Religionsfreie beim CSD in Dortmund

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DORTMUND. (hpd) Lange geplant und angemeldet war der Stand von Religionsfrei im Revier (RiR) auf dem Cristopher-Street-Day 2014 (CSD) in Dortmund. Mit Näherrücken des Termins zeigte sich, dass sich dieser Tag letztlich zu einem politisch spannungsgeladenen Multievent bei wechselhaftem Wetter entwickelte.

Wie in der Zwischenzeit bundesweit bekannt, hat Dortmund neben der größtenteils sehr bunten Stadtgesellschaft leider auch eine farblich sehr einseitige politische Minderheit aufzuweisen. Wenn man diese farbliche Nuance nicht nur optisch mit einem großen Stoffwechselabfallprodukt vergleicht, kommt man dem Ganzen schon sehr nahe, denn es müffelt auch ganz ordentlich.

“Die Rechte” ist eine neonazistisch geprägte Partei, die sich aus den meist wegen Gewaltdelikten aufgefallenen und vielfach verurteilten ehemaligen Mitgliedern des inzwischen verbotenen “nationalen Widerstands Dortmund” (NWDO) zusammensetzt.

Nun lassen es sich diese ewig Gestrigen nicht nehmen, bei jeder nur erdenklichen Gelegenheit für ihr sehr eingeschränktes und einseitiges Weltbild auf die Straße zu gehen und da bot der CSD natürlich mal wieder eine passende Gelegenheit mit braun gefärbter Einseitigkeit gegen eine, zum Glück quietschfidele, regenbogenfarbige Gemeinschaft zu demonstrieren. Denn die Kameraden wissen ja genau welche Geschlechtsteile in Deutschland zusammengehören.

Und als ob die rechtsdrehende Suppe nicht schon genug zu tun hat, wurde für sie am selben Tag ein zweiter Einsatz in der Dortmunder Nordstadt nötig und man schwappte quasi stechschrittlicherweise zur tags zuvor besetzten Albertus-Magnus-Kirche, denn Ordnung muss ja sein.

Der Autor dieser Zeilen engagiert sich im Ruhrgebiet nicht nur im Sinne von Aufklärung und Säkularisation sondern auch in lokalen Bündnissen gegen kotfarbenen Irrsinn, und so wurde es ihm an diesem Tag nicht leicht gemacht, sich zu entscheiden auf welcher Hochzeit denn nun getanzt wird.

Da sich aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Kreisen in Dortmund ein vielhundertköpfiges Bündnis zusammenfand um gegen die ca. 70 rechten Agitatoren Stellung zu beziehen, machte es dann doch mehr Sinn die Gelegenheit zu nutzen und einen Infostand direkt vor dem Eingang der Reinoldikirche, einem Dortmunder Wahrzeichen, zu beziehen und Interessierten wie Kritikern im Sinne der Säkularisierung Rede und Antwort zu stehen.

Schon der Aufbau des Infostandes erregte die Aufmerksamkeit eines älteren Paares, welches sich als “gute Katholiken” auswies und der felsenfesten Überzeugung war, dass wir doch selbstverständlich eine Trennung von Staat und Kirche hätten und unsere gegenteiligen Argumente und Belege doch nur Lügen wären. Hoch emotionalisiert und wutschnaubend stapfte man davon und war letztlich zu keiner sachlichen Diskussion bereit.

Erfreulicherweise wurde der Infostand dann fast ununterbrochen von CSD-Besuchern und anderen Passanten umlagert und die in weiten Teilen sehr interessanten Gespräche und Diskussionen verliefen nahezu pausenlos, so dass es schon schwierig wurde mal für kurze Zeit ein Päuschen für Speis und Trank einzulegen ohne dabei gleich wieder Rede und Antwort stehen zu müssen.

Vom eigentlichen CSD und den Aktionen auf der Bühne war am Infostand leider nicht viel mitzubekommen, dafür ließen sich die Gespräche ohne allzu störenden Lärmpegel führen, was dann aber auch nicht vor abendlicher Heiserkeit schützte.

Am fortgeschrittenen Nachmittag, so ca. gegen 15:30 Uhr, wir standen bereits seid ca. 10:30 Uhr mitten in Dortmunds Fußgängerzone, schickte der Herr dann seine heilige, stark sonnenbankgebräunte, geschminkte und mit güldenem Tand behängte Furie. Wild gestikulierend, mit einer Hand immer wieder vor ihrer Stirn wedelnd, griff sie unser linke Flanke an. Ihre heilige Wut äußerte sich in verbalen Attacken, welche unseren Häuptern Undichtigkeit und lose Gewindebolzen attestierten.

Auf meine ruhig formulierte Frage, ob wir uns denn von irgendwoher kennen würden (man weiß ja nie) nahm der Schwall an vermeintlichen Beschimpfungen zu, wurde aber auch, in Hinblick auf den emotionalen Kontrollverlust, immer undeutlicher. Ein letzter verbaler Versuch von den Verteidigern eines säkularen Weltbildes, doch sachlich und ruhig zu argumentieren und den Grund der Erregtheit in Ruhe zu erörtern, brachte die angreifende heilige Fregatte dazu einen gewagten und spontanen Kurswechsel in der stark frequentierten Fußgängerzone zu vollführen und wild gestikulierend unter dem mitfühlenden Gelächter umstehender Schlachtenbeobachter davon zu dampfen.

Im Nachhinein und nach reiflicher Überlegung muss ich leider attestieren, dass mir selbst bei meinen anderen politischen Kontrahenten, den Kameraden von ganz rechts außen, noch nie so viel Wut und Hass entgegengebracht wurde. An diesem Nachmittag loderte die heilige Inbrunst und Gottes Zorn mitten in Dortmund.