Zum Welttag der Suizidprävention am 10. September

Leiden erkennen, Gespräch beginnen, Leben retten

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Prävention beginnt mit dem Gespräch: Wer hinsieht, hinhört und anspricht, kann Leben retten. Heute macht der Welttag der Suizid(versuchs)prävention unter dem Motto "changing the narrative on suicide" deutlich: Über Suizidgedanken und Suizidversuche zu sprechen, ist eine wirksame Form der Prävention. Wer auf sich selbst achtgibt, auf Familie, Freunde, Nachbarn schaut und – eben – das Schweigen bricht, schenkt Hoffnung. Und manchmal sogar ein zweites Leben.

Das zweite Jahr in Folge erinnert das Motto "changing the narrative on suicide" ("Das Narrativ über Suizid ändern") des jährlichen "World Suicide Prevention Day (WSPD)" (Welttag der Suizidprävention) daran, dass die Suizidversuchsprävention mitten im Alltag anfangen muss. Denn sie beginnt und gelingt nur dort, wo Menschen einander wahrnehmen und ansprechen. Ein offenes, urteilsfreies Gespräch nimmt Betroffenen die Angst, stigmatisiert zu werden, und öffnet Wege zur Unterstützung.

Diese Erfahrung macht auch der Verein Dignitas – Menschenwürdig leben – Menschenwürdig sterben jeden Tag aufs Neue: Gespräche entlasten Betroffene und nehmen ihnen das Gefühl, allein zu sein. Dennoch hält sich hartnäckig die irrige Annahme, dass allein das Ansprechen von Suizid jemanden auf den Gedanken bringt, sich das Leben nehmen zu wollen. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Gespräch und Aufmerksamkeit mindern den Druck und zeigen Perspektiven auf. Das Tabu rund um Suizid und Suizidversuche muss überwunden werden1.

Ein Suizid an sich ist weder schlecht noch gut, er ist eine mögliche Handlungsoption des Menschen. In der gesellschaftlichen Wahrnehmung überlagert allerdings oft ein moralisches Unwerturteil diesen sachlichen Blick. Besonders in religiös-konservativen Kreisen hält sich diese Haltung hartnäckig und verstärkt das Tabu. Das Motto "changing the narrative" bedeutet deshalb auch, Suizidgedanken nicht moralisch zu be- und verurteilen, sondern sie als Ausdruck individuellen Leidens zu sehen und wertfrei und ergebnisoffen darüber zu sprechen. Nur so können Suizidversuche sowie daraus resultierendes Leid und weitere negative Konsequenzen2 verhindert werden.

Was wir tun können: Das Tabu rund um Leiden, Suizid und Tod brechen. Da sein und zuhören. Menschen ernst nehmen. Offen und ehrlich mit ihnen sprechen, auf Augenhöhe. Sie nicht sogleich als psychisch krank etikettieren oder anderswie stigmatisieren. Sachlich kommunizieren, insbesondere über Suizid und die hohen Risiken eines unbegleiteten Suizidversuchs. Und: Umfassend und ergebnisoffen beraten.3

Über den WSPD

Der WSPD wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Zusammenarbeit mit der International Association for Suicide Prevention (IASP) und der World Federation for Mental Health (WFMH) seit 2003 jedes Jahr am 10. September ausgerufen. Er erinnert daran, dass Suizid ein nach wie vor großes, mit viel Leid verbundenes gesellschaftliches Problem ist. So rechnet die IASP weltweit mit jährlich 720.000 Todesfällen4 durch Suizid; die Zahl der Suizidversuche ist um ein Vielfaches höher.

Hinter jedem Suizidversuch steht eine tragische Geschichte. Ein Suizid hinterlässt Narben bei Angehörigen und weiteren Betroffenen, auch ein gescheiterter Suizidversuch ist selten einfach eine gute Nachricht im Sinne eines geretteten Lebens. Oft bleiben gravierende gesundheitliche Schäden. Darum setzt sich Dignitas nicht nur am WSPD intensiv für die Suizidversuchsprävention ein.

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1 Siehe dazu auch den TEDx-Talk "Cracking the taboo on suicide is the best means to prevent suicide attempts and deaths by suicide"

2 vgl. dazu auch diese Studie

3 Details dazu siehe "Das Beratungskonzept von Dignitas" (ab Seite 12) 

4 Siehe bspw. S. 1 des "Campaign Pack" der IASP