Der Bund für Geistesfreiheit (bfg) Bayern veröffentlicht zweimal im Quartal die Sendung "Menschsein". Die Sendungen werden von BR 2 innerhalb des Formats "Positionen" ausgestrahlt. An diesem Sonntag um 6:30 Uhr erscheint die neueste Folge.

Foto: privat
Redakteur Jacob spricht diesmal mit Ulla Bonnekoh, die unter anderem bei der Deutschen Gesellschaft für humanes Sterben (DGHS) engagiert ist, über die Lage der Sterbehilfe in Deutschland. Dabei werden ethische Pro- und Contra-Argumente für das Recht auf selbstbestimmtes Sterben gegenübergestellt und die Bedingungen erläutert, unter denen ein Freitod als selbstbestimmtes Lebensende möglich ist.
Schließlich zeigt sich in der Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlich und rechtlich sensiblen Thema der Sterbehilfe, warum die Freiheit, über das eigene Lebensende zu entscheiden, ein zentraler Bestandteil humanistischer Werte ist.
Seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 26. Februar 2020 ist klar: Das allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasst das Recht, das eigene Leben selbstbestimmt zu beenden. Staatliche Verbote oder moralische Vorgaben dürfen diese Entscheidung nicht grundsätzlich einschränken. Dennoch bleibt das Thema in Deutschland kontrovers diskutiert. Unter anderem da das Urteil zwar den rechtlichen Rahmen geschaffen hat, aber bisher die konkrete Ausgestaltung der Sterbehilfe nicht rechtlich verankert ist. Zusätzlich wird die Arbeit und die Auseinandersetzung mit Suizidhilfe häufig durch Vermeidung und Unsicherheit beim Thema Tod und Sterben sowie gesellschaftliche Tabuisierung erschwert.

Ulla Bonnekoh, stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Konfessionsfreien, Leiterin der Karlsruher Regionalgruppe der Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) und aktives Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS), spricht im Interview über die aktuellen Herausforderungen im Umgang mit Sterbewünschen. Sie betont, dass echte Selbstbestimmung nur dort möglich ist, wo Menschen Zugang zu Informationen, Beratung und medizinischer Unterstützung haben – ohne Angst vor Stigmatisierung oder juristischen Konsequenzen.
Sinngemäß sagt Bonnekoh, Selbstbestimmung sei nicht nur ein Recht auf Leben, sondern auch ein Recht auf Sterben. Sie beschreibt, wie Humanistinnen und Humanisten für einen offenen gesellschaftlichen Diskurs eintreten: weg von Bevormundung – etwa staatlicher oder religiöser Natur – hin zu einer Kultur der Aufklärung und Empathie. Gleichzeitig plädiert sie dafür, die Themen Suizidprävention und Suizidbegleitung stärker zusammenzudenken: Suizid aus einer Notlage oder Verzweiflung heraus, obwohl eigentlich der Wunsch besteht, andere Wege zu finden, gilt es bestmöglich und durch effektive Prävention zu verhindern. Auf der anderen Seite steht die Zielgruppe der Sterbewilligen, die sich in einem intensiven Prozess mit ihrem andauernden Wunsch, das eigene Leben zu beenden, auseinandergesetzt haben und zu der begründeten Entscheidung kommen, den Freitod zu wählen. Die Interessen dieser beiden Gruppen seien gleichberechtigt zu sehen und es sei Aufgabe unserer Gesellschaft ihnen die jeweils passende und gewünschte Unterstützung zukommen zu lassen.
Moderator Jacob führt durch die Sendung und ordnet die aktuelle Rechtslage ebenso ein wie die ethischen Kontroversen rund um neue Gesetzesentwürfe. Die Folge lädt dazu ein, das ethische Spannungsfeld zwischen individueller Freiheit und Selbstbestimmung, medizinischer Verantwortung und dem Schutz von Menschenleben neu zu betrachten.
Die ganze Sendung kann man am Sonntag, 26.10.2025, 6:30-6:45 Uhr auf BR 2 unter dem Titel: "Selbstbestimmt bis zuletzt – Ulla Bonnekoh über den Freitod als Menschenrecht" anhören.
Die Sendungen bei BR 2 und gelegentlich auch ausführlichere Interviews sind in der Mediathek des bfg Bayern sowie auf Spotify und Apple Podcasts unter dem Titel "Menschsein – der Podcast des bfg Bayern" nachzuhören.
Hinweis: Dieser Beitrag behandelt das Thema des assistierten Suizids. Wenn Sie selbst unter Suizidgedanken leiden oder sich in einer Krise befinden, wenden Sie sich bitte an eine Vertrauensperson und suchen Sie sich professionelle Hilfe.
In Deutschland erreichen Sie rund um die Uhr kostenfrei die Telefonseelsorge unter:
0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 (auch online).
Junge Menschen bis 25 finden außerdem unter diesem Link Hilfe.







