Die Rente der Berufsanfänger

In der Jugend- und Bildungsstätte Klingberg

(in Trägerschaft des Jugend- und Familienbildungswerk

der Unitarier) findet am kommenden Wochenende eine Tagung statt, die für eine Jugendeinrichtung auf den ersten Blick unerwartet ist: ein „Rentenseminar“.

 

 

Der Humanistische Pressedienst sprach mit Ernst Mohnike, dem Leiter von Klingberg, über die Tagung.

hpd: Herr Mohnike, gab es für die Tagung einen konkreten Anlass?

Ernst Mohnike: Anstoß, so ein Seminar zu veranstalten, war zuallererst die öffentliche Debatte um die angebliche "Sicherheit" der Renten, dann das alltägliche Bombardement von Regierungsvertretern und Versicherungen, möglichst früh an die Rente zu denken, dann die Sorge um die Zukunft eigener Kinder und nicht zuletzt die Erinnerung, dass ich noch in meinen eigenen 20er Jahren an alles Mögliche gedacht habe, nur nicht an das Altwerden und an Rente, und die Erinnerung, dass ich es als junger Mensch verabscheut habe (vielleicht, weil immer wieder gemahnt wurde), an das Alter zu denken.

Diese Fragen werden schon seit einigen Jahren diskutiert, gab es jetzt einen besonderen Grund?

Letzter Tropfen war dann der Spruch von Bundeskanzlerin Merkel vom "Sanierungsfall Deutschland".

Können Sie den Zweck und das Ziel der Veranstaltung kurz zusammenfassen?

Anlässlich dieses Seminars soll sach- und fachkundig informiert werden, es soll auf Verantwortung hingewiesen werden, aber auch darauf, dass "Zukunft" vom Grundsatz her nun einmal mit Risiko zu tun hat und dass man verhindern muss, durch Rententerror den jungen Leuten die jugendliche Dynamik und Kreativität zu rauben, wie auch den Versuch, sie möglichst früh in das Hamsterrad von Rentenplansystemen zu zwingen, nur um sie besser unter Kontrolle zu haben.

Vielen Dank, Herr Mohnike.

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Seminar: Die Rente der Berufsanfänger

Die Standardargumente der Politiker sind klar. Die Alterspyramide ist unten schlanker als oben. Es müssen immer weniger junge Leute immer mehr Ältere durchfüttern. Also muss auch im Rentenbereich gekürzt werden, da der jungen Generation die Lasten nicht zuzumuten sind.

Die Kreuzfahrtschiffe sind voll mit Rentnern. Offensichtlich geht es dieser Generation gut. Es sind Häuser in Spanien, Griechenland und Florida gebaut worden, um den Lebensabend in der warmen Sonne verbringen zu können. Die Rente wird dorthin überwiesen. Kaufkraft wird aus Deutschland abgezogen. Pflegeleistungen werden in Anspruch genommen von Älteren, die nie in die Pflegeversicherung eingezahlt haben. Wie soll das aufgehen?

Die Frage, ob unser Steuersystem grundsätzliche Schwächen enthält, wird gar nicht gestellt. Im Prinzip besteht Konsens, dass unsere Arbeitskosten zu hoch sind. Wie aber die Arbeitskosten entlastet werden können ohne Steuererhöhungen, indem die Besteuerungsgrenzen zwischen Arbeit, Kapital, Boden und Energie entsprechend der Produktionsmächtigkeit dieser vier Faktoren verschoben werden, ist nicht Gegenstand der politischen Diskussion. Im Rahmen dieses Seminars soll aufgearbeitet werden, wie unser Steuersystem umstrukturiert werden muss, um am Weltmarkt konkurrenzfähige Arbeitskosten zu erreichen.

Wir wollen Denkanstöße geben für einen Arbeitsmarkt, der sich wieder der Vollbeschäftigung nähert, und damit einhergehend für ein florierendes Wirtschaftssystem, das mit den realen Alterstrukturen zusammenpasst.

Horst Prem Olaf Christensen

 

 

Samstag, 30. September 2006, ab 15:00 Uhr

Eröffnungsrunde / Ernst Mohnike: Einführung in das Thema – Die Parteien zur Sozialpolitik / Horst Prem: Wie erreichen wir Generationengerechtigkeit?

Sonntag, 1. Oktober, ab 09:15 Uhr

Gerhard Hübener: Schieflage zwischen Energie und Arbeit: Energiesteuern zur Finanzierung des Sozialsystems / Volker Mueller: Ethische Erziehung für eine ungewisse Zukunft / Olaf Christensen Die Rentenproblematik aus der Sicht der jüngeren Generation / Podiumsdikussion

Montag, 2. Oktober, ab 09:15 Uhr

Kurt Hansen: Der demographische Faktor im Versicherungswesen -lohnen noch Lebensversicherungen? Ute Urban: Unterstützung junger Familien – wo klemmts? / Gruppenarbeit zu den Referaten / Tim Brandes: Bismarck adieu - Zusammenbruch der Sozialsysteme? / Joachim Bark, Abend der Literatur „Von Altersarmut und Glück in den Zeitaltern“

Dienstag, 3. Oktober, ab 09:15 Uhr

Formulierung von Thesen zur Generationengerechtigkeit - Kleingruppen / Formulierung der Schlussresolution.

 

Referenten

Ernst Mohnike, Studienrat , Jugend- und Bildungsstätte

Gerhard Hübener, Dipl.-Ing., Solarenergieförderverein Deutschland e.V., Schulprojekt zur sinnvollen Steuerung der Marktwirtschaft

Volker Mueller, Dr., Philosoph, Präsident des DFW und Vorsitzender des Humanistischen Freidenkerbundes Brandenburg

Horst Prem, Dipl.-Ing., Luft- und Raumfahrt, Vizepräsident des DFW

Olaf Christensen, Volljurist, Projektmanager bei Lufthansa und Berufsbetreuer

Kurt Hansen, Geschäftsführer i.R. Iduna Vers.

Ute Urban, Dipl.-Ing., Hochschule Harz Projektleiterin im Regionalen Innovationszentrum für nachhaltiges Wirtschaften

Tim Brandes, Referent, Technikerkrankenkasse


Tagungsort :
Jugend- und Bildungsstätte Klingberg, Fahrenkampsweg 7, 23684 Scharbeutz/Klingberg - Tel. 04524/9388 Fax 04524/1483

http://www.bildung-klingberg.de