STUTTGART. (dhuw/hpd) Am vergangenen Freitag, den 15. Januar, fand die Auftaktveranstaltung zur neuen ambulanten Humanistischen Hospizinitiative der Humanisten Württemberg und der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Stuttgart im Humanistischen Zentrum in Stuttgart mit der feierlichen Begrüßung der Ehrenamtlichen statt.
Die Bekanntgabe der geplanten Humanistischen Hospizinitiative hatte im Vorfeld für große Aufmerksamkeit in Stuttgart und für positive, aber teils auch heftige Reaktionen innerhalb der öffentlichen Debatte gesorgt. Dass ein konfessionsfreies Hospizangebot in Stuttgart lange überfällig war, sah die Vorstandssprecherin der Humanisten Württemberg, Dr. Gabriele Will, durch die Reaktionen auf die Berichterstattung bestätigt.
In ihrer Begrüßungsansprache an diesem Freitagabend betonte sie, dass es sich bei der neuen Hospizinitiative um keinen Angriff auf das bisher bestehende kirchliche Angebot handelte, sondern um eine Ergänzung dessen. Denn die fortschreitende Säkularisierung sei längst eine gesellschaftliche Realität und es bestand bei den Humanisten Württemberg schon lange der Wunsch nach einem humanistischen Hospiz in Stuttgart. Als gutes und erfolgreiches Beispiel für die humanistische Hospizarbeit nannte Dr. Gabriele Will die langjährige Erfahrung des HVD in Berlin mit seinen diversen Hospizangeboten.
Nachdem im Anschluss Fred Binder, Vorsitzender der AWO Stuttgart in seiner Begrüßung den anwesenden Ehrenamtlichen seinen Dank ausgesprochen und die besondere Bedürftigkeit und Einsamkeit im Alter – gerade in unserer heutigen Gesellschaft – betont hatte, gab der Geschäftsführer der AWO Stuttgart, Friedhelm Nöh, einen kurzen strukturellen Überblick zur Arbeit der AWO. Besonders als Betreiber von Pflegeheimen, sei die AWO mit dem Sterben konfrontiert – eine entsprechende Erweiterung des Angebots mit einer ambulanten Hospizeinrichtung wurde schon seit Januar letzten Jahres diskutiert.
Und schon im Februar wurden erste Kontakte mit den Humanisten Württemberg zur Kooperation bei der humanistischen Hospizinitiative aufgenommen. Auch Friedhelm Nöh betonte zustimmende Reaktionen aus Politik und Öffentlichkeit, doch sprach er auch an, dass es viel Kritik von kirchlicher Seite her gegeben habe.
Als nächstes gaben die beiden Kursleiter der Ausbildung für die Ehrenamtlichen, Christoph Keiper und Andrea Funk, weitere Informationen zum Kurs. Der Projektleiter Christoph Keiper, betonte, dass die Beschäftigung mit dem Tod durchaus zuträglich sei für den Lebensgenuss. Der Sozialpädagoge, der unter anderem systemische Beratung und Supervision anbietet, bildet schon seit 15 Jahren Hospizhelfer aus, bisher jedoch nur im kirchlichen Bereich.
Er freue sich nun sehr auf den Beginn des neuen Kurses, auch da er jedes Mal wieder etwas Neues dazu lerne. Die Gestalttherapeutin und Diplom Sprecherzieherin Andrea Funke, hob während ihrer eigenen Vorstellung die Bedeutung ihrer Rolle als Mutter von zwei Kindern als sinnvollste Aufgabe hervor. Sie vermittelte anschließend einen guten und verständlichen Eindruck darüber, was Begleitung innerhalb der Hospizarbeit eigentlich sei: Ziel sei demnach eine Begleitung ohne Manipulation, mitfühlend, mit empathischer Zuwendung, ohne sich aufzudrängen. Dies sei aber nur möglich, wenn man sich selbst und seine eigenen Gefühle gut kenne.
Zum Abschluss gab der Geschäftsführer der Humanisten Württemberg, Andreas Henschel, eine Einführung zum Thema Sterben und Tod aus der humanistischen Perspektive. Er verwies auf den antiken Philosophen Epiktet (ca. 50 - ca.125), der den Tod nicht als furchtbar ansah, sondern allein die Vorstellung, die man sich davon machte. Und auch der römische Kaiser Marc Aurel (121-180), so betonte Andreas Henschel, habe den Tod als Notwendigkeit und natürliche Gegebenheit erkannt. Doch solch eine Gelassenheit sei uns in unserer heutigen Zeit mit ihrem Jugendwahn fremd geworden.Wir verdrängten nur zu gerne Sterblichkeit und Alterungsprozess. Dabei sei eine bewusst wahrgenommene Sterblichkeit unabdingbar für eine sinnvolle Lebensführung.
Im Anschluss an den offiziellen Teil, der wunderschön musikalisch mit Gesang und Akkordeon umrahmt wurde von der Wahl-Stuttgarterin und Bandleaderin von Three Times a Lady, Wilma Heuken, konnten sich alle Beteiligten bei Internationalem Bio-Buffet und Stuttgarter Wein noch näher kennen. Diese Möglichkeit wurde gerne angenommen und man unterhielt sich noch lange in freundlicher, aufgeschlossener Atmosphäre. Hierzu trugen auch besonders die ehrenamtlichen Helferinnen der Humanisten Württemberg bei, die sich persönlich um das leibliche Wohl der Gäste sorgten.
Julia von Staden