Eine Sendung des Bundes für Geistesfreiheit (bfg) Bayern KdöR im Bayerischen Rundfunk, Programm Bayern II, am 30.09.2007,
um 7.05 Uhr. Sendereihe „Positionen"
(bfg) In seiner regelmäßigen Rundfunksendung hat sich der bfg Bayern neben der Darstellung zu Meisner und die „entartete Kunst" sowie einem Bericht zur Petition zum Religionsunterricht und einen Vorbericht zum Deschnerpreis mit drei weiteren aktuellen Themen beschäftigt.
Sexueller Missbrauch
Deutschland schaut derzeit auf die kleine Gemeinde Riekofen im Landkreis Regensburg. Das Medieninteresse ist enorm. Der Pfarrer der Gemeinde steht im Verdacht, einen Messdiener missbraucht zu haben und sitzt in Untersuchungshaft. Vor einigen Wochen noch erfreute sich Pfarrer K. großer Beliebtheit. Doch dann wurde sein Vorleben bekannt. Im Jahr 1999 hatte er in seiner früheren Gemeinde Viechtach zwei Messdiener sexuell missbraucht. Den Eltern der Kinder wurde Schmerzensgeld gezahlt und es wurde Stillschweigen vereinbart. Der Pfarrer begab sich in Therapie. Ein Gutachten seines Therapeuten attestierte ihm, geheilt zu sein. Nach einer „Bewährungszeit" in einem Altersheim wurde K. im Jahr 2004 wieder als Seelsorger in einer Gemeinde eingesetzt. Informiert über sein Vorleben wurde nur der Pfarrer der Nachbarsgemeinde. Die Gemeindemitglieder erfuhren nichts von seiner Verurteilung. Ein Zeitungsartikel brachte den Stein ins Rollen. Kurz nach dessen Veröffentlichung erfolgte eine Anzeige gegen K. Ein Messdiener beschuldigte ihn des sexuellen Missbrauchs. Der Schock war groß, nicht nur in Riekofen.
Wie reagierte nun der zuständige Bischof Gerhard Ludwig Müller? Zuerst gar nicht. Nach ein paar Tagen gab es dann eine magere Erklärung, die in Riekofen verlesen wurde. Dann wieder Schweigen. Einen Besuch in der Gemeinde lehnt Müller ab. Er ist sich keiner Schuld bewusst. Eine Mitverantwortung für die Tat will er nicht eingestehen: „Diese Verantwortung trägt allein der Täter.", sagt Müller. Auf einer Pressekonferenz letzte Woche verteidigte er erneut sein Verhalten: "Wenn Jesus auch den schlimmsten Sündern verziehen hat und nach menschlichen Ermessen bei Pfarrer K. kein Übergriff mehr zu erwarten war, wie konnte man ihm eine zweite Chance versagen?"
Vielleicht hätte Müller die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Jahr 2002 lesen sollen. Darin heißt es: „Nach dem heutigen Stand der Wissenschaft erweist sich Pädophilie als von der Neigung her strukturell nicht abänderbar. [...] Nach Verbüßung seiner Strafe werden dem Täter keine Aufgaben mehr übertragen, die ihn in Verbindung mit Kindern und Jugendlichen bringen."
Betroffene von früheren Missbrauchsfällen haben inzwischen schwere Vorwürfe gegen das Bistum erhoben. In der Diözese würden systematisch von Priestern begangene sexuelle Missbräuche vertuscht, sagten die Mütter von zwei missbrauchten Jungen. Die Opfer hätten keinerlei Hilfe von der Bistumsleitung erhalten.
Neuer Karikaturenstreit in Schweden
Vor knapp zwei Jahren erschütterte ein Karikaturenstreit die Welt. Damals hatte eine dänische Zeitung Zeichnungen des Propheten Mohammed veröffentlicht. Jetzt gibt es einen neuen Fall in Skandinavien:
Der in Schweden bekannte Künstler Lars Vilks hat drei Zeichnungen mit einem Hund inmitten eines Kreisverkehrs gefertigt. Der Hundekopf sieht menschlich aus und trägt Turban und Bart. Vilks nannte die Zeichnungen „Kreisverkehrhund Mohammed". Eine geplante Ausstellung der Bilder fand nicht statt. Die Bilder könnten Muslime vor den Kopf stoßen und "die Sicherheit des Personals und der Besucher könne nicht garantiert werden". Die Zeichnungen wurden aber in mehreren Zeitungen abgedruckt und in einem Weblog veröffentlicht.
Was dann folgte, war vorhersehbar. Bei schwedischen Muslimen löste die provozierende Aktion nur gemäßigten Protest aus. Doch im Ausland wurden schwedische Flaggen verbrannt. Den schwedischen Vertretungen wurden offizielle Protestnoten überreicht. Es gab Morddrohungen gegen den Zeichner. Vom Terrornetzwerk El Kaida wurde ein Kopfgeld in Höhe von 100 000 Dollar ausgesetzt. Weitere 50 000 Dollar stiftet die Gruppe „Islamischer Staat Irak". Die Organisation säkularer Muslime in Schweden verurteilt diesen Mordaufruf. Vilks steht jetzt unter Polizeischutz und gibt sich angesichts der Morddrohungen und des ausgesetzten Kopfgeldes gelassen: "Ich habe noch eine alte Bärenfalle im Schuppen. Die werde ich jetzt wohl aufstellen."
Die Diskussion um Religionskritik und um die Grenzen zwischen Meinungsfreiheit und Kränkung ist leider in den Hintergrund gedrängt worden.
Bundesratsinitiative zum sog. „Gotteslästerungsparagrafen"
Und jetzt eine Meldung aus der Rubrik „Alle Jahre wieder":
Der bayerische Ministerrat hat am 25. September eine Bundesratsinitiative beschlossen. Damit soll der § 166 des deutschen Strafgesetzbuchs klarer gefasst und sein Anwendungsbereich erweitert werden. Der Paragraf 166 ist auch als „Gotteslästerungsparagraf" bekannt. Unter Strafe gestellt werden soll künftig bereits das Herabwürdigen und Verspotten von religiösen und weltanschaulichen Bekenntnissen. „Bayern will ein klares Zeichen setzen, dass nicht mit Füßen getreten werden darf, was anderen heilig ist.", sagte Ministerpräsident Edmund Stoiber.
Sollte diese Initiative diesmal durchgehen, können wir uns wohl bald auch in Bayern auf einen Karikaturenstreit freuen.
Texte: Monika Hendlmeier, Horst Prem