"Raumharmonisierung" für 3.500 Euro

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Der sortierte Gesteins- und Amulettinhalt des Raumharmonisierers
Der sortierte Gesteins- und Amulettinhalt des Raumharmonisierers

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Der Raumharmonisierer III–1
Der Raumharmonisierer III–1

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Ein Blick in den Raumharmonisierer nach Entfernung der Deckplatte
Ein Blick in den Raumharmonisierer nach  Entfernung der Deckplatte

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Der untere Teil des Raumharmonisierers ist mit feinem Sand gefüllt
Der untere Teil des Raumharmonisierers ist mit feinem Sand gefüllt

BERLIN. (hpd/gwup) Eines schönen Tages im Jahre 2012 klingelte bei mir in Zentrum das Telefon. Eine Dame berichtete, sie habe ein Entstrahlungsgerät für 3.500 Euro gekauft. Inzwischen seien ihr aber Zweifel am Nutzen der Investition gekommen.

Das erste Exemplar, das sie erhalten habe, sei offenbar auf dem Transportwege leicht beschädigt worden, weshalb an der Unterseite Sand herausgerieselt sei. Der Rutengänger, der ihr Haus auf Erdstrahlen untersucht und ihr daraufhin das Gerät empfohlen hatte, habe es schnellstens ersetzt. Dennoch sei sie seither skeptisch und fragte an, ob wir es uns nicht etwas genauer anschauen könnten.

Es würde sie interessieren, wofür sie soviel Geld ausgegeben habe. Wenn wir es aufmachten, dürften wir es auch gleich behalten. Das Angebot nahm ich gerne an und so brachten uns Frau W. und ihr Mann das Gerät nach einigen Tagen vorbei. Zunächst war festzustellen, dass man eigentlich gar nicht von einem Gerät sprechen kann. Der Biofeldformer und Raumharmonisierer III–1, wie das teure Stück offiziell heißt, ähnelt eher einem Möbelstück, auf das man im gutbürgerlichen Haushalt vermutlich eine Vase oder Topfpflanze stellen würde.

Der Holzkasten ist rundherum gut verklebt, an der Vorderseite prangt eine rosettenartige Verzierung. An jeder Seite ist zudem ein kleiner Scheibenmagnet angebracht. Nachdem ich mit einem starken Schraubenzieher die Deckplatte aufgestemmt hatte, kamen ein verschnörkeltes, amulettartiges Metallkreuz sowie verschiedene Steine zum Vorschein. Um zu sehen, was sich tiefer unten befindet, wurde der Holzzylinder weiter ausgeräumt. Das obere Drittel war mit Steinen gefüllt, der Rest des Inhalts bestand aus feinstem Ziersand.

Entsprechend lesen wir im zugehörigen Werbeblatt des Rutengängers: Jede Holzbox ist eine Einzelanfertigung. […] Tachyonisiertes Quarz wird verwendet, ebenso ein Grundstein, Magnete, bestimmte aufeinander abgestimmte Schutz-, Kraft- und Heilsteine werden in der richtigen Reihenfolge eingesetzt, Kräuter werden mit eingearbeitet und spezielle Zutaten mit eingefüllt. Viele andere Zutaten kommen noch mit hinein, bis eine ganz bestimmte Schwingung und Wirkung eintritt. Das Ganze wird dann tachyonisiert. […] Der Raumharmonisierer III–1 und III–11 harmonisiert die Raumschwingung. Er reinigt biologisch negativ wirksame Störstrahlung und verwandelt diese um in verträgliche, unterstützende Schwingungen. Erdstrahlen (9 Arten) wie Wasseradern, Gesteinsbrüche, Verwerfungen, Kreuzungspunkte von Gitternetzen, schwarze Energieströme usw.

Um Ärger mit dem Gesetz vorzubeugen, wird des Weiteren darauf hingewiesen, dass der Einsatz des Raumharmonisierers keine ärztliche Behandlung ersetze und er kein Heil- oder Arzneimittel sei. Mit dem Kauf des arg teuren Entstrahlungsgeräts ist aber keineswegs die Leistung abgeschlossen, denn es wird monatlich aus der Ferne vom Hersteller aufgeladen: Jeden Monat bei Vollmond führe ich spezielle Reinigungs- und Aufladungsübungen durch. Bei allen aufgestellten Geräten kann dies (Entfernung spielt keine Rolle) durchgeführt werden. Jedes Gerät wird dadurch immer wieder neu angepasst und ausgeglichen und so wird seine Wirkung immer wieder jeden Monat optimiert.

Wenn dann noch gesagt wird, das Gerät wirke in einem Umkreis von 20–25 Metern in alle Richtungen, sodass ein Exemplar ein ganzes Haus versorgt, können Kunden durchaus den Eindruck gewinnen, die 3.500 Euro seien eine gute und dauerhafte Investition in die eigene Gesundheit.

Als ich Frau W. bei einem späteren Besuch die Ergebnisse meiner Holzbox-Eröffnung vorstellte, konnte man ihr ansehen, dass sie inzwischen denkt: “Wie konnte ich nur…”. Es ging ihr aber zur Zeit des Kaufs schlecht, weshalb sie die Dienste des Rutengängers in Anspruch nahm.

Leider kam die Skepsis erst später, nachdem es ihr wieder besser ging. Am Raumharmonisierer hat die Besserung objektiv eher nicht gelegen. Ich habe ihr dazu gratuliert, dass sie den Mut aufgebracht hat, sich anderen bezüglich ihres Fehlkaufs anzuvertrauen, und mich für die großzügige Überlassung des Geräts bedankt. Leider dürfte dieses durch das Auseinandernehmen seine segensreiche Funktion verloren haben, denn obwohl ich alles wieder hineingestopft habe, tat ich das sicher nicht in der “richtigen” Reihenfolge. Das Zentrum muss nun wohl weiterhin ohne Raumharmonisierung auskommen…

 

(Alle Fotos: Manfred Mahner)


Der Artikel erschien zuerst im SKEPTIKER 2/2014.

 

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