ASCHAFFENBURG. (hpd) Unmittelbar vor der Abstimmung über die Zukunft des Ethikunterrichts im Bundesland Berlin ist Heft 1/09 der MIZ erschienen; der Schwerpunkt befasst sich mit der Auseinandersetzung um die Initiative Pro Reli.
Im Editorial kommt Gunnar Schedel zu der Einschätzung, dass in Berlin ein „Kulturkampf“ stattfindet, da Pro Reli als gezielte Attacke auf die säkulare kulturelle Hegemonie in der Stadt zu sehen sei. Den Verbänden der Konfessionslosen empfiehlt er, den Kampf anzunehmen und offensiv die Position zu vertreten, dass „gerade in einer multikulturellen Stadt ein säkularer Rahmen, der von allen akzeptiert wird, unabdingbar ist“.
Die Positionen der Parteien werden in einem kurzen Überblicksartikel und einem Interview mit der Vorsitzenden der Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus Carola Bluhm dargestellt. Auch Roland Ebert kommt in seinem Beitrag auf parteipolitische Aussagen zu sprechen, legt den Schwerpunkt jedoch auf eine Einordnung von Pro Reli in einen größeren Zusammenhang von Bestrebungen, jeglichen staatlichen Werte vermittelnden Unterricht zu diskreditieren und zu unterbinden.
Mythen und falsche Behauptungen
Auf zwei Seiten setzt sich MIZ mit den sieben zentralen Argumenten der Pro Reli-Kampagne auseinander und zeigt die Schwächen der Behauptungen auf. Christian Brücker geht den Problemkreis grundsätzlicher an und nimmt sich die Mythen vor, die bis heute zur Begründung des Religionsunterrichtes an öffentlichen Schulen herangezogen werden. Und auch in der Rubrik „Blätterwald“ findet sich eine einschlägige Meldung: wieder einmal hat sich ein Blatt aus dem Hause „Frankfurter Allgemeine“ die Realität zurechtgeschrieben (und dies anschließend korrigieren müssen).
Ein weiterer Artikel hat den Religionsunterricht zum Thema: Rainer Ponitka berichtet von einer Aktion, in der Schulen in Nordrhein-Westfalen auf die Freiwilligkeit der Teilnahme am Religionsunterricht sowie an religiösen Feiern hingewiesen wurden.
Fundamentalisten und „Religioten“
Christoph Lammers fasst noch einmal den – letztlich erfolgreichen – „Kreuzzug“ der Evangelikalen gegen eine von der Bundeszentrale für politische Bildung geförderte Publikation zusammen. Nach Österreich führt der Beitrag von Wolfgang Huber, der die Hintergründe der Ernennung des erzkonservativen Priesters Gerhard Maria Wagner zum Weihbischof darstellt. „Die wundersame Welt der Religioten“ stellt der ehemalige Chefredakteur Michael Schmidt-Salomon vor. Anlässlich des Films „Religulous“ fordert er, zwischen Religiösen und Religioten zu differenzieren.
Busse und Bücher
Die atheistische Buskampagne stellt Frank Welker vor; obwohl der Text geschrieben worden ist, bevor sich abzeichnete, dass in Deutschland fast alle Verkehrsbetriebe die vorgesehenen Werbesprüche ablehnen würden, legt er ein Hauptaugenmerk auf die Schwierigkeiten, die die Buskampagne in anderen Ländern hatte.
Fritz Mauthner war weniger Propagandist denn Chronist des Atheismus. An ihn und sein monumentales Werk (das im Herbst im Alibri Verlag in einer Neuauflage erscheinen soll) erinnert das Schreibkollektiv Clara & Paul Reinsdorf.
Daneben gibt es Rezensionen, Berichte über säkulare Veranstaltungen, Pressemitteilungen und Publikationen sowie die Internationale Rundschau mit einschlägigen Kurzmeldungen aus aller Welt.