Der Narr darf keine Angst haben - vor niemandem

DÜSSELDORF. (hpd) Es gibt nur wenige Traditionen – außer dem Karneval selbst –, die mit solcher Inbrunst und Ironie gepflegt werden,

wie der Unterschied zwischen Düsseldorf und Köln - besonders im Karneval, aber auch sonst. Und wenn auch dieses Jahr jeweils im Zug der einen Stadt ein Wagen aus der anderen Stadt mitfährt - eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

„Wir müssen so laut sein, weil man uns sonst nicht hört", kommentiert Jacques Tilly ironisch die größere Entschlossenheit in der Landeshauptstadt Düsseldorf auch politisch schwierige Themen dezidiert auf die Wagen des Rosenmontagzuges zu bringen. In der größeren Stadt am Rhein, mit dem Sitz des Erzbischofs, hält man sich traditionell bedeckter, insbesondere in Fragen der Religionskritik. Der Karneval beginnt in Köln mit ei-nem Pontifikalamt im Dom, der mit bunten Karnevalisten gefüllt ist, und wenn der Kardinal dann mit einem „Alaaf" die Predigt schließt, ist die Welt der offiziellen Karnevalisten in Köln in Ordnung.

Die Düsseldorfer sehen diese katholische Verwurzelung der Kölner durchaus und halten sich traditionell aus Kölner Themen heraus - es sei denn, der Kardinal stellt Frauen, die abgetrieben haben, mit Auschwitz-Schergen auf eine Stufe, dann wird er im Düsseldorfer Zug auch schon mal als Inquisitor dargestellt, der eine Frau auf einem Scheiterhaufen verbrennt („Traditionspflege" im Anhang). Dann - gelegentlich - übernehmen die Düsseldorfer etwas für die Kölner, was die öffentlich so nicht laut sagen.

Wird aus dem „Alaaf" bald ein „Allah-f"?

Auch dieses Jahr zeigt sich der größte Unterschied zwischen Düsseldorf und Köln in der Religionskritik. Die Frage der Großmoschee wird in Düsseldorf ausgespart – das sei eine Kölner Angelegenheit. Aber die Kölner haben es fertig gebracht, ihren Moschee-kritischen Wagen vorher von den Vertretern der ditib ‚genehmigen' zu lassen: Er zeigt eine Großmoschee, von dem ein Minarett im Stil des Kölner Domes gebaut ist.

Auf die Frage der Kölnischen Rundschau an Jacques Tilly, wie er das denn thematisiert hätte, malt der eine schnelle Skizze: einen auf dem Boden liegenden Kölner, der von der Dampfwalze einer Großmoschee überrollt wird. Tillys Motto lautet: „Ein Narr darf keine Angst haben - vor niemandem." Und so gibt es im Düsseldorfer Zug einen Wagen mit der Grünen-Politikerin Claudia Roth, die den „Islam ganz doll lieb" hat, und einen „Osama Bin Baden", der im Blut der bei Anschlägen Getöteten badet. Und auch die Kölner müssen - als Gastgeschenk der Düsseldorfer Jecken an die Kölner einen Jecken „Kölner Größenwahnsinn" ertragen, dessen Aufgeblasenheit von einem Düsseldorfer Jacken ‚angepikt' wird.

C.F.