Für staatliches Schulzentrum Eversburg

HANNOVER. Seit einigen Jahren nehmen die Versuche konservativer, mit den beiden christlichen Kirchen politisch

verbundener Kräfte zu, das deutsche Bildungswesen zu entsäkularisieren. Leitidee ist dabei die christlich begründete „Leitkultur“, die v.a. gegen eine angeblich stattfindende Islamisierung ins Feld geführt wird, sich aber auch gegen Konfessionsfreie richtet, deren Zahl in Deutschland zunimmt.

Eine Methode dieser Rechristianisierung ist die Errichtung privater konfessioneller Schulen. Das hat noch den Nebeneffekt, besonders den Kindern künftiger Eliten eine besondere Schulbildung samt verbindender Ideologie zu vermitteln. Auffällig war hier der Eifer, mit der katholische Privatschulen im Land Brandenburg errichtet wurden – ein Bundesland, das nicht gerade für seine Christianität bekannt ist. Bundesweit gibt es gegenwärtig fast 1.000 evangelische Privatschulen mit mehr als 140.000 Schülern, darunter fast 300 Gymnasien. Die Katholische Kirche ist der evangelischen hier wieder einmal voraus. Sie betreibt bundesweit 1.128 Schulen. Es fragt sich, wann der Vorschlag kommt, dann doch gleich wieder christliche Bekenntnisschulen einzuführen.

Nun hat es in Niedersachsen konfessionell eingeschlagen. Der dortige Landtag hat letzten Mittwoch nicht nur der Errichtung von vier evangelischen Privatschulen zugestimmt. Es wurde zugleich ein Gesetz angenommen (mit den Stimmen des Koalitionspartners der CDU, der FDP), dass das Land von Beginn an die Kosten übernimmt. Lediglich die Sachkosten werden von der Kirche getragen – was sich sicher leicht durch das Schulgeld hereinholen lässt. Zwar enthielt sich die SPD-Fraktion in ihrer Mehrheit, aber nur 2 Abgeordnete stimmten mit den Grünen gegen dieses Gesetz. Bereits am 1. August wird eine zweisprachige Grundschule in Wolfsburg ihre Arbeit aufnehmen. Zwei Gymnasien werden neu starten: Gifhorn und Nordhorn.

Die Freien Humanisten Niedersachsen (die Namensänderung in HVD ist noch nicht rechtswirksam) haben sich zu diesem Vorgang positioniert.

Sie protestieren mit der folgenden Stellungnahme, im Anhang als PDF, an die Fraktionen im niedersächsischen Landtag gegen die Entscheidung über die Einrichtung zusätzlicher staatlich unterstützter evangelischer Schulen. Insbesondere halten sie die Einrichtung am Standort Eversburg in Osnabrück für eine falsche Entscheidung.

Dabei sehen die Freien Humanisten in der Einrichtung von Schulen in freier Trägerschaft durchaus eine kulturelle Bereicherung. „Am Standort Eversburg jedoch gibt es in nächster Nähe keine Alternative für konfessionsfreie Kinder oder Kinder anderer Religionen. Das Land Niedersachsen hätte hier sogar die Verpflichtung, eine allgemeine Schule für alle Kinder einzurichten, wenn diese nicht existieren würde!“

Standort, Attraktivität, Wettbewerb zwischen staatlichen und konfessionell getragenen (privaten) Schulen, Alternativen, Konfessionsfreie Schüler und Lehrer, Schulgeld, Eliteschule und Problemverlagerung sind sechs Eckpunkte, auf die die Freien Humanisten in ihrer Stellungnahme klar hinweisen. Im Ergebnis dieser aufgeführten Gründe steht die Forderung, das Schulzentrum Eversburg in staatlicher Trägerschaft zu belassen.