(hpd) Die Evolutionstheorie als Streitthema mit Vertretern der römisch-katholischen Kirche ist etwas entschärft, da der Vatikan inzwischen diese Theorie weitestgehend anerkennt, allerdings nicht aus Einsicht, sondern wegen des enormen Druckes der Fakten.
Ein Beitrag von Bernd Vowinkel
Insbesondere die gewaltigen Fortschritte in der Genetik haben die Evolutionstheorie in den letzten Jahrzehnten doch ganz erheblich gestützt. Soweit bekannt ist, hat sich der Vatikan auf die Position zurückgezogen, dass Gott die Naturgesetze und die Naturkonstanten so geschickt geschaffen hat, dass sich daraus der Mensch entwickeln konnte. Während der Evolution hat Gott dann nicht mehr eingegriffen. Das war nach Ansicht des Vatikans aber auch gar nicht mehr nötig. Allerdings ist auch diese Position mit dem starken anthropischen Prinzip widerlegbar, aber das ist ein anderes Thema. In den USA ist die Situation bekanntermaßen viel schlimmer. Dort greift der Kreationismus wie die Pest um sich. In einigen Bundesstaaten wird dieser Schwachsinn sogar an den Schulen gelehrt. In Deutschland hat die ehemalige Kultusministerin des Landes Hessen, Karin Wolff, seinerzeit dafür plädiert, kreationistische Ideen in den Biologie-Unterricht aufzunehmen.
Eins der zentralen Argumente der Kreationisten und der Vertreter des Intelligent Designs ist, das sich Intelligenz oder andere Eigenschaften nicht von selbst, d.h. durch die Gesetzmäßigkeiten der Evolution verbessern können. Angesichts der Komplexität unseres Gehirns ist dieses Argument in gewisser Weise plausibel. Gegen die Einwände der Nachverfolgbarkeit von einzelnen Genen in den Abstammungslinien wird eingewendet, dass Gott immer dann eingegriffen hat, wenn es Sprünge in der Entwicklung gab. Zur Führung eines endgültigen Gegenbeweises, müsste man einen solchen Sprung in der Entwicklung der natürlichen Intelligenz im Labor nachvollziehen können. Das ist zwar im Prinzip denkbar, aber soweit es um die Qualität der Intelligenz geht, mit einem gewaltigen Aufwand verbunden. Immerhin funktioniert die Züchtung (über die Selektion) von bestimmten Eigenschaften ja seit längerer Zeit recht erfolgreich.
Die Grundprinzipien nach denen die Evolution funktioniert, sind die Mutation, die Selektion und die Auswahlkriterien bei der sexuellen Fortpflanzung. Die Mutation ist eine nicht Ziel gerichtete, also in der Regel zufällige Veränderung der Gene. Dies kann durch Kopierfehler, radioaktive Strahlung oder andere mechanische oder chemische Umwelteinflüsse geschehen. Über die Selektion zeigt sich dann, inwieweit sich diese Veränderungen positiv auf die Überlebensfähigkeit und die weitere Fortpflanzung auswirken („survival of the fittest“). Diese Prinzipien lassen sich in Form von Algorithmen darstellen. Nun kann man aber grundsätzlich alles, was sich in Form von Algorithmen darstellen lässt, auch auf einem Computer nachvollziehen. Die dazu erforderliche Rechenleistung ist inzwischen kein Problem mehr.
Evolutionäre Algorithmen werden schon seit längerer Zeit erfolgreich bei der Lösung komplexer Probleme eingesetzt, aber die Demonstration der Verbesserung von intelligentem Verhalten ist besonders eindrucksvoll mit dem lernfähigen, evolutionären Schachprogramm von David B.Fogel und Mitarbeitern von der Firma Natural Selection Inc. in Kalifornien gelungen. Schachprogramme eignen sich besonders gut zur Demonstration der Leistungsfähigkeit von künstlicher Intelligenz, da es einerseits klare Kriterien für ihre Leistungsfähigkeit gibt und andererseits ein Vergleich mit der Fähigkeit von Menschen problemlos möglich ist.