"Die Tauben werden den Lueger vermissen"

Unterstützer und Sympathisanten trudeln nach und nach ein. Sie kommen aus Wien, Kärnten und Afrika. Und einigen Regionen dazwischen. Die Beziehungen zu Mandela sind so vielfältig wie die Biografien, die sie nach Wien gebracht haben. Für die Südafrikanerin Ingrid steht das Gedenken an ihren Präsidenten im Vordergrund. "Nelson Mandela war unsere Hoffnung. Es ist schade, dass es nicht mehr Menschen wie ihn gibt", sagt sie.

Als Kind hat sie die Apartheid miterlebt. "Wir hatten ein Hausmädchen, das sich um uns gekümmert hat. Im Sommer sind ihre Kinder zu uns spielen gekommen. Das durfte aber keiner wissen. Wir haben das nicht verstanden. Ihr jüngster Sohn war zwei Jahre jünger als wir, und wir durften ihn nicht ins Haus mitnehmen zum Spielen."

Der Idee, den Platz umzubenennen, kann sie viel abgewinnen. Wie die Chancen stehen, will sie von Manfred Domschitz wissen. "Da ist sicher noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten", sagt er. "Aber wir haben viel Unterstützung, von einigen Sozialdemokraten, Grünen, von vielen anderen. Auch die Caritas unterstützt die Initiative." Auch der Freidenkerbund hat sich mit dem Ansinnen solidarisch erklärt.

Nicht überall stößt die Idee auf Gegenliebe. Historiker etwa verweisen auf Luegers Verdienste als Bürgermeister: So wurde die Wiener Hochquellenwasserleitung in seiner Amtszeit gebaut und zahlreiche bis dahin private Infrastrukturbetriebe in das Eigentum der Gemeinde übernommen.

Das bestreite auch niemand, sagt Domschitz. „Nur, man darf eben auch nicht vergessen, dass Lueger mit Antisemitismus Politik gemacht hat und sich die Nazis später auf ihn als Vorbild berufen haben.“ Im Gegensatz dazu stünde Nelson Mandela für die Weltoffenheit, derer sich auch Wien gerne rühme.

Zumal Nelson Mandela auch bei einigen Wienern biografische Spuren hinterlassen. "Ich habe wegen ihm 24 Stunden im Gefängnis gesessen", erzählt Schani Margulies mit Schmunzeln und einem gewissen Stolz. "Wir haben 1989 vor der südafrikanischen Botschaft dafür demonstriert, dass er aus dem Gefängnis entlassen wird", erzählt der ehemalige Gemeinderat der Grünen. Die damalige Polizei zeigte wenig Toleranz und eine Ausrede, einige Anti-Apartheid-Demonstranten festzunehmen, fand sich offenbar schnell.