„Damit bleibt, was es gegeben hat“

Humanisten laden ein zum weltlichen Totengedenken. Unter dem Motto „Damit bleibt, was es gegeben hat“ finden auch in diesem Jahr

in ganz Deutschland zum Totensonntag weltliche Totengedenkfeiern statt. Die humanistischen Verbände treten als Veranstalter auf. Sie kommen damit dem breiten Bedürfnis in der Bevölkerung nach, an den „traurigen Tagen“ im November der Toten zu gedenken.


Gerade im November - mit seinem kalendarisch so offiziellem Gedenktag und seiner wettermäßig zumeist so trüben Zeit - rücken viele Gedanken in ganz besonderer Weise den Abschied von dem / von einem herzlich und innig verbundenen Menschen in den Tageslauf, kommt immer wieder insbesondere die Trauer um den menschlichen Verlust in alle Sinne.

Bedeutet Trauer aber bleibende Wehmut? Heißt trauern nicht auch, die seelischen Ausbrüche in neue Lebenskraft münden zu lassen, um so das Vergangene gedanklich unvergänglich zu machen?
Der Dichter sagt: „Die Ewigkeit mit einem Leben unterbrechen, die gemeinsame Zeit nicht im Stich lassen, damit entsteht, was es gegeben hat.“ - Wir fügen hinzu: damit bleibt, was es gegeben hat.

Unter dem Motto „Nicht derjenige ist tot, der gestorben ist, sondern nur derjenige, der vergessen wird!“ laden auch in diesem Jahr der Humanistische Verband Deutschlands, Landesverband Berlin, und die im Berliner Trauerquartett zusammengeschlossenen Redner und Rednerinnen all diejenigen Menschen ein, die an diesem besonderen Tag nicht allein mit ihrer Trauer und ihren Gedanken sein wollen. Wieder mögen in einer Atmosphäre der besinnlichen Feierlichkeit Gedanken der Ehre, des Respekts, des Dankes gegenüber den Weggefährten, aber auch die Trauer um sie ihren freien Lauf nehmen und durch Musik, Worte von Dr. Andrea Richau und eine Zeremonie, die die Verstorbenen noch einmal benennt, ihre ganz individuellen Erinnerungen finden.

  • Berlin 10.30 Uhr: Gedenkfeier in der Feierhalle des Parkfriedhofs. Parkfriedhof Marzahn, Wiesenberger Weg
  • Berlin 14:30 Uhr: Gedenkfeier in der Feierhalle des Krematoriums Baumschulenweg. Kiefholzstr. 221 (S-Bhf. Baumschulenweg,Bus 166, 265, 270).

 

Trost spenden

Immer weniger Menschen in Deutschland gestalten eine würdevolle Trauerfeier für ihre Verstorbenen, verzichten beim letzten Gang auf tröstende Worte.

So zu sterben, wie man gelebt hat, in Würde und Autonomie, ist der Wunsch eines jeden.
Ihn würdevoll zu verabschieden gehört nach Meinung von Jürgen Springfeld, Präsident der NRW-Humanisten mit dazu, ganz gleich ob jemand religiös oder konfessionsfrei gelebt hat. "Unsere Verstorbenen würdevoll zu verabschieden gehört zu unseren Pflichten."
Wohlverstandenen Trost zu spenden ist eine schwere Aufgabe für die ehrenamtlich tätigen Sprecherinnen und Sprecher des Verbandes. Trost findet man in der Erinnerung an gemeinsam erlebte Stunden und Ereignisse.
Sterben und Tod beinhalten wichtige Botschaften für die Lebenden, die es zu entschlüsseln und zu nutzen gilt. Diese Botschaften können wir besonders im Abschiednehmen und in der Trauer empfangen. Darauf verzichten heißt, auf einen Teil unserer Kultur verzichten. Humanisten sind stolz, mit ihrem Beitrag einer weltlichen Trauerkultur einen Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten, die in Zukunft daran gemessen werden wird, wie sie mit Alter, Krankheit und Tod umgegangen ist. Eine Gesellschaft, die den Tod tabuisiert und ihm keinen Platz im Leben einräumt, ist keine humane Gesellschaft.

  • Dortmund 12:00 Uhr: Gedenkfeier in der Trauerhalle des Dortmunder Hauptfriedhofs

 

"Wege zu einer zeitgemäßen Trauerkultur"

Mit einem Vortrag von Andreas Hentschel zum genannten Thema, tragen die Humanisten Württemberg mit einer Gedenkfeier zum Totensonntag bei.

Die Veranstaltung, die Aufgabenfelder und Anregungen zu einer zeitgemäßen humanistischen Trauerkultur thematisiert, wird musikalisch begleitet von der Berliner Akkordeonistin und Sängerin Isabel Neuenfeld, unter anderem mit Vertonungen von Gedichten des freidenkerischen Schriftstellers und Gründers der Berliner Volksbühne sowie Mitbegründer der Volkshochschulen Bruno Wille.

  • Stuttgart 10:30 Uhr: Gedenkfeier im Humanistischen Zentrum, Mörikestraße 14