Der bekannte syrische Schriftsteller Rafik Schami, der seit velen Jahren in Deutschland lebt, wurde bei Qantara zur Lage in Syrien befragt. Dabei antwortet er auf die Frage, ob der Westen bei der Bewältigung der Krise im Land versagt habe: "Nein, der Westen nicht, aber seine Werte für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte."
Dabei weist er darauf hin, dass "der Westen" für ihn die Regierungen meint. Denn "die Menschen im Westen haben in Europa, wo immer ich sie traf, Haltung gezeigt, aber diese Haltung ob für oder gegen das Regime bleibt letztlich ohnmächtig. Die Regierungen richten widersprüchliche Erklärungen an die Öffentlichkeit. Sie scheinen unschlüssig, verwirrt, unentschlossen, doch insgeheim arbeiten sie weiterhin eindeutig und konsequent mit dem Regime zusammen."
Schamis Kritik an den westlichen Regierungen ist vernichtend. Und ohnmächtig. Er selbst wünscht sich "eine freiheitlich-demokratische Republik, in der Religion und Staat getrennt sind, in der das Militär sich in die Kasernen zurückzieht und sich nie wieder in politische Belange einmischt, in der alle Geheimdienste aufgelöst werden, in der Frau und Mann gleiche Rechte haben, in der alle Religionsgemeinschaften und Ethnien respektiert und geschützt werden, in der Blutfehde mit der Höchststrafe geahndet wird." Diese Forderungen fanden auch am Anfang des Syrien-Konfliktes eine große Mehrheit und bestimmten die Forderungen der Massen auf den Strassen. "Doch die Welt ließ sie alleine, sie ließ es zu, dass sie zusammengeschossen wurden. Heute haben diese Forderungen keine Mehrheiten mehr unter den rivalisierenden bewaffneten Gruppen."