Das hat es für uns Freidenkerinnen und Freidenker auch so schwer gemacht, laizistische Trauerrituale als Alternative zu etablieren. Es gibt sie. Massentauglich sind sie nicht. Die religiösen Prägungen, die viele als Kinder erhalten haben, brechen in dieser hoch emotionalen Situation durch. Das Placebo ist eher gefragt als die Einsicht, dass es nachher nichts mehr gibt.
Auch bei M.s Begräbnis. Allerdings muss ich der Pastorin zugute halten: Wenn sie auch nicht auf Jenseits-Vorstellungen verzichtet hat, auch nicht auf ein Gebet: Sie hat es so dezent gemacht, dass die nicht wenigen Atheistinnen und Atheisten sich nicht ausgeschlossen gefühlt haben. Sie hat nicht versucht, uns zu vereinnahmen. Dafür verdient sie Respekt. Nicht alle Priesterinnen und Priester, die zu nicht-religiösen Begräbnissen eingeladen werden, können dieser Versuchung widerstehen.
Christoph Baumgarten Trauer und Schmerz müssen wir in einer solchen Situation alle bewältigen. Jeder und jede auf seine Weise. Dazu brauchen wir Rituale. So wenig ich religiösen Menschen ihre wegnehmen will, so notwendig ist es, dass auch sie verstehen, dass auch Atheistinnen und Atheisten, Agnostikerinnen und Agnostiker und Freidenkerinnen und Freidenker ihre eigene Form der Trauerbewältigung haben und ausleben müssen. Und, dass nicht Priester und Mönche versuchen, auch diese Rituale zu vereinnahmen. Auf Tod und Trauer darf niemand ein Monopol haben.