FRANKFURT. (hpd) Bericht über das Debüt der Säkularen Humanisten Rhein-Main: Vortrag Herrn Dr. Vowinkels zum Thema: „Das Weltbild des Neuen Atheismus".
Am Freitag, den 10.10.2008, um 20 Uhr debütierten die Säkularen Humanisten Rhein-Main, eine Regionalgruppe des Förderkreises der Giordano-Bruno-Stiftung, mit der ersten Veranstaltung ihrer Vortragsreihe im Saalbau zu Schwerpunktthemen eines aufklärungsbasierten, naturalistischen Humanismus.
Der Kölner Physiker Dr. Bernd Vowinkel, der bereits letzten Juni auf dem Welthumanistentag in Nürnbergs Kaiserburg erfolgreich die „humanistische Belastbarkeit" der Teilnehmer mit einem Beitrag über den „Weg zum Transhumanismus" testete, referierte diesmal über das Weltbild des Neuen Atheismus.
Die erste Veranstaltung ist natürlich auch ein Testfall für die Öffentlichkeitsarbeit der letzten Wochen, die sich ja noch nicht auf Erfahrungsdaten vorhergehender Termine stützen kann. Aber ein zu 50% besetzter Saal sowie ein Stapel gewissenhaft ausgefüllter Bewertungsbögen machen unter diesen Umständen den ersten Vortrag zu einem gelungenen Abend. Obendrein zeitigte eine erste Durchsicht der Bögen fast nur positives Feedback, dazu ein deutlich bekundetes Interesse an etlichen der künftig angebotenen Themen und obendrein hilfreiche Angaben für Rückschlüsse über die Wirksamkeit der verschiedenen PR-Maßnahmen.
Das Publikum bestand aus allen Altersklassen vom Schüler- bis zum Seniorenalter, erstere konzentrierten sich zielstrebig in der letzten Reihe, als stünde der Referent im Verdacht, die jüngeren Besucher in Kosmologie examinieren zu wollen.
Quellen humaner Ethik
Der Vortrag begann mit einem Überblick über die Unterschiede zwischen religiösen und wissenschaftlichen Erkenntnisansprüchen und leitete schließlich zur Schilderung des aktuellen naturwissenschaftlichen Weltbildes über, welches vom Urknall bis zur biologischen Evolutionstheorie und dem Leib-Seele-Problem, unter Berücksichtigung der Gottesfrage, abgehandelt wurde. Das letzte Drittel des Vortrages war der Frage nach den Quellen humaner Ethik gewidmet, wobei der Referent an die Behauptung der Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen anknüpfte, die Zehn Gebote würden bereits die Werte des Grundgesetzes enthalten. Da hierzulande die meisten Menschen nur frisierte Kinderkatechismusversionen dieses antiken Konstruktes kennen, war die Präsentierung von dessen Haltung zur Sippenhaft (1. Gebot) und seiner Positionierung der Frau als ein - neben dem Nutzvieh aufgeführten - Rechtsobjekt (10. Gebot), nicht nur sachlich geboten sondern auch ein Anlass zur Heiterkeit über die „Bibelfestigkeit" der Ministerin. Wobei man allerdings auch die Möglichkeit einräumen musste, dass es ja ebenso das Grundgesetz sein kann, welches Frau von der Leyen nicht hinreichend bekannt ist? Nach diesem exegetisch-aktuellpolitischen Fallbeispiel griff Dr. Vowinkel zunächst auf die Sokrates zugeschriebene Darlegung der Notwendigkeit einer autonomen Moral zurück, um schließlich den kategorischen Imperativ Kants und die Grundsätze des Utilitarismus vorzustellen.
Diskussion und Gesprächszirkel
Nach dem 75-minütigen Vortrag entspann sich noch eine halbstündige Diskussion, die sich nach dem offiziellen Ende noch einmal in mehrere Gesprächszirkel aufteilte, ehe sich schließlich eine sehr gemischte Gruppe aus Veranstaltern und Besuchern im gegenüberliegenden Lokal zusammenfand, wo man bereits vorsorglich für zwanzig Personen reserviert hatte.
Die Säkularen Humanisten Rhein-Main treffen sich am 17. Oktober um 19:00 Uhr wieder in Frankfurt am Main, in einem in der Kaiserstrasse gelegenen Lokal mit dem aufschlussreichen Namen „Utopia". Interessierte sind dort herzlich willkommen.
Der nächste Termin der Vortragsreihe ist am 14.11.2008 um 20:00 Uhr, siehe hierzu die Internetseite der Säkularen Humanisten.
Jochen Beck