WEIMAR. (hpd) Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe: Sie gelten als prägende Persönlichkeiten der Aufklärung in Europa. In späteren Lebensjahren soll beide eine tiefe Freundschaft verbunden haben. Diese einzigartige Freundschaft steht nun im Mittelpunkt eines ambitionierten Hörbuch-Projekts.
„Was sie damals gedacht haben, das ist heute noch brandaktuell“, sagt Frederik Beyer zum schriftstellerischen und philosophischen Werk der zwei Denker.
„Sein Jahrhundert kann man nicht verändern. Aber man kann sich dagegen stellen und glückliche Wirkungen vorbereiten. Lebe mit deinem Jahrhundert, aber sei nicht sein Geschöpf!“
Beyer will deshalb diese viele Menschen bis heute bewegenden Gedanken von Goethe und Schiller als Hörbuch zugänglich machen. Die Grundlage des Projekts bildet das Schauspiel „Der Goethe &Schiller-Pakt“ von Michael Kliefert. Das Stück ist bis heute in über 150 erfolgreichen Theatervorstellungen aufgeführt worden.
Es basiert auf den über 1000 Briefen, mit denen Friedrich Schiller und Johann Wolfgang von Goethe in jahrelangem Austausch ein laut Beyer beispielloses „Kraftwerk der Gedanken“ erschaffen haben. Der Autor Michael Kliefert hat Auszüge aus den Briefgesprächen dramaturgisch so zusammengesetzt, dass ein atmosphärisches Bild entsteht, wie die beiden Dichter geschrieben und gelebt, gefeiert und gelitten haben.
„Man muss den Hammer mit solcher Wucht in den Himmel schleudern, dass niemand mehr an seine Rückkehr glaubt!“
Insgesamt werden 2.500 Euro benötigt, um „Der Goethe und Schiller Pakt“ zum rund 70-minütigen Hörerlebnis werden zu lassen. Bei der Produktion arbeiten der erfahrene Sprecher Beyer, der unter anderem für den MDR gearbeitet hat, und der Schauspieler Mark Pohl zusammen. Pohl, der Schiller-Darsteller des Bühnenstücks, war unter anderem im Kinofilm „Sushi in Suhl“ zu sehen, auch in „Tatort“, „Bella Block“, und „Ossis Eleven“ spielte er mit.
Frederik Beyer findet, dass die zwei Dichter, Philosophen und Denker die europäische Gesellschaft nachhaltig verändert haben. Bis heute sei diese verändernde Kraft ihrer Gedanken nicht verloren gegangen. Und die Gegenwart sei von ähnlich umfassenden Umwälzungen und Veränderungen geprägt, wie sie in der Lebenszeit von Goethe und Schiller stattfanden.
"Sind wir freie Menschen, die der Staat unterdrückt, oder bloß wilde Tiere,
die er an heilsame Ketten legt? Wenn man das nur mit absoluter Bestimmtheit
sagen könnte, wären wir um einiges schlauer."
Mit dem Hörbuch „Der Goethe und Schiller Pakt“ planen Beyer und Pohl, zu zeigen, dass klassische Texte und „alte Briefe“ keineswegs altbacken oder langweilig sind, sondern aktueller denn je. „Wir wollen mit unserer Produktion alle Hörbuch-Liebhaber begeistern, aber auch und besonders ‚Klassikmuffel‘ hinter dem Ofen hervorlocken – denn diese CD ist für jung und alt“, so Beyer. „Es wird ein junges und exklusives Stück werden.“
„Wie selten, dass Personen gleichsam die Hälften voneinander ausmachen, sich nicht abstoßen, sondern einander ergänzen.“
Nicht nur inhaltlich, sondern auch bei der Umsetzung wollen die zwei Künstler neue Wege gehen. Denn statt auf einen langwierigen Bewerbungsprozess bei einem der großen Hörbuchverlage setzen sie auf „Crowd-Funding“: Durch die aktive Mithilfe von Hörbuchfans soll wenigstens ein Teil der Produktionskosten schon im Vorfeld eingeworben werden. Deshalb bietet das Hörbuchprojekt „Der Goethe und Schiller-Pakt“ die Möglichkeit, sich durch eine Spende bereits jetzt ein Exemplar des späteren Werkes zu sichern.
„Ich glaube, Freundschaft kann sich bloß praktisch erzeugen, praktisch Dauer gewinnen. Gegen große Vorzüge eines andern gibt es kein Rettungsmittel als die Liebe.“
Frederik Beyer und Mark Pohl sind zwar zuversichtlich, dass sie ihren Plan einhalten können. Schon im April soll Produktionsbeginn sein und einige Spenden sind bereits eingegangen. Doch bisher fehlen noch rund 800 Euro. „Wir werden erst in das Studio gehen, wenn die Finanzierung der Produktion sicher ist“, so Beyer. Über unterschiedliche Möglichkeiten für die Beteiligung informiert die Internetseite des Projekts und die Crowd-Funding-Seite Startnext. Klappt es mit der Finanzierung, können ab Mitte Mai die ersten CDs verschickt werden.
Arik Platzek