KÖLN. (ibka/hpd) Oswalt Kolle, seit den 1960er Jahren Autor zahlreicher Artikel, Bücher und Drehbücher über Sexualität und Aufklärung verstarb am 24. September in Amsterdam. Er wäre am 2. Oktober 82 Jahre alt geworden.
Durch Oswalt Kolles Wirken zieht sich wie ein roter Faden das Bestreben, Menschen zu verhelfen, ein erfülltes Leben zu führen, insbesondere im Bereich der Sexualität. Dieses Bestreben geriet in Konflikt mit staatlichen und kirchlichen Autoritäten und deren rigider Sexualmoral.
Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Sexualität heute in erster Linie unter dem Blickwinkel der Selbstbestimmung gesehen wird. Dies ist auch daran zu bemerken, dass Sexualdelikte, die heute als „Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung“ charakterisiert werden, früher als „Sittlichkeitsverbrechen“, also als Verstöße gegen eine vorgegebene Sexualmoral betrachtet wurden.
Wenn also heute die Selbstbestimmung im Vordergrund steht und nicht eine von vermeintlichen Autoritäten vorgegebene Moral, so ist das ganz wesentlich das Verdienst von Menschen wie Oswalt Kolle. Zu bewundern ist dabei die Energie und Ausdauer, die er bei seinen Aktivitäten an den Tag gelegt hat.
Einige der bekanntesten Werke von Oswalt Kolle sind „Das Wunder der Liebe“, „Zum Beispiel: Ehebruch“ sowie „Dein Kind, das unbekannte Wesen“. 2008 veröffentlichte er seine Autobiographie „Ich bin so frei – Mein Leben“, sein letztes Werk trägt den Titel „So bleibt die Liebe jung – 49+ Was? Na dann!“
Noch dieses Jahr wurde Oswalt Kolle mit dem IBKA-Preis „Sapio 2010“ des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten geehrt, um seinen unermüdlichen Einsatz für die sexuelle Selbstbestimmung zu würdigen.
Hierzu stellt René Hartmann, Erster Vorsitzender des IBKA, fest: „Sexuelle Selbstbestimmung, wie wir sie heute kennen und leben, ist ein hohes Gut. Generationen von Menschen wurde sie im Namen verkorkster Moral- und Ehrvorstellungen vorenthalten. Hauptgegner der selbstbestimmten und aufgeklärten Sexualität waren und sind die Religionen mit ihren rigiden Keuschheits-, Moral- und Lustverhinderungsvorschriften. Oswalt Kolle hat auch den Kirchen gegenüber kein Blatt vor den Mund genommen. Sein Tod ist ein großer Verlust im Kampf um ein menschenfreundliches und lebensbejahendes Miteinander.“
Oswalt Kolle war ein Aufklärer im besten Sinne des Wortes. Über die Sexualaufklärung hinaus hat er viele Menschen gelehrt, ihre Wünsche und Bedürfnisse ernst zu nehmen und in verantwortungsvoller Weise zu verwirklichen.
Rainer Ponitka