MAINZ. In der am Mittwochabend ausgestrahlten SWR-Sendung „Quergefragt" gab
der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, ein Statement ab, das nicht nur seinen Diskussionspartner, den Religionskritiker Michael Schmidt-Salomon, verblüffte.
Lehmann bekannte, er glaube nicht an die Kirche, er glaube auch nicht an das Christentum, er glaube an Gott. Damit hat sich Lehmann nach traditionellem katholischem Verständnis als „Ketzer" geoutet, heißt es doch im katholischen Glaubensbekenntnis, das der Kardinal schon von Amtswegen Tag für Tag betet: „Ich glaube an die heilige, katholische und apostolische Kirche!"
In der Diskussion ging Lehmann wenig später sogar noch einen Schritt weiter, als er sagte, dass es die Kirche wohl irgendwann nicht mehr geben würde, den Glauben an Gott aber sehr wohl.
„Ich weiß nicht, wie Herr Lehmann dies in Einklang bringt mit dem geltenden Katechismus der Katholischen Kirche", erklärte Schmidt-Salomon hierzu gegenüber hpd, „denn dort heißt es doch sehr deutlich, dass es außerhalb der Kirche kein Heil gibt." Man dürfe gespannt sein, wie die anderen deutschen Bischöfe und der Vatikan auf diese „fast freigeistig klingenden Äußerungen" Lehmanns reagieren würden. Dass der Mainzer Bischof der streng-dogmatischen Theologie des gegenwärtigen Papstes wenig abgewinnen könne, sei selbstverständlich schon vorher klar gewesen, meinte Schmidt-Salomon. Wie gravierend diese Unterschiede aber tatsächlich seien, habe erst diese Sendung des SWR-Fernsehens aufgezeigt.
Grete Meißel