JENA. (dfw/hpd) Zu einer wissenschaftlichen Tagung mit anschließender Festveranstaltung hatte der Dachverband Freier Weltanschauungsgemeinschaften e.V. (DFW) am Wochenende nach Jena eingeladen. Wie schon vor 100 Jahren zum 100. Geburtstag wurde Darwin im dortigen Volkshaus gewürdigt, in dem damals der berühmte Jenaer Zoologe und Darwin-Verfechter Ernst Haeckel die Laudatio hielt.
Die Mitglieder des DFW-Präsidiums hatten sich bereits am Freitagabend und Samstagvormittag zu einer Sitzung in Jena getroffen. Am Samstagnachmittag fand eine wissenschaftliche Fachtagung im Volkshaus statt, die unter das Thema „Charles Darwins Entwicklungsdenken in seiner Bedeutung für Wissenschaft und Weltanschauung" gestellt war. Nach der Begrüßung durch DFW-Präsident Dr. Volker Mueller (Falkensee) hörten rund 60 Teilnehmer die Vorträge „Der alte Darwin und die neuen Theorien" (Dr. Dr. Jan Bretschneider, Weimar), „Die Ablehnung des Sozialdarwinismus als Grundlage der modernen Soziologie" (Ortrun E. Lenz M.A., Neu-Isenburg) sowie „Darwinismus und Darwin: Entbindet uns die Wissenschaft von der ethischen Verantwortung?" (Renate Bauer, Ludwigshafen). Darüber hinaus hielt Dr. Dr. Jan Bretschneider einen weiteren Vortrag zum Thema „Kreationismus". Er erfüllte damit spontan und unvorbereitet den Wunsch des Publikuns, indem er für den erkrankten Referenten Martin Koch einsprang und dessen Part übernahm.
Die Anwesenden, die teils aus Jena kamen, teils aus vielen Gegenden Deutschlands und aus Luxemburg angereist waren, diskutierten zu allen Vorträgen sehr ausgiebig, kontrovers und sachkundig. Die Tagung verlief in angenehmer Atmosphäre, wozu u.a. auch das Ambiente, der historische Saal im Volkshaus, beitrug.
„Darwin gestern und heute"
Am Sonntagvormittag fand das Wochenende mit der Festveranstaltung am selben Ort eine würdige Fortsetzung. Nach einer Einführung in das Thema durch Dr. Volker Mueller hielt Prof. Dr. Rolf Röber (Marzling) den sehr lebendig gestalteten Festvortrag „Darwin gestern und heute", den das Publikum mit viel Applaus quittierte. Anschließend brachte der Schauspieler Karl Koch (Berlin) eine Probe seines Könnens dar, indem er das satirische Ein-Mann-Stück „Ein Bericht für eine Akademie" von Franz Kafka aufführte. Seine faszinierende Darstellung des zum Menschen gewordenen Affen begeisterte das Publikum und gab der Veranstaltung einen passenden und würdevollen Abschluss.
Insgesamt machte die Jubiläumsveranstaltung deutlich, wie viel wir Darwin zu verdanken haben. In diesem Jahr wird nicht nur sein 200. Geburtstag gefeiert, sondern auch der 150. Jahrestag des Erscheinens seines Epoche machenden Werkes „Über die Entstehung der Arten". Darwins Leben und Wirken, sein Werk und seine naturwissenschaftliche und weltanschaulich-philosophische Denkart, die den Darwinismus begründet, haben große wissenschaftsgeschichtliche und aktuelle Bedeutung.
Ortrun E. Lenz