"Kunstraub" in München

MÜNCHEN. Der hpd berichtete bereits über die Aktion des bfg München mit den Künstlern Wolfram Kastner und Georg Ledig anlässlich

des Papstbesuchs in München im September 2006. Die beiden Akteure wollten mit einer Kunstaktion auf das nach wie vor gültige Reichkonkordat von 1933 aufmerksam machen. Dieses war Hitlers erster internationalen Vertrag und dokumentiert die unheilige Allianz von katholischer Kirche mit dem Nazi-Regime. Das Reichskonkordat ist nach wie vor geltendes Recht und gesteht den Kirchen heute noch umfangreiche Privilegien zu.

Die beiden Künstler wollten während des Besuchs von Benedikt dem Bayern als historische Persönlichkeiten verkleidet (siehe Bild) mit Pressebegleitung zu den historischen Orten in München wandern, in der fruchtbare Verhandlungen zwischen Nazis und Kirche stattgefunden hatten. Allerdings wurden sie bereits zu Beginn von der Münchner Polizei dran gehindert und ins Polizeipräsidium in der Ettstraße umdirigiert. Auf Kastners Protest hin meinte der Einsatzleiter: "Ein bisserl Polizeistaat schad't nix!". Zu dieser Aktion des (unheiligen) Bayrischen Staatsschutzes läuft aktuell ein Prozess, den der bfg München zusammen mit Kastner gegen die Polizeiaktion führt

Die ganze Geschichte, also der Versuch der Kunstauktion und die Vereitelung durch die Polizei, wurde gefilmt und auf einer DVD dokumentiert mit dem Titel "Weg mit dem Konkordat". Auf deren Hülle ist ein Papst zusammen mit Adolf Hitler abgebildet. Die DVD ist bei Kastner käuflich zu erwerben und er stellt sie bei sich bietenden Gelegenheiten aus.

So auch am Samstag, 9. Juni auf dem Stand "Karrée der Kunst" beim Münchner "Corso Leopold". Dort konfiszierte die Polizei die ausgestellten zwei DVDs. Auch Info-Blätter gegen das Reichskonkordat (siehe Anlage) wurden beschlagnahmt. Unhaltbarer, aber immer wieder gebrauchter Vorwand für die Beschlagnahme war die Abbildung eines Hitler-Darstellers. Am nächsten Tag wurden zwar die Flugblätter zurückgebracht, die Videos aber einbehalten, mit dem Vorwand, dort seien Polizisten zu sehen, deren Gesichter nicht durch Balken unkenntlich gemacht wurden (allerdings liegt dieser "Tatbestand" auch bei jedem Bericht z.B. der Tagesschau vor). Eine schriftliche Begründung des Kunstraubs, wie Kastner den Vorgang betitelt, liegt bisher nicht vor.

Kastner verlangt die sofortige Rückgabe der entwendeten Videos. Der bfg München protestiert gegen die erneute Strategie der Polizei, durch juristisch zwar unhaltbare, aber trotzdem durchgeführte Aktionen Fakten zu schaffen, siehe auch z.B. die Fälle Holzapfel, Petra Perle und Julian Maguhn.

Wolf Steinberger