440 Tonnen schwer, 36 m hoch…

Priester Zygmunt Zimnawoda, der aktuelle Vorsteher der Pfarrgemeinde, die Priester Zawadzki einst gründete, macht uns auf den Unterschied zwischen Religionstouristen und Pilgern aufmerksam. Ihm gehe es nicht um die touristische Attraktion der Christus-König-Statue; gelegentlich werde ein Feldaltar aufgebaut, um dort eine feierliche Messe zu begehen. Doch nach Meinung des Geistlichen ist der echte heilige Ort das Sanktuarium des Kirchengebäudes, dort sollen die Pilger hinkommen und beten. Daher weise die rechte Hand der Jesusstatue auf die Kirche, so als wolle sie in stiller Form sagen: Macht nicht nur Fotos, sondern geht in die Kirche, da ich in Wirklichkeit dort anwesend bin. Somit ist die Kirche nach Aussagen von Priester Zimnawoda seit 2006 Tag und Nacht für den Publikumsverkehr geöffnet. Er selbst habe in den Sommerferien aufgrund des Ansturms keine Zeit, um Urlaub zu machen oder seine Familie zu besuchen. So bekommen nach Meinung des Priesters auch Religionstouristen einen Impuls, der sie zum Glauben hinführen soll.

Der größte Jesus der Welt kann jedoch nicht nur als begehrtes Reiseziel für Touristen und Pilger glänzen. Nein – er dient zudem als Veranstaltungszentrum für Świebodzin und manchmal für ganz Polen. Zum Beispiel veranstaltete die Vereinigung der Familien von Świebodzin (ARS FAMILIA) dieses Jahr zum zweiten Mal ein Familienfest unter der Figur. Davor gab es eine heilige Messe im Sanktuarium, danach sind die Gläubigen zur Statue gegangen, wo eine Szene für diesen Anlass aufgebaut und ein Volksfest veranstaltet wurde. Mit dabei waren Besucher aus der deutschen Partnerstadt Friesoythe (im Oldenburger Münsterland). Auch werden Läufe in der Stadt veranstaltet, wobei Zentrum dieser die Jesusstatue ist.

Ein Ereignis von nahezu polenweitem Charakter war das „Śzwiebodzinerio“, veranstaltet zur Zeit des Weltjugendtages 2013 in Rio de Janeiro. Dabei hat die Kirche eine Art nationalen Weltjugendtag für junge Gläubige veranstaltet, die sich die Reise nach Rio nicht leisten konnten. Dazu wurde vor der Statue eine ligurische und eine Musikszene aufgebaut – zur Veranstaltung kamen Jugendliche aus der ganzen Westwand Polens (ca. 3.000 Personen).

Kosten

Die von den Gläubigen und der Kirche getragenen Kosten sind nach Aussagen von Priester Zimnawoda nicht in Zahlen zu fassen. Je nach Quelle werden bis zu 3,5 Millionen Euro genannt. Zwar könne man die zweckgerichteten Spenden auf den Konten zusammenrechnen, meinte Priester Zimnawoda, doch wurden daneben viel ehrenamtliche Arbeitskraft sowie kostenlose oder vergünstigte Baumaterialien zu Verfügung gestellt, was die Aufrechnung schwierig machen würde. Die Kosten für den Unterhalt der Statue sind auch nicht bekannt – Priester Zimnawoda erwartet, dass die innere Konservierung der Statue circa zehn Jahr hält, bisher sind Unterhaltskosten nicht angefallen.

Die Stadt Swiebodzin gibt ihren Teil dazu

Säkulare Kommentatoren und Kritiker, die in Polen oft als „kirchenfeindlich“ bezeichnet werden, monieren häufig die hohen Subventionen, die die Kirchen und Glaubensgemeinschaften aus dem Staatshaushalt erhalten. Analog dazu kam bei der Errichtung der Statue die Anschuldigung gegenüber lokalen Volksvertretern auf, der Bau der Jesus-Statue sei offen oder verdeckt subventioniert worden.

Krzystof Tomalak, Stellvertreter des Bürgermeisters, entgegnet diesen Vorwürfen, die Stadt habe nie etwas mit der Errichtung der Figur zu tun gehabt und half in keiner Weise dabei. Die Idee stamme ausschließlich von der Kirche und hätte sich die Stadt daran beteiligt, hätten bestimmte Verfahren wie zum Beispiel die öffentliche Ausschreibung eingehalten werden müssen. Das Grundstück, auf dem die Statue stehe sei ferner von der staatlichen Agentur landwirtschaftlicher Immobilien verpachtet.

Doch die Stadt leiste laut Tomalak ihren Beitrag aus Dankbarkeit für dieses Symbol, das die Stadt sehr bekannt gemacht hat und viele Touristen in den Ort lockt. Auf einem staatlichen Grundstück wird ein großer Parkplatz gebaut, auf dem einige Dutzend Autos und mehr als zehn Autobusse Parkmöglichkeiten erhalten. Hinzu kommt eine durch Mittel der Stadt gebaute asphaltierte Zufahrtsstraße.

Nach Angaben des stellvertretenden Bürgermeisters gebe es jedoch kein diesbezügliches Tourismuskonzept für die Stadt und den Kreis, da umliegende Kreise mit besseren Erholungsmöglichkeiten wie Seen und Wälder aufwarten können. Nachgedacht werde jedoch über Hinweisschilder an der Autobahn, von wo aus man den Jesus nicht sehen kann. In der Stadt selbst brauche es keine Hinweisschilder, da die Statue schon von weitem erkennbar und die Stadt klein ist. Allerdings ist die Statue auf der neuesten Informationstafel in der Stadtmitte (unten rechts) zu sehen.

Beispielbild
Die "nagelneue" Stadtinformationstafel mit der Statue im Mittelfeld rechts unten

Logistik der Inszenierung

Die Stadt Świebodzin liegt an der internationalen Eisenbahnstrecke von Berlin nach Warschau. Bei der Vorbeifahrt ist die Statue aus den Waggons für die Reisenden zu sehen. Es kreuzen sich am Ort die überregionale Landesstraße S2 von Frankfurt/Oder nach Posen und die Landesstraße S3 von Stettin nach Zielona Góra. Die S3 ist vierspurig (als E 65) ausgebaut, hat eine direkte Ausfahrt zur Statue und ist der Zubringer zur nördlich an Świebodzin vorbeiführenden neuen Autobahn A2 (Berlin – Frankfurt/Oder – Warschau), die wichtigste Ost-West-Achse des polnischen Straßenverkehrs.