BERLIN. (hpd) Auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor steht eine Zelle. Sie ist aus Styropor und hat kein Dach. Es gibt auch keine von Außen verschlossene Tür. Die Begrenzung dieser knappen 5 Quadratmeter ist die eigene Vorstellungskraft. In Zellen dieser Größe werden in Iran bis zu sechs Menschen gefangen gehalten. Das wiederum ist kaum vorstellbar.
Am Jahrestag der vermutlich gefälschten Wahl in Iran gab es weltweit Demonstrationen, Kundgebungen und Protestveranstaltungen. In Berlin fanden drei davon statt.
Diese Aktion auf dem Pariser Platz sowie vor allem auch die, aus großen Buchstaben immer wieder neue Wortverbindungen und Sätze zu bilden, waren wirkungsvoll und brachten viele Passanten dazu, stehen zu bleiben und nachzufragen. Zu lesen waren zum Beispiel: "Human Rights" oder "Iranians you are not alone!", "Iranians wie act for you!" und "Azadi Baraye Iran" (Freiheit für Iran).
Die Aktion am Brandenburger Tor wurde von United4Iran Berlin, Iran-aktuell, der Iran-Mahnwache Berlin sowie der Gemeinde der Bahá’í in Deutschland organisiert. Bemerkenswert daran fand ich, dass sich die religiöse Minderheit der Bahá’í an einer politischen Demonstration beteiligte. Sie werden in Iran massiv verfolgt und fordern deshalb das Menschenrecht auf Religionsfreiheit ein.
Auf dem schwul-lesbischen "Motzstraßenfest" wurden durch AktivistInnen Unterschriften gesammelt. Es ging ihnen vor allem darum, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass die Abschiebung von Homosexuellen in Ländern, in denen die Sharia als Gesetz gilt, mit der Todesstrafe bedroht wird. Es kamen an diesem ersten Tag fast 800 Unterschriften zusammen. (Vgl. Video)
Insbesondere in Iran wurden in den letzten Jahren immer wieder homosexuelle Menschen gehängt. Amnesty International sagt, dass allein in diesem Jahr bereits 115 Menschen in Iran hingerichtet wurden; wie viele davon wegen ihrer sexuellen Identität, ist nicht bekannt.
Am späten Nachmittag trafen sich etwa 500 IranerInnen und UnterstützerInnen, um lautstark an die Wahlfälschung in Iran vor einem Jahr zu erinnern. Zu dieser Demonstration hatten in einer konstatierten Aktion alle Gruppen und Gruppierungen der Exil-Iraner Berlins aufgerufen. Das gab es in dieser Form schon lange nicht mehr. Vom Adenauer- zum Breitscheidplatz zog der Zug, der tatsächlich immer kräftiger wurde und mich sehr an die ersten Demonstrationen von vor einem Jahr erinnerte. Auf der Abschlusskundgebung an der Gedächtniskirche sprach unter anderem auch der Bundestagsabgeordnete der LINKEN, Niema Movassat.
Überall rund um den Globus fanden gestern solche und ähnliche Veranstaltungen statt. Von Montréal bis Sidney, von Portland in den USA bis Kuala Lumpur in Malaysia. Sogar während der Fussball-WM in Johannesburg gab es Demonstrationen.
Das theokratische Regime in Teheran kann das eigene Volk zwar immer noch und immer stärker unterdrücken. Doch weltweit gibt es Menschen, die von Außen helfen und weiterhin auf die permanenten Menschenrechtsverletzungen in Iran hinweisen:„Ma Bishomarim – Wir sind Unzählige“.
FN
Video von der Demo und der Kundgebung