Humanismus statt Religion

KÖLN. (hpd) "Humanismus statt Religion - Das Weltbild des Neuen Humanismus". Ein Vortrag von Dr. Bernd Vowinkel am 15.05.2009 im "Allerweltshaus" in Köln. Mit diesem Abend gab die "Regionalgruppe Köln-Bonn-Düsseldorf des Förderkreises der Giordano Bruno Stiftung" ihr Veranstaltungs-Debüt als Auftakt zu einer geplanten Vortragsreihe.

Dr. Bernd Vowinkel, Physiker am 1. Physikalischen Institut der Universität Köln, Mitglied der Regionalgruppe und durch und durch Wissenschaftler, setzte naturgemäß Schwerpunkte wie die Naturkonstanten, den nichtreduktionistischen Physikalismus, die Vereinigung der Gravitationskraft mit den anderen grundlegenden Kräften der Natur, referierte über hoch interessante Details zum Urknall, zum anthropischen Prinzip, zu künstlicher Intelligenz mitsamt einem kurzen Ausflug zum Transhumanismus und thematisierte, nicht zuletzt, natürlich die Evolution.

Besonders interessant erschien ein geschildertes Experiment, wonach Evolution anhand von Computer-Schachprogrammen nachgespielt werden konnte: jeweils leicht veränderte Programme hatte man gegeneinander antreten lassen und innerhalb von 50 Generationen waren Selbstorganisation und eine erhebliche Steigerung der Spielstärke eingetreten.

Auch dass künstliche neuronale Netze zuverlässiger funktionieren als natürliche und die Struktur von menschlichen Hirnen und denen von Mäusen unter dem Mikroskop nicht unterscheidbar sind, für Intelligenz also letztendlich mehr oder weniger doch nur die Größe des Hirns ausschlaggebend ist, versetzte manchen Zuschauer in Staunen.

Sein Fazit aus dem ausführlichen Ausflug in die Wissenschaften und den daraus abgeleiteten Erkenntnissen lautete: "Der Mensch ist ein Produkt von Naturgesetzen, Naturkonstanten und dem reinen Zufall und unsere Welt ist zwangsläufig eine Welt, in der intelligentes Leben entstehen kann - so dass es keines Gottes bedarf um die Entstehung des Menschen zu erklären."

Dass es auch keines Gottes Bedarf, um Ethik und Sozialverhalten zu generieren, erläuterte er anhand des Kant'schen Imperativs und schließlich des von ihm favorisierten Utilitarismus.

Von dort aus spannte er den Bogen zum Neuen Humanismus, der Synthese aus Naturalismus und Säkularem Wertesystem - als folgerichtiges Resümee und Schlussfolgerung aus den vorgenannten Erkenntnissen.

Vowinkel endete mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Die Antwort gab er mit der Ansicht der Neuen Humanisten, dass ein höherer Sinn nicht zu erkennen sei. Allenfalls auf einer individuellen, subjektiven Ebene könne man vom Sinn der Existenz sprechen, der aber auf die Zeit im Diesseits beschränkt sei.

Da aufgrund des thematische breiten Ansatzes des Vortrags die Zeit knapp wurde, fiel der zweite Programmpunkt des Abends, die anschließende Diskussion, leider kurz und gehetzt aus: Fragen wurden nur gesammelt und kurz beantwortet; eine wirkliche Diskussion konnte so nicht entstehen. Ein etwas ausführlicheres Eingehen auf kritische Anmerkungen des sehr heterogenen Publikums wäre für eine Auseinandersetzung mit den Themen, auch aus Sicht der Regionalgruppe, wünschenswert gewesen.

 

Der Saldo der per Fragebogen erhobenen Bewertung durch das Publikum war jedoch erfreulich eindeutig: 95% fanden das Thema interessant, 97% wünschten sich weitere Veranstaltungen dieser Art.

Dagegen empfanden nur 35% die Räumlichkeit als gut gewählt, was wohl vor allem darauf zurückzuführen war, dass der Saal mit ca. 60 Personen etwas überfüllt war:

Ein "Luxus-Problem", dessen sich die Regionalgruppe, in der es im Vorfeld Befürchtungen gegeben hatte, ob sich genügend Zuhörer einfinden würden, in Zukunft gerne annehmen wird...

Über die zukünftig geplanten Vorträge und sonstigen Veranstaltungen wird jeweils auf der Website der Regionalgruppe informiert.

 

Constanze Cremer