30 Jahre bfg Regensburg

REGENSBURG. (bfg) Zur Feier des 30-jährigen Bestehens am 28.9.07 im Kneitinger-Salettl

konnte der Vorsitzende Erwin Schmid gut 40 Mitglieder/innen begrüßen. Er erinnerte an die bescheidenen Anfänge - die „7 Aufrechten von 1977" (eine Dame, sechs Herren) - und ging auf die gute Entwicklung im Laufe der drei Jahrzehnte ein.

Dank der kontinuierlichen Arbeit kann sich der bfg Regensburg heute als tatkräftiger Verein präsentieren, der mittlerweile 212 Köpfe zählt und sich für Aufklärung und Humanismus in der Weltkulturerbestadt einsetzt. Der Landesvorsitzende des bfg Bayern, Dietmar Michalke, lobte in seiner Rede das große Engagement der Regensburger Mitglieder, wie es etwa bei der „Religionsfreien Zone" am Haidplatz während des Ratzinger-Besuches an den Tag gelegt wurde, und welches gerade in einer klerikal geprägten Stadt wie Regensburg nicht erlahmen darf, wenn im Freistaat demokratische Werte wie Meinungs- und Redefreiheit sowie die Freiheit der Kunst weiterhin erhalten bleiben sollen.

„Die Kirche nervt" befand dieser Tage die Wochenzeitung DIE ZEIT und wahrlich nicht umsonst steht der Regensburger Bischof dabei in einer Reihe mit den erzkonservativen Bischöfen Meisner („entartete Kunst") und Mixa („Gebärmaschinen"), die der Gesellschaft schaden und ihrer eigenen Kirche Bärendienste erweisen. Das 30-jährige Wirken des bfg hingegen war und ist ein echter Segen für die Domstadt.

Musikalisch aufgelockert wurde der gesellige Abend vom Liederzirkel Regensburg unter der Leitung von Ute Schmidt. Zusammen sangen die „alten Heiden" zwischendurch ewig junge Lieder wie „Die Gedanken sind frei!" und Bert Brechts „Lied von der Moldau".

Freier Geist 2007

Mit Arnold Zumkeller, einem Gründungsmitglied des Vereins, wurde ein „freies Urgestein der Stadt Regensburg" zum „Freien Geist 2007" ernannt, wie der Laudator Dr. Wolfgang Proske betonte. Proske, selbst Gründungsmitglied, ließ die frühen, schwierigen Jahre des Vereins noch einmal Revue passieren und hob die Verdienste Arnold Zumkellers für den bfg und Regensburg hervor.

Um Arnold Zumkellers Haltung zur Welt zu verdeutlichen, zitierte er den Philosophen Bertrand Russel: „Drei einfache, doch übermächtige Leidenschaften haben mein Leben bestimmt: das Verlangen nach Liebe, der Drang nach Erkenntnis und ein unerträgliches Mitgefühl für die Leiden der Menschheit." Der Geehrte konnte die Auszeichnung aus gesundheitlichen Gründen leider nicht selbst in Empfang nehmen, war aber für die Anwesenden doch sichtbar. - Wie das zuging? Nein, keine Videoübertragung und auch kein Fall von Hexerei in Regensburg ermöglichte dies, sondern ein lebensechtes Portrait, gemalt vom Laudator selbst (!), wurde als Geschenk präsentiert, das Arnold Zumkeller zusammen mit dem Ehrenpreis das Krankenlager ein wenig erträglicher machen soll und das er hoffentlich bald wieder verlassen kann.
Mit einer Lesung aus B. Russels „Einwänden gegen die Religion" rundete Marlies Haschke die Preisverleihung im Sinne des „Freien Geistes 2007" ab.

Das Potential ist groß

Den Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft schlug Vorsitzender Erwin Schmid mit seinem Ausblick auf die Weiterentwicklung des bfg in Regensburg und Bayern. Man werde weiterhin Aufklärung durch Information und den Ausbau eines kirchenfernen Sozialangebotes betreiben. Die Mitgliederwerbung wird weiter forciert werden, zumal bereits mehr als 33.000 Regensburger/innen keiner Kirche mehr angehören, das Potential des Vereins also noch lange nicht ausgeschöpft ist. Angestrebt und unterstützt wird auch die Gründung eines Ortsvereins für Passau-Deggendorf. Ferner gibt der bfg die Hoffnung auf ein eigenes Vereins-Haus in Regensburg nicht auf. Hier warte man auf eine glückliche Stunde, die vielleicht durch ein Vermächtnis oder eine größere Geldspende herbeigeführt wird.

Solo für den Teufel

Für diabolischen Heidenspaß sorgten im Anschluss die Auszüge aus dem amüsant-philosophischen Theaterstück „Solo für den Teufel" von Kurt Raster. Der Teufel war den Gästen in Gestalt der verdammt gut spielenden Martina Reitz enorm sympathisch und fand mit seiner spitzfindigen Religions- und Gesellschaftskritik ein aufgeklärtes und begeistertes Publikum vor. Die nächste Vorstellung des sehr sehenswerten Stückes findet in Passau statt. Auch die kabarettistische Einlage von Schriftführer Dr. Erwin Petzi, der als „betrunkener Bruder Bruno aus dem Bayerwald" im Auftrag des göttlichen Spaghetti-Monsters den Anwesenden die Regensburger Kirchenwelt mit gereimten Vierzeilern „erklärte" und eine Moritat auf seinen vor Jahresfrist ermordeten Bären-Bruder vortrug, fand großen Anklang.

Bis zur Geisterstunde sangen und diskutierten die freien Geister Regensburgs noch zusammen. Und während die einen noch in Erinnerungen schwelgten, besprachen andere schon wieder neue Projekte.

Erwin Petzi