BERLIN. (hpd) Das Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung kritisiert den fortgesetzten Schulterschluss evangelischer Bischöfe, insbesondere des Berliner Bischofs Dröge, mit christlichen Fundamentalisten und radikalen Gegnern des Rechts auf Familienplanung.
Der für den kommenden Samstag angekündigte „Marsch für das Leben“ christlicher Gegner der reproduktiven Selbstbestimmung hat auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Grußworte von Kirchenfunktionären erhalten.
Dieses Jahr sind dabei (in alphabetischer Reihenfolge): Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit / Bischof Dr. Dr. h. c. Markus Dröge / Bischof Dr. Felix Genn / Bischof Dr. Friedhelm Haas / Bischof Gregor Maria Hanke OSB / Präses Ansgar Hörsting / Bischof Dr. Heiner Koch / Erzbischof Joachim Kardinal Meisner / Apostolischer Nuntius und Erzbischof Dr. Jean-Claude Périsset / Prof. Dr. Patrick Sensburg MdB / Erzbischof Dr. Werner Thissen / Bischof Hans-Jörg Voigt / Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann / Erzbischof Dr. Rainer Maria Kardinal Woelki / Bischof Dr. Konrad Zdarsa / Erzbischof Dr. Robert Zollitsch.
Die Unterstützung dieser Aktion von christlichen Fundamentalisten durch die katholische Kirche und ihrer Bischöfe ist bekannt. Aber auch evangelische Bischöfe reihen sich immer wieder ein und vergreifen sich dabei, wie in diesem Jahr die Bischöfe Dr. Hans Jürgen Abromeit (Mecklenburg Vorpommern) und Dr. Markus Dröge (Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz), in historischer Perspektive und Tonlage.
„Wir sehen es als einen Skandal an, wenn Vertreter der Evangelischen Kirche daran mitwirken, dass Mädchen und Frauen durch Gesetze dazu verpflichtet werden, auch ungewollte Schwangerschaften auszutragen. Der radikale religiöse Fundamentalismus darf in unser Hauptstadt nicht gesellschaftsfähig werden.“
Das erklärte Sybill Schulz vom Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung am Mittwoch. Anlass dazu war die Unterstützung einer Demonstration von radikalen Gegnern des Menschenrechts auf selbstbestimmte Familienplanung durch den Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge.
Unter dem Deckmantel des Einsatzes für das Recht auf Leben fordern die im Bundesverband Lebensrecht versammelten Vereine die Wiedereinführung eines faktischen Gebärzwangs für Frauen durch das Strafgesetzbuch sowie ein Verbot des Rechts auf ein würdiges und selbstbestimmtes Lebensende in ganz Europa.
„Es ist außerdem kein Geheimnis, dass von den dort versammelten Gruppierungen auch die Diskriminierung von Menschen akzeptiert wird, die nicht heterosexuell sind. Als ein Vertreter der Evangelischen Kirche sollte sich Dröge von den totalitären Zielen und diskriminierenden Ansichten innerhalb dieses Verbandes deutlich distanzieren, statt sie unter dem Missbrauch von Sätzen wie ‚Ja zur Unverfügbarkeit des Lebens‘ und des Begriffs der Menschenwürde kontinuierlich gesellschaftsfähig zu machen“, sagte Sybill Schulz weiter.
Der Verweis auf die Opfer der Judenpogrome während der Nazi-Diktatur im Grußwort des Bischofs stelle angesichts historischer Tatsachen und der gesellschaftlichen Realität eine „perfide Rhetorik zu Lasten des für uns nicht verhandelbaren Menschenrechts auf sexuelle Selbstbestimmung dar.“
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Bischof Dr. Dr. h.c. Markus Dröge
Marsch für das Leben Berlin
21. September 2013
Unter dem Titel „Zerstörte Vielfalt“ erinnern wir in diesem Jahr in Berlin in besonderer Weise an die von den Nationalsozialisten vertrieben en und ermordeten Mitbürger. Anlass ist der 75. Jahrestag des Judenpogroms vom November 1938 sowie die Machtübernahme Adolf Hitlers am 30. Januar vor 80 Jahren. Zu den Gräueltaten der Nationalsozialisten gehörten auch die Euthanasie-Morde. Die Forschung geht derzeit von insgesamt 300.000 Opfern des sogenannten Euthanasie-Programms in Europa aus.
Das Gedenken ist uns heute eine Mahnung, dass wir uns nicht das Recht anmaßen dürfen, Leben als unwert zu bezeichnen und daraus die Rechtfertigung ziehen, es zu beenden. Wir brauchen eine Kultur, die deutlich macht, dass das Leben in seinen vielfältigen Formen ein Geschenk ist, das uns anvertraut wurde, damit wir sorgsam damit umgehen.
Als Christinnen und Christen verkündigen wir die Botschaft des Lebens und bezeugen damit, dass die unzerstörbare Würde eines jeden Menschen von Gott gegeben ist und unabhängig von seinen Eigenschaften und der Umgebung existiert.
Das Ja zur Unverfügbarkeit des Lebens braucht öffentliches Engagement, wie es sich auch in dem Marsch für das Leben ausdrückt. Dafür wünsche ich Gottes Segen.
Ihr
Dr. Markus Dröge
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Wenn Markus Dröge, wie er im Grußwort erklärt, tatsächlich eine Kultur wolle, „die deutlich macht, dass das Leben in seinen vielfältigen Formen ein Geschenk ist, das uns anvertraut wurde, damit wir sorgsam damit umgehen“, dann müsse er sich „hinter die in unserem Bündnis zusammengeschlossenen Institutionen stellen“, so Schulz.
„Darüber sollte Bischof Markus Dröge endlich einmal sehr gründlich nachdenken, anstatt sich wie bisher für solche Gruppen einzusetzen, in denen sexistische, homophobe und religiös-fundamentalistische Ansichten nicht nur weit verbreitet sind, sondern auch per Gesetz in Zukunft zur Norm für alle Menschen im Land erhoben werden sollen.“
Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung