Zeichen laufen

MÜNCHEN. (hpd) Die Atheist Bus Campaign aus London schaffte das Unglaubliche und erreichte kurzfristig, dass Busse mit „ungläubigen“ Botschaften durch mehrere Städte fahren oder große Werbetafeln mit vergleichbaren Botschaften in zahlreichen Ländern Europas und in Übersee aufgestellt werden konnten.

 

Ein Kommentar von Assunta Tammelleo

Was überall scheinbar fast problemlos möglich war, stellte sich jedoch hierzulande als schwierig heraus. Die Anfragen an zahlreiche städtische Verkehrsbetriebe und ihre Werbebeauftragten ergaben – bis auf eine Ausnahme – samt und sonders Absagen aus weltanschaulichen Gründen. Nicht nur im konservativen München, sondern auch in der konfessionsvergessenen Bundeshauptstadt.

„Wir machen Euch nicht katholisch!“

Aber gholfen hats ehna nix...schlussfolgern wir in Bayern. Nicht nur, dass jetzt ein eigens von den Initiatoren der Buskampagne gemieteter und mit säkularen Slogans versehener Bus einmal durch die ganze Republik fahren wird. Und Station macht in vielen Städten, Informationsmaterial verteilt und Treffs und Diskussionen veranstaltet. Und in München sogar ganze zwei Tage fahren wird! Es geht aber noch weiter: nicht nur auf vier Rädern, sondern auch auf zwei Beinen kann man frohe Botschaften durch die Welt tragen.

„Den (die) machen wir schon katholisch...“ ist in Bayern immer noch ein bekannter Ausspruch. Was das heißen soll? Die Zeiten sind zwar auch in Bayern nicht mehr die, die sie in der „guten alten Zeit“ gewesen sind. Als alle in Bayern katholisch waren und Kontakte schon zu Protestanten, den „Lutherischen“, geächtet gewesen sind. Geschweige denn erst zu Gottlosen!!!

In Bayern war es auch in der nicht allzu alten Vergangenheit fast nicht möglich, etwas anderes als katholisch zu sein, wollte man in Frieden leben. War man es nicht von Geburt an, so trat man am besten zum katholischen Glauben über. Ganz so ist es natürlich auch im Freistaat im 21.Jahrhundert nicht mehr; doch die Ansage des „katholisch machens“ ist noch immer eine bekannte, oftmals halb scherzhaft ausgesprochene Drohung gegenüber wie auch immer gearteten Andersseienden. Im Zusammenhang mit den Aktionen des bfg München ist uns das „katholisch machen“ mehrfach angedroht worden... ein guter Grund, unsere Werbepostkarten u. a. mit dem Slogan „Wir machen Sie nicht katholisch“ zu überschreiben!

Run for Life – Run for Brain – Run for Fun….

In der gesamten Diskussion um die Möglichkeit, dem englischen Beispiel folgend öffentliche Verkehrsmittel mit säkularen Botschaften fahren zu lassen, hat sich hier im Süden ein zusätzlicher Gedanke herauskristallisiert: Farbe bekennen sollten wir doch am besten täglich, und das nicht nur durch Worte.

Zur Zeit wird ja mithilfe von Juristen geprüft, ob öffentliche Verkehrsmittel auch unsere Botschaften durch die Welt fahren müssen – gegen Bezahlung natürlich! Doch ganz unabhängig davon können wir Gottlose, Zweifler, Agnostiker, Atheisten unsere Ansichten zum Sinn des Lebens doch auf einfachste Art und Weise durch die Welt tragen. Möglich im täglichen Leben ist die Benutzung von Kaffeetassen mit entsprechender Aufschrift, von Kugelschreibern und Schlüsselanhängern. Dies sind Offenbarungsmittel für die noch zweifelnden, vielleicht zögernden, agnostischen Einsteiger. Für die Überzeugten gibt es T-Shirts, Kappen und Handtaschen, die wichtige Botschaften zieren, die weit sinnhafter und aufsehenerregender sind als die Namen „Adidas“, „Nike“ oder „Deutschländer Würstchen“!

Niemand muss um Erlaubnis gebeten werden, wenn man persönlich beschließt, „Religionsfreie Zone“ am Kopf oder „Heidenspass statt Höllenqual“ über dem Busen zu tragen. Man kann damit in Schule, Arbeit und auf den Sportplatz gut erkennbar erscheinen, und die Aufschriften nicht nur auf dem Busen werden gut wahrgenommen. Bislang liegen keine Erfahrungsberichte vor, ein T-Shirt aus nachweislich rein weltanschaulichen Gründen vom Busen gerissen wurde und auch von Kinnhaken und Ohrfeigen zur Lösung der „Religionsfreien Zone“ vom Kopf wurde bislang nichts gemeldet.

Daher rufen wir vom bfg München auf, auch sich selbst mit Motto in Bewegung zu setzen. Gut geeignet sind öffentliche Läufe von mindestens fünf Kilometern, bei denen sich mindestens ein paar hundert Leute anmelden, die von wiederum mindestens mehreren anderen Personen angefeuert werden. Solche Läufe werden noch dazu weit über die Sportler-Kreise hinaus gut beworben! In München laufen bfg-Mitglieder und Sympathisanten in diesem Jahr mit Slogans auf den Trikots und Hosen beim Stadtlauf und beim „Run for Life“ der Münchner Aids-Hilfe. Zu den Botschaften für diese Welt kommt bei solchen Aktionen noch ein weiterer wesentlicher Punkt: Wenn wir vom Team „Religionsfreie Zone“ laufen und nicht gerade als letzte ins Ziel kommen, dann beweist das auch noch, dass wir über reichlich Fitness und Ausdauer verfügen. Es ist also somit gesund und leistungserhaltend, zu laufen. Außerdem zeigt es eine Ausdauer, die in der politischen Auseinandersetzung sehr notwendig und hilfreich ist und auch ein Zeichen gegenüber dem politischen Gegner.

Fahnen, Aufkleber,...

Wer schließlich nicht ausreichend fit für solche Aktivitäten ist und/oder noch weit größerer Überzeugungstäter, dem/der kann die Installation von Fahnenmasten im Vorgarten mit entsprechend bedruckten Fahnen angeraten werden; auch gut sichtbare und haltbare Aufkleber auf Anschaffungen wie Rennski, Fahrrädern und Automobilen sind hier unser Vorschlag. Entsprechende finanziell solide Grundausstattung ist hierbei allerdings angeraten; durchaus denkbar ist, dass insbesondere die Anhänger der Religion der Nächstenliebe beim Anblick derartig gestalteter Besitztümer ihre Gefühle nicht mehr beherrschen können und unter Umständen nicht nur die religionsfreien Gestaltungselemente immer wieder ersetzt werden müssen.

Alle einigermaßen frische, fitte und gut gelaunte Ungläubige sind hiermit herzlich aufgefordert, sich uns anzuschließen, mit uns zu laufen oder zumindestens in entsprechender Kleidung zuzujubeln!