BERLIN. (hpd) Einige Impressionen vom transgenialen Christopher Street Day 2010, der mit dem Slogan geworben hatte: "Wir wollen keine Fahnen sehen, weder von Parteien noch irgendwelchen Nationen! Kein Gott, kein Staat, kein Championat!"
Es ist heiß an diesem 26. Juni in Berlin, besonders in der Oranienstraße zwischen Adalbertstraße und Heinrichplatz - heiß, bunt und politisch.
Hier haben sich etwa 3.000 Menschen eingefunden, um den Christopher Street Day in seinem ursprünglichen Sinne zu zelebrieren. Mit klaren politischen Forderungen und einer Agenda, die die gegenwärtigen massiven Probleme der Gesellschaft verdeutlicht.
Die Kundgebung am Ende des Umzugs entsprach dann auch genau diesem Anspruch, auch wenn die TAZ kritisierte, dass sich die Forderungen nicht von jenen des eine Woche zuvor veranstalteten CSD am Kudamm unterschieden.
So zielt z.B. eine weltweite Kampagne "Stopp Trans-Pathologisierung 2012" auf die Entpathologisierung von Trans*- Identitäten (Transsexuelle und Transgender) und deren Streichung aus den Krankheitskatalogen (DSM der American Psychiatric Assocation und ICD der Weltgesundheitsorganisation [WHO]). Bei der Vorstellung dieser Kampagne wurde ein Blick hinter die Kulissen gewährt, der erschreckt. Es geht um die alte Frage, wer entscheidet was "normal" ist und was oder wer nicht - und was mit jenen geschieht, die aus der gesetzten Norm fallen gelassen werden. Sei es, dass, wie im Iran, Homosexuelle von der Todesstrafe bedroht sind, jedoch eine Geschlechtsumwandlung ohne große Probleme, inklusive Änderung der Geburtsurkunde, erhalten - jedoch die Folgen dieses einschneidenden Eingriffes nicht aufgefangen werden. Oder sei es die Pathologisierung eines Trans-Lebens, dass sich eben nicht auf die zwei gängigen Geschlechtsmodelle festlegen kann und will, die zu einer massiven Einschränkung eines selbstbestimmten Lebens führt.
Aus dem Aufruf zum TCSD:
Gewaltige Zeiten: Die Bundeswehr tötet in Afghanistan. Für ein paar tausend Euro im Monat sind Soldatinnen und Soldaten bereit, andere Menschen umzubringen und ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen. Sie töten, um der Perspektivlosigkeit zu Hause zu entgehen. Soldaten sind keine Helden, ihr Tod hat nichts heldenhaftes, er ist grausam und sinnlos. Die Krokodilstränen könnt ihr euch sparen, wenn sie im Zinksarg nach Hause kommen. Der Krieg ist das Verbrechen, nicht der Protest dagegen.
Gewaltige Zeiten: seit hunderten von Jahren – unter der Herrschaft selbsternannter Erziehungsspezialisten der Kirche! Für viele Generationen von Kindern und Jugendlichen, die dem institutionalisierten Wahnsinn der Pfaffen und ihren mächtigen Gelüsten ausgesetzt waren und sind!
Viele der Beiträge können auf der Webseite des TCSD nachgelesen werden, wie zum Beispiel der Aufruf des Bündnisses gegen den Bundesparteitag von Pro Deutschland, einer rechten Vereinigung, die versucht, in Berlin Fuß - als Pro Berlin - zu fassen. Unter den vielen UnterzeichnerInnen aus verschiedenen Parteien, Institutionen und Einzelpersonen befindet sich auch der Humanistische Verband Deutschlands (HVD). Dieser ist verantwortlich für die Durchführung und Gestaltung des humanistischen Lebenskundeunterrichtes seit 1982. Und eben dort wird ein Demokratieverständnis, das Wissen um die Menschen- und Kinderrechte, vermittelt, das die Kinder befähigen soll, verantwortungsvolle BürgerInnen zu werden, die Intoleranz und Ausgrenzung sowohl erkennen als auch benennen können.
S.N.
Weiterführende Links:
Zur Ablehnung des Preises für Zivilcourage durch Judith Butler
der hpd zum CSD 2010
Webseite des TSCD (mit allen Reden)