielmehr Unkenntnis bis hin zur totalen Ahnungslosigkeit Ursache für so manche vermeidbare Auseinandersetzung rund um den Religionsunterricht sind.

Nachdem sich das Publikum mit Grillgut, Salaten und Desserts gestärkt hatte, betrat der zweite Referent, Sebastian Bartoscheck, Diplom-Psychologe, freier Journalist und Autor das Podium.

Menschen glauben. Auch seltsames Zeug.

Bevor das Publikum allerdings erfuhr, was man an „seltsamen Zeug“ so alles glauben kann. Gab es eine Kurzinfo zur Religion. Alle Religionen weisen mindestens drei Gemeinsamkeiten auf. Zum einen gehen die Religionsangehörigen von einer metaphysischen Wesenheit aus. Die nächste Gemeinsamkeit ist die Heilserwartung, denn es macht schließlich keinen Sinn, wenn man für die ganzen Mühen, die man sich im Diesseits auferlegt, keine Belohnung im Jenseits erfährt. Dritte Übereinstimmung sind die Verhaltensregeln, ohne die keine Religion auskommt und die, so unterschiedlich sie auch bei den Religionen ausfallen mögen, letztlich doch bei deren Einhaltung eben jene Heilserwartung umso erreichbarer erscheinen lassen, je strenger die Verhaltensregeln eingehalten werden. Während die religiösen Glaubensphänomene hinreichend bekannt sind, gibt es allerdings auch den Glauben an Dinge, die dem einen oder anderen im Publikum bislang noch nicht bekannt gewesen sein dürften.

Die hohle Erde

Unfassbar, aber wahr, es gibt Menschen, die glauben, dass das Innere der Erde hohl sei, dass im Inneren eine Sonne leuchtet und dass dort Menschen leben, darunter auch der vierzigjährige Adolf Hitler, der natürlich nicht viel älter sein kann, da im Inneren der Erde logischerweise die Zeit anders vergeht als auf der Erdkruste, wo wir Normalsterblichen drauf rumtrampeln. Die Eingänge zu diesem Lebensraum befinden sich an den Polkappen, die auf Bildern von Satelliten nie wirklich zu sehen sind, da selbstverständlich geheim gehalten werden soll, dass hier die Tore zur anderen Welt liegen. Überraschenderweise wird die Bekanntheit dieser Theorie mit 34 Prozent von 1.000 Befragten beziffert. Zur Beruhigung des Publikums lag die Zustimmungsquote allerdings nur bei vier Prozent. Dennoch ist es überraschend, dass Vulkanausbrüchen und Erdbohrungen zum Trotz, der Magmakern der Erde für die Anhänger dieser Theorie wohl nur eine Erfindung von Wissenschaftlern darstellt, die die Menschheit absichtlich in die Irre führen sollen.

Tote Präsidenten und schwarze Panther

Der Mord an dem beliebten Präsidenten John F. Kennedy hat die Gemüter – nicht nur - der Amerikaner bewegt und die These von der Allein-Täterschaft des Lee Harvey Oswald geriet recht bald ins Wanken. Die Theorie es müsse noch mindestens einen weiteren Täter gegeben haben findet demgemäß 83 Prozent Zustimmung und mehr als die Hälfte der Befragten nämlich 52 Prozent glauben, dass Oswald nicht der einzige Schütze war. In diesem Fall war das Misstrauen gegen die Allein-Täter-These jedoch von Anfang an von einer breiten Mehrheit geprägt und nicht zuletzt durch den seinerzeit eingesetzten Untersuchungsausschuss genährt worden. Vollkommen skurril hingegen ist die immer wieder auftauchende Zeitungsmeldung, dass ein schwarzer Panther gesichtet worden sei. In regelmäßigen Abständen geistert der Panther durch die Zeitungen und löst Großeinsätze der Polizei aus. Interessanterweise findet man jedoch nie eine Spur von dem Tier, auch keine Tierhaare oder Tierkadaver, die davon zeugen könnten, dass der Panther Jagd gemacht hätte. Dennoch hält sich hartnäckig der Glaube, dass ausgebüchste Wildkatzen in großer Population in deutschen Wäldern leben – unsichtbar – versteht sich.

Homöopathie und Vollmondhaarschnitt

Kein Scherz der Friseurinnung: Der Vollmondhaarschnitt erfreut sich großer Beliebtheit und unzählige Menschen – vor allem Frauen – schwören auf den nachhaltigen Effekt bei den Mondphasen-Haarschnitten. Überprüfbar oder nicht: Die Frisur sitzt angeblich besser. Doch während ein Haarschnitt selten Auswirkungen auf die Gesundheit hat, kann es bei der Anwendung von homöopathischen Mitteln schon mal tragisch enden. Das liegt freilich nicht an den Hundert bis Tausendfach verdünnten, verrührten und geschüttelten Tröpfchen irgendeiner Ursubstanz, die ein Patient zu sich nimmt, sondern vielmehr an der Tatsache, dass die herkömmliche Medizin abgelehnt wird. Hier ist in der Tat Aufklärungsarbeit zu leisten, denn es gibt nachweislich keine bis lediglich minimale Verbesserungen des Gesundheitszustandes gegenüber Placebos.

Zum Schluss seines Vortrages ging Sebastian Bartoschek noch auf die möglichen Ursachen dieser Formen des Glaubens ein. Als ersten Grund nannte er die Annahme, dass unser Handeln als Ursache auf jeden Fall eine Wirkung hervorruft. Dies kann, muss aber nicht so sein, erst die Wiederholung der exakt gleichen Handlung kann bei exakt gleichem Ergebnis als Regelmäßigkeit erwogen werden. Nichts desto trotz gab der Referent auch zu bedenken, dass die bloße Befolgung von getesteten und als replizierbar erlebten Geschehnissen nicht immer weiterhelfen kann. So hätte unser Vorfahr vor 20.000 Jahren, der mit seinen Stammesbrüdern in der Höhle sitzt durchaus Grund zur Sorge, dass man ihm eventuell ans Leder wolle, wenn sie drohend ihrer Keulen in seine Richtung schwenken und hin und wieder grunzen. Auch wenn er die Erfahrung bislang noch nicht gemacht hat, war es gewiss schlauer, die Höhle schleunigst zu verlassen und dem dumpfen Bauchgefühl zu folgen.

So kam es denn auch am Ende des Vortrags noch zu einer angeregten Diskussion, die uns hoffentlich alle dazu gebracht hat, unseren Horizont zu erweitern und unsere Neugier und unseren Forscherdrang anzuregen.

Petra Daheim