Imam-Ausbildung an deutschen Universitäten?

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Moschee in Hamburg / Foto: Evelin Frerk

BERLIN/HAGEN. (hpd) Der Wissenschaftsrat hat auf seiner Wintersitzung empfohlen, das theologische und religionswissenschaftliche Feld weiterzuentwickeln, um der wachsenden religiösen Pluralisierung sowie dem steigenden Bedarf an wissenschaftlicher Expertise in Religionsfragen nachzukommen. Er hat dabei Empfehlungen zum Aufbau islamischer Theologie an deutschen Universitäten ausgesprochen.

In ersten Stellungnahmen von gestern (HVD) und heute (IBKA) haben sich die beiden säkularen Verbände deutlich unterschiedlich positioniert.

HVD begrüßt Vorstoß des Wissenschaftsrates

Der Vizepräsident des HVD-Bundesverbandes Prof. Dr. Frieder Otto Wolf, der aktuell die Amtsgeschäfte des Präsidenten ausübt, erklärt gegenüber humanismus.de zum Vorstoß des Wissenschaftsrates: "Der HVD begrüßt den Vorstoß des Wissenschaftsrates, die gegenwärtige Rechtspraxis in Deutschland auf dem Felde der Religionen und Weltanschauungen nachhaltig zu modernisieren. Das gilt insbesondere für seine Bemühungen um die Durchsetzung der Freiheit von Forschung und Lehre an Theologischen Fakultäten und Kirchlichen Hochschulen und für seinen Versuch, anderen Weltanschauungen aus dem engen Korsett christlicher Vorstellungen von Konfessionalität zu befreien.

Ausdrücklich begrüßen wir die darin zum Ausdruck kommende differenzierte Sicht auf die vielfältige Wirklichkeit des Islam, die eine entscheidende Voraussetzung dafür ist, dass sich wirklich ein mit modernen Gesellschaften verträglicher 'europäischer Islam' weiter herausbildet und durchsetzt. Wir selbst halten viel davon, dabei an die arabischen bzw. islamischen humanistischen Traditionen zu erinnern und diese zu kultivieren.

Wir begreifen den Vorstoß als Herausforderung, um als organisierter Humanismus sowohl die eigenen weltanschaulichen Positionen weiter zu profilieren, als auch Formen des deutlichen Ausdrucks der gesamten Vielfalt humanistischer Positionen zu finden und sie eventuell in einer Humanistik wissenschaftlich zu bearbeiten und für die Lehre zu bündeln.“

Ablehnung der Empfehlung durch den IBKA

Kritik an der geplanten Ausbildung von Imamen an deutschen Universitäten übt der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA).

"Wir wenden uns grundsätzlich dagegen, dass mit Steuergeldern religiöse Funktionäre ausgebildet werden", sagt René Hartmann, Erster Vorsitzender des IBKA.

"Forschung zum Thema Religion ist selbstverständlich wichtig", betont Hartmann. "Auch nichtchristliche Religionen wie der Islam sollten nicht vernachlässigt werden. Gefragt ist hier allerdings weltanschaulich neutrale Religionswissenschaft, nicht bekenntnisgebundene Theologie."

Theologie ist nach Auffassung des IBKA keine Wissenschaft, da sie an vorgegebene Glaubenssätze gebunden ist. Dies verstoße gegen den Grundsatz der Freiheit von Forschung und Lehre. An einer staatlichen Universität habe Theologie daher nichts zu suchen.

Die staatlich finanzierte Ausbildung von christlichen Theologen auf den Islam auszuweiten wird vom IBKA abgelehnt. Stattdessen fordert er ein das generelle Ende der Finanzierung dogmatischer Religion aus allgemeinen Steuergeldern. Entsprechend den Grundsätzen im Politischen Leitfaden des IBKA: Jugend und Bildung wird auch der Religionsunterricht an Schulen abgelehnt. Insbesondere Konfessionsschulen und konfessionelle Kindergärten seien Relikte aus einer Zeit der Glaubensfehden. „Sie sind kontraproduktiv für das Erlernen von Miteinander und Toleranz.“

C.F.

 

Hintergrund:
Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Weiterentwicklung von Theologien und religionsbezogenen Wissenschaften an deutschen Hochschulen