Vom Hören der Signale...

MÜNCHEN. (hpd) „Tapferkeit zeigt sich in dem Willen, ohne Garantie auf die eigene Unversehrtheit einen physischen oder mentalen Konflikt durchzustehen

– im allgemeinen mit der Motivation, den Sieg davonzutragen, zumindest aber mit der Hoffnung auf einen glücklichen Ausgang, und sei es auch nur der Ruhm." (aus: Wikipedia)

 

Was immer der Vorsitzende des bundesdeutschen Reservistenverbandes sich gedacht haben mag, als er u.a. die Wiedereinführung des „Eisernen Kreuzes" als „Tapferkeitsauszeichnung" für Soldaten der Bundeswehr vorschlug, ist nicht überliefert. Ein „Kreuz"-Orden soll wieder als staatliche Anerkennung ausgegeben werden, der in Form und Farbe von Kaiser Friedrich Wilhelm III. in Anlehnung an das Ordenszeichen des „Deutschen Orden" Anfang des 19.Jahrhunderts geschaffen wurde? Handelt es sich also bei diesem vielleicht wieder einzuführenden „Ehren-Kreuz" um eine „Auszeichnung" an überwiegend männliche Menschen, die seit der Kreuzzüge im bedingungslosen Glauben an die ihnen gegebenen Befehle und ohne Rücksicht auf die Unversehrtheit zunächst mal anderer, ihnen unbekannter Menschen im Dienste eines Konfliktes, den weder sie noch die anderen verursacht haben, für posthumen eigenen Ruhm und machtpolitische Interessen ihrer Befehlshaber freiwillig gegebenenfalls ins Gras beißen? Es handelt sich bei einem solchem Verhalten also heute wieder um eine öffentlich auszuzeichnende Tugend? Man könnte ins Nachdenken kommen...

Die Soldaten, so deren Anführer Verteidigungsminister Jung, hätten wiederholt und verstärkt ihm gegenüber zum Ausdruck gebracht, dass sie ihre „Tapferkeit" viel engagierter ausüben könnten, wenn sie als Anerkennung wieder wenig nutzbringende Dekorationsgegenstände aus Metall feierlich überreicht bekämen. Am Anblick eines solchen zum Kreuz aufbereiteten Metalles könnten sich schließlich sogar noch die Hinterbliebenen erfreuen, also „Tapferkeit" im Mehrweg über Generationen? Das nicht allein, die dauerhafte Freude an einem solchen Orden wird sicherlich - heute wie früher auch schon - durch damit verbundene lebenslange Pensionszahlungen entscheidend gefördert werden!

Was das anbelangt, sind die „tapferen" islamischen Glaubenskrieger doch weit bescheidener und fast schon Vorbilder an „Tapferkeit"; für sie ist womöglich wirklich die Aussicht, nicht mal die Garantie, auf die kostenlose Überlassung von 50 Jungfrauen (zu was auch immer) außerhalb ihres irdischen Lebens eine ausreichende Motivation, sich für den Verlust der eigenen Unversehrtheit und der von anderen zugunsten eines ihnen persönlich unbekannten göttlichen Befehlshabers und seines Sieges mit Nachdruck einzusetzen.„Tapferkeit" ist kein Wert an sich, sondern vielleicht eine Eigenschaft, die in Zusammenhang mit kriegerischer Gewalt erst richtig zur Geltung kommt und die so ausgezeichneten offiziellen „Tapferen" dieser Erde damit zu öffentlich überreichten Orden, Medaillen und Pensionszusagen (wohl aber nicht zu Jungfrauen?)? Man könnte ins Nachdenken kommen....

Wahre Helden der Tapferkeit

Die von Gott und/oder dem Staat öffentlich ausgezeichneten „Tapferen" sind bestimmt eine fast unüberschaubare Zahl. Doch welcher wirklich anständige Mensch mag da dazugehören? Sind die nicht ausgezeichneten Menschen die besseren, aber halt nicht offiziell „tapfer"? Müssen die nicht offiziell ausgezeichneten „Tapferen" nicht auch „tapfer" sein, nämlich ausgezeichnet mit dem Willen, ohne Garantie auf die eigene Unversehrtheit einen mentalen Konflikt durchzustehen?

Nehmen wir das Beispiel der Autoren des Buches „Wo bitte geht's zu Gott? fragte das kleine Ferkel" von Michael Schmidt-Salomon (Text) und Helge Nynke (Zeichnungen). Die Vertreter Gottes auf Erden möchten nicht zulassen, dass ihnen unbekannte Menschen dieses Buch vom eigenen Geld, ohne dazu gezwungen worden zu sein, erwerben und womöglich auch noch lesen. Und erreichen, dass gegen das kleine Ferkel und seine Schöpfer ein Indizierungsverfahren eingeleitet wird aufgrund vor allen Dingen des Vorwurfes des Antisemitismus, weil wenn nichts hilft, dann vielleicht das!

Dass das erkenntnissuchende Duo Ferkel und Igel viele Gegner haben würde, das war den beiden Autoren klar. Aber im Wissen um die zahlreichen säkularen humanistischen Verbände und Organisationen, die es in der Bundesrepublik gibt und die sich sicher deutlich, laut und umgehend öffentlich gegen das Indizierungsverfahren stark machen würden, mussten sie doch gar nicht besonders „tapfer" sein, oder? Weit gefehlt! Der Vorteil des Verteilens von Orden, Medaillen und Uniformen ist, dass die damit Bestückten sich gegenseitig gut erkennen und sich in der Regel untereinander solidarisch verhalten. Bei Schmidt-Salomon und Nynke konnten gar viele aus den Reihen der Verbände wegen der fehlenden Orden die echte, aber nicht offiziell ausgezeichnete „Tapferkeit" leider gar nicht ausmachen!

So manch ein Redner aus den Reihen der organisierten Säkularität fühlte sich berufen, zunächst doch ein wenig abzuwarten, was denn vielleicht von staatlicher Seite in Sachen „Antisemitismus" aufgeführt würde... nicht, dass noch was dran ist! Wieder andere zögerten die schnelle Reaktion, die erforderlich gewesen wäre, ein wenig hinaus... erst mal schauen, was die anderen schreiben. Dann wurden die Solidaritätsbekundungen gründlich ausgeschmückt mit ausführlichen Erläuterungen, warum man selbst das Buch seinen eigenen Enkelkindern leider nicht empfehlen könne, warum die darin enthaltene Satire von Kindern nicht verstanden werde, warum die Zeichnungen nun doch aber wirklich an Zeichnungen aus den Anfängen des Nationalsozialismus erinnerten, warum das Indizierungsverfahren vermutlich sowieso von den Autoren und dem Verlag im Hinblick auf einen größeren kommerziellen Erfolg selbst organisiert worden ist etc. etc.! Man kann wirklich ins Nachdenken kommen!

Das kleine Ferkel und der kleine Igel haben auf ihrer Erkenntnissuche mit dem juristischen Sieg am vergangenen Mittwoch eine Hürde genommen. Und mit ihnen alle echten säkularen humanistischen Demokraten. Damit die säkularen Verbände sich in Zukunft mit ihrer Unterstützung leichter tun, wird hiermit die Erschaffung eines gut sichtbar zu tragenden Ordens für echte humanistische, demokratische, säkulare „Tapferkeit" an alle wirklich Tapferen angeregt.

Die wahren Helden, die ihn bekommen werden, sind auch ohne Orden und Pensionszusagen wirklich „tapfer". Aber die übrigen tun sich dann mit dem Erkennen des Wesentlichen nicht mehr so schwer!

Assunta Tammelleo