Japan und Nordkorea verhandeln über Entführungsopfer
Bei einem Treffen Ende Mai in Schweden haben sich Nordkorea und Japan darauf geeinigt, dass Entführungsfälle aus den 1970er und 80er Jahren neu untersucht werden. Als Gegenleistung hat Tokio zugesagt, Sanktionen gegenüber Nordkorea zu lockern. Dabei soll es sich nur um solche handeln, die unilateral von Japan gegen Nordkorea beschlossen wurden und daher unabhängig von den internationalen Sanktionen gegen das Land seien.
Bei einem Gipfeltreffen im Jahre 2002 hatte der damalige Machthaber Kim Jong Il zugegeben, dass man dreizehn Japaner entführt hatte. Fünf davon konnten in der Folge mit ihren Ehepartnern und Kindern nach Japan ausreisen, die verbliebenen acht sollen verstorben sein. Die Entführungen sollen hauptsächlich dazu gedient haben, nordkoreanische Spione in japanischer Sprache und Kultur auszubilden, damit sich diese unerkannt in Japan bewegen konnten.
Die nordkoreanische Seite sprach zunächst davon, diese dreizehn bekannten Fälle neu zu untersuchen, während Japan forderte, dass auch der Verbleib anderer Menschen, bei denen eine Entführung vermutet wird, in die Ermittlungen mit aufgenommen werden. Japan möchte, dass 150 Fragen und Angelegenheiten geklärt werden, die schon bei früheren Verhandlungen vorgebracht, aber aus japanischer Sicht nicht zufriedenstellend geklärt worden waren.
Aus anderen Quellen ist zu hören, dass Nordkorea eine Liste von 470 Personen übergeben wurde, die als potentielle Entführungsopfer bezeichnet werden. Eine weitere Verhandlungsrunde zwischen Nordkorea und Japan soll noch im Juni stattfinden.
Der sowohl in Japan als auch international bekannteste Fall ist der von Megumi Yokota, die 1977 im Alter von 13 Jahren von nordkoreanischen Agenten gekidnappt wurde. Nordkorea behauptet, sie habe 1994 Selbstmord begangen, was ihre inzwischen sehr betagten Eltern aufgrund zweifelhafter DNA-Ergebnissen der zurückgeschickten Gebeine bis heute nicht akzeptieren. Sie konnten allerdings ihre Enkelin im vergangenen März in der Mongolei treffen, die aus einer Ehe mit einem ebenfalls entführten Südkoreaner hervorgegangen sein soll. Aus Rücksicht auf die Umstände hätten sie sie jedoch nicht nach dem Schicksal ihrer Mutter gefragt.
Auch der im Februar veröffentlichte UN-Bericht geht auf die Entführungen durch Nordkorea ein. Zusammen mit niemals freigelassenen Kriegsgefangenen des Koreakriegs wird geschätzt, dass mehr als 200.000 Ausländer gegen ihren Willen in Nordkorea festgehalten wurden oder werden. Darunter seien über hundert Personen aus Südkorea, Japan und anderen Staaten, die in geplanten, verdeckten Operationen durch Geheimagenten Nordkoreas entführt wurden. Unter anderem seien auch Frauen entführt worden, damit sie den bereits in Nordkorea festgehaltenen Ausländern zur Ehefrau gegeben werden konnten.
Flüchtige Fischer übers Meer nach Südkorea gelangt
In den letzten Wochen gab es mehrere Vorfälle von Grenzübertretungen nordkoreanischer Fischerboote, die sich teilweise in Seenot befunden haben. Der jüngste Fall, der Anfang der Woche bekannt wurde, betrifft einen Fischer, der bereits am 16. Juni in der Nähe der Insel Dokdo in einem kleinen, kaputten Boot aufgegriffen wurde und den Wunsch ausdrückte, in Südkorea zu bleiben. In solchen Fällen bietet Südkorea dem Geretteten immer an, entweder zu bleiben oder nach Nordkorea zurückgeschickt zu werden. Ursache der aktuellen Häufung dieser Vorfälle, so ein Regierungsbeamter, sei die Tintenfischsaison, deren Fanggebiete für die nordkoreanischen Fischer mit ihren schlecht gebauten Booten eigentlich zu weit entfernt lägen.
Die nordkoreanische Regierung habe die Anweisung gegeben, die Meeresfrüchteproduktion zu erhöhen, weshalb es möglicherweise in der nächsten Zeit noch mehr dieser “Unfälle” geben werde.
Südkoreanische Gewässer zu erreichen scheint bei vielen tatsächlich ein Versehen zu sein. In einem weiteren Fall in der letzten Woche wurden fünf aufgegriffene Fischer über den Grenzort Panmunjom auf ihren Wunsch hin zurück nach Nordkorea gebracht. Und im letzten Monat äußerten zwei von drei Geretteten, dass sie in Südkorea bleiben möchten, woraufhin Nordkorea verlangte, mit ihnen zu sprechen, was aber abgelehnt wurde. Für Pjöngjang ein Beweis, dass sie gegen ihren Willen im Süden festgehalten würden.
Nordkorea verpachtet Fischfanggebiete in südkoreanischen Gewässern an China
Die südkoreanische Zeitung Joongang Ibo berichtet unterdessen, dass Nordkorea Fischfangrechte an chinesische Fischer verkauft habe. Dass Nordkorea verschiedenste legale und illegale Methoden benutzt, um an Devisen zu gelangen, ist nicht neu, aber pikant in diesem Jahr ist, dass nun auch südkoreanische Gewässer betroffen sind. Die verpachteten Gebiete sollen sich im Gelben Meer in der Nähe der “Northern Limit Line” (NLL) befinden, die seit dem Waffenstillstandsabkommen von 1953 als Seegrenze zwischen Nord- und Südkorea gilt, aber vom Norden nicht anerkannt wird.
In der Nähe liegt auch die südkoreanische Insel Yeonpyeong, bei deren Beschuss durch Nordkorea Ende 2010 vier Südkoreaner ums Leben kamen. Nachdem jetzt der Pachtvertrag geschlossen wurde, soll es zu vermehrten Grenzverletzungen insbesondere von chinesischen Fischerbooten gekommen sein, auf denen teilweise Nordkoreaner arbeiten sollen. Insgesamt wurden 270 chinesische Schiffe in südkoreanischen Gewässern beobachtet – es handelt sich also nicht um Einzelfälle versehentlicher Grenzverletzungen. Peking wurde darüber in Kenntnis gesetzt, dass dieses Verhalten aufgrund der bestehenden Grenzen illegal sei, und aufgefordert, diesem ein Ende zu setzen. Ein Angestellter der südkoreanischen Küstenwache kündigte an, zusätzliche Patrouillenschiffe in die Region zu schicken, um unbefugte Grenzüberschreitungen zu verhindern.
SARAM e.V.
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