Staunen über das Wunder des Lebens
Die beiden Gründer von Sunday Assembly in England Sanderson Jones und Pippa Evans sehen die Zielsetzung genauso. Sanderson Jones sagt: “Wir sind eine gottlose Versammlung. Wir wollen besser leben und wollen öfter über das Wunder des Lebens staunen.” Die Idee zu einer Gottlosen-Gemeinschaft kam ihm bereits vor einigen Jahren, als er ein Weihnachtskonzert besucht hatte: “Da gab es so viel, was ich gern mochte. Aber leider war der Kern etwas, an das ich nicht glaube. Wenn man an Kirchen denkt, gibt es wenig, das schlecht ist. Man singt dort schöne Lieder, hört Interessantes, denkt darüber nach, wie man selbst besser werden und anderen Menschen helfen kann – und das in einer Gemeinschaft mit wunderbaren Beziehungen. Was kann man daran nicht mögen?”
Positiv an christlichen Gottesdiensten fand Jones vor allem den Gesang und die Gemeinschaft. Von Gott jedoch hat er sich dann ein für alle Mal verabschiedet. “Aber ich dachte mir: Wenn ich in meinen Schuhen einen Stein finde, schmeiß ich ja auch nicht die Schuhe weg, sondern den Stein”, erklärt er. “Also flog bei unserer Assembly einfach Gott raus.”
Traditioneller Atheismus - Wenn Religion einfach nicht mehr interessiert
Die Idee der Sunday Assembly soll Menschen ansprechen, die nicht (mehr) religiös sind, aber eine Gemeinschaft suchen, in der sie sich engagieren können und im Sinne humanistischer Werte inspiriert werden. Und danach scheint es ein großes Bedürfnis zu geben – weltweit sogar, wie bereits die Entwicklung von Sunday Assembly zeigt. In Deutschland steigt die Anzahl derjenigen, denen die Kirchen und Religionsgemeinschaften nichts mehr geben können, seit Jahren an. Dabei spielt offenbar ein traditioneller Atheismus immer weniger eine Rolle – Umfragen zufolge interessieren sich viele Menschen schlichtweg nicht mehr für Religion. Es ist kein Thema mehr. Warum sollte man sich für eine Abarbeitung an etwas engagieren, was einfach uninteressant ist?
Humanistische Werte, eine Orientierung auf Mitmenschlichkeit und eine Unterstützung von Menschenrechten (hierzulande und weltweit) sind weit verbreitet und bedürfen keiner Religion, können aber durch Gemeinschaft mit Gleichgesinnten befördert und gelebt werden. Menschliche Werte und ethische Vorstellungen, die für manch’ TeilnehmerIn an den Vorbereitungen für die Sunday Assembly in Deutschland von großer Bedeutung sind, das gemeinsame Gespräch darüber, das gemeinsame Erleben – das alles geht durchaus ohne Religion.
Sponsoren, eine finanzstarke Lobby gibt es bei Sunday Assembly nicht. Die für die Veranstaltungen anfallenden Kosten müssen durch Spenden finanziert werden. Die Berliner Initiative rechnet für die erste Versammlung mit Kosten von etwa 800 Euro, die durch Spenden über Betterplace finanziert werden sollen. In Zukunft soll während der Versammlungen eine “Kollekte” gesammelt werden.
Lebenszeit nicht durch Beschäftigung mit Religion verschwenden
Last but not least: Eines betonen die Initiatoren ganz besonders. Religionskritik sowie Antiklerikalismus wird es bei den Sonntagsversammlungen nicht geben. Es geht nicht darum, gegen, sondern für etwas zu sein. Und für die Zielgruppe der Sonntagsveranstaltungen ist Religion bedeutungslos – warum also damit beschäftigen und Lebenszeit zu verschwenden? Es geht schließlich um Wesentlicheres – um das Leben, um Mitmenschlichkeit, um humanistische Werte.
Information:
Die Versammlungen in Berlin und Hamburg finden am Sonntag, 28.09.2014, jeweils (pünktlich) ab 14.00 Uhr statt. Die Veranstalter bitten um pünktliches Erscheinen etwa 10 Minuten vor Beginn der Versammlungen.
Wo
in Berlin im orangelab, Ernst-Reuter-Platz 2, 10587 Berlin (U-Bhf. Ernst-Reuter-Platz). Danach jeweils am letzten Sonntag des Monats.
Website Berlin
in Hamburg im Haus 73, Schulterblatt 73, Hamburg (Nähe Rote Flora). Weitere Veranstaltungen sind auf der Website angegeben.
Website Hamburg
Website Sunday Assembly (international)
1 Kommentar
Kommentare
Jo am Permanenter Link
Ich denke auch, dass es wichtig ist, eine Antwort auf Fragen zu finden, die bisher von Religion beantwortet wurden. Es ist gut, einen Rahmen zu haben, in dem man Gemeinschaft hat und über Ethik nachdenkt.