Für eine tierversuchsfreie Wissenschaft

FRANKFURT/M. (hpd) Samstag, 24. April, ist der diesjährige „Internationale Tag für die Abschaffung der Tierversuche“. TierrechtlerInnen werden weltweit über das Leid, das Tieren in den Labors angetan wird, informieren und warum Tierversuche nicht nur grausam, sondern ein wissenschaftlicher Irrweg sind.


In Frankfurt wird am Samstag, 24. April 2010, ein Aktionstag gegen Tierversuche mit einem Rahmenprogramm und zwei Demonstrationen stattfinden. Eine erste Demonstration ab 12:00 Uhr in der Innenstadt zum Pharmakonzern Merz, der wegen seiner Botox-Versuche in der Kritik steht. Tierversuche für Kosmetikprodukte sind laut deutschem Tierschutzgesetz verboten. Da die Botox-Produkte auch für medizinische Zwecke eingesetzt werden, wird dieses Verbot umgangen. Eine zweite Demonstration gibt es am Nachmittag um 17:00 in Niederrad mit Protest gegen die Tierversuche im Max-Planck Institut für Hirnforschung.

 Organisatoren des Aktionstages in Frankfurt sind die TierrechtsInitiative Rhein-Main, die Initiative „SAVE ANIMALS“ und die „Ärzte gegen Tierversuche“.

Der Gedenk- und Aktionstag wurde erstmals 1979 begangen und geht auf den Geburtstag von Lord Hugh Dowding zurück, der sich im Britischen Oberhaus für den Tierschutz einsetzte.

Die Veranstaltung fordert ein klares Zeichen gegen Tierversuche und für eine moderne Forschung im Sinne von Mensch und Tier. Er steht nach Aussage der Organisatoren im Rahmen des allgemeinen Kampfes gegen jegliche Form von Tierausbeutung.

Forschung ohne Tierversuche – Politik bremst noch immer

Zu diesem Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche zieht auch der Bundesverband Menschen für Tierrechte eine Zwischenbilanz zur tierversuchsfreien Forschung.

Vor einem Jahr habe der Verband die Internetplattform InVitroJobs.com eröffnet. „Mit dieser Seite bieten wir der wachsenden Zahl von Wissenschaftlern, Studenten und Jobsuchenden, die auf tierversuchsfreie Verfahren setzen, ein Vernetzungsinstrument. Heute stehen bereits 50 Forschergruppen aus Deutschland, Europa und den USA auf dieser Seite. Das ist ein ermutigender Start und ein positives Zeichen gegen Tierversuche“, so Dr. Kurt Simons, Vorsitzender des Bundesverbandes.

Das Potential, das in tierversuchsfreien Verfahren stecke, wird nach Aussagen des Bundesverbandes noch immer nicht voll genutzt. Schuld daran trage in erster Linie die Politik, die sich nicht rückhaltlos hinter die tierversuchsfreie Forschung stelle. „Warum finanziert die Bundesregierung z. B. der Uni Bayreuth einen Lehrstuhl für Verbraucherschutz mit 900 000 Euro, weigert sich aber, für einen Lehrstuhl für tierversuchsfreie Verfahren auch nur einen Cent auszugeben?“ fragt Simons.

Nach Einschätzung des Bundesverbandes wird die unentschlossene Politik den spürbaren Aufwärtstrend der tierversuchsfreien Verfahren zwar bremsen aber nicht aufhalten können. „Mit dieser Gewissheit wird unser Verband weiterhin auf die tierversuchsfreien Verfahren setzen“, sagt Simons abschließend.

Internationaler Tag zur Abschaffung der Tierversuche

Die Ärzte gegen Tierversuche verweisen auf die jährlich steigenden Zahlen der Tiere, die einen grausamen und unsinnigen Tod im Labor sterben. Laut aktueller Statistik der Bundesregierung wurden in Deutschland im Jahr 2008 knapp 2,7 Millionen Tiere für Versuche verwendet, das sind im Vergleich zum Vorjahr rund 80.000 Tiere mehr, Tendenz weiter steigend.

»Die Politik versagt hier auf ganzer Linie. Anstatt einen Ausstieg aus dem Tierversuch endlich anzugehen, wird die Basis für die tierexperimentelle Forschung weiter gestärkt, indem immense Summen in den Bau von immer weiteren Tierversuchslabors für abstruse Forschungsprojekte gesteckt wird«, kritisiert Diplombiologin Silke Bitz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ärzte gegen Tierversuche. Nach Ansicht der Ärztevereinigung ist es dringend geboten, endlich dem rein Profit orientierten tierexperimentellen System das Verbot auszusprechen und eine gute und ethische Wissenschaft ohne Tierversuche zu etablieren. Solange jedoch am Tier geforscht wird, würden nicht nur Tiere qualvoll und unnütz sterben, sondern Menschen weiterhin Opfer von schweren oder tödlichen Nebenwirkungen von aufgrund von Tierversuchen für sicher gehaltenen Arzneien sein.

Die Ärztevereinigung engagiert sich unter anderem gegen die Tierversuche, die für die Testung des Antifaltenmittels »Botox« durchgeführt werden. »Für die Mäuse bedeutet dies einen tagelangen Erstickungstod zu sterben, nur damit manche Menschen sich für kurze Zeit ihre Gesichtsfalten glätten lassen können«, so die Ärzte gegen Tierversuche. Dieser sogenannte LD50-Test, bei dem die Dosis ermittelt wird, bei der die Hälfte der Tiere stirbt, gilt in Wissenschaftskreisen als besonders qualvoll und könnte darüber hinaus schon längst gestrichen sein. Das Europäische Arzneibuch erlaubt drei so genannte Alternativen, sofern die Hersteller diese für ihr Produkt anerkennen lassen.

Da die Hersteller, darunter die in Frankfurt/M. ansässige Firma Merz, kein Engagement zur Abschaffung des Mäusetests zeigen, starteten die Ärzte gegen Tierversuche eine Kampagne, um Druck auszuüben und dem qualvollen Tierversuch für die Eitelkeit ein Ende zu setzen.

Weitere Informationen:
Hintergrundinformation über Botox-Tierversuche

24. April: Aktionstag gegen Tierversuche in Frankfurt/M.

C.F.