Notizen zu Nordkorea 15

Menschenrechtssituation in Nordkorea ist "glänzend"

Fowle schlug vor, die ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton oder George W. Bush bei der Klärung der Situation zu involvieren. Der US-Sondergesandte für Menschenrechtsfragen in Nordkorea, Robert King, geht allerdings davon aus, diese Aussage sei erzwungen worden: Der Besuch eines früheren US-Präsidenten wäre ein diplomatischer Schachzug für Kim Jong-un, der bisher noch kein führendes Staatsoberhaupt empfangen durfte.

Clinton war 2009 nach Pjöngjang gereist um einige Journalisten aus dem Gefängnis zu befreien; Jimmy Carter fuhr 2010 nach Nordkorea um die Freilassung von Ajalon Gomes sicherzustellen, der zu acht Jahren Zwangsarbeit wegen illegaler Grenzüberschreitung und Missionierung verurteilt worden war.

In der Zwischenzeit sind weitere angebliche Einzelheiten über Millers Vorhaben bekannt geworden: So soll er offenbar vorgegeben haben, geheime Informationen über die Vereinigten Staaten zu besitzen und ließ sich nach nordkoreanischen Medienberichten vorsätzlich festnehmen, um berühmt zu werden. Außerdem wollte er anscheinend versuchen, den inhaftierten Kenneth Bae zu treffen. “Miller wollte durch internationales Rowdytum ein zweiter Edward Snowden werden”, kolportiert KCNA und führt weiter aus, dies sei “eine unerträgliche Beleidigung und Verhöhnung der Demokratischen Volksrepublik Korea; deshalb verdiene er, bestraft zu werden”.

“Die Ergebnisse der Untersuchung machen deutlich, dass er nicht aus Mangel an Verständnis und als Psychopath gehandelt habe, sondern seine kriminelle Handlungen absichtlich begangen hat um ins Gefängnis zu kommen”, so hätte er z.B. ein Notizbuch vorbereitet mit den Sätzen “ich suche politisches Asyl nachdem ich vergeblich versucht habe, Informationen über die US-Regierung zu sammeln” und weiterhin Informationen über “die imperialistischen US-Aggressor-Streitkräfte in Südkorea”, die er aus dem Internet bezogen, auf seinem iPod [sic!] und iPad gespeichert habe. 
Seine Taten würden verschärft durch “die rücksichtslose Bemerkungen” des US-Außenministers John Kerry, in der dieser Nordkorea als “Land des Bösen” beschreibe, so die Nachrichtenagentur. Kerry hatte Nordkorea nach der Veröffentlichung des Berichts der UN-Menschrechtskommission als “bösen Ort” bezeichnet.

Anders als bei Fowle und Bae ist über den allein lebenden Miller recht wenig bekannt. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete vor wenigen Tagen, der aus Bakersfield (Kalifornien) stammende Miller habe sich monatelang in Südkorea unter dem Namen Preston Somerset als Engländer ausgegeben und dort an einer Cartoon-Ausgabe von Lewis Carolls Roman “Alice im Wunderland” gearbeitet. Dazu habe er Künstler, Musiker und Autoren angeheuert um das Werk auf der Internet-Plattform deviantART zu veröffentlichen. Nachdem er hunderte von Dollar für Raummieten ausgegeben habe, sei er jedoch nie wieder gesehen worden, so der Manager des Jankura Art Space-Studios. Millers Spuren im digitalen Netz verlieren sich bereits im Januar 2014 so dass es keine Hinweise auf seine Aktivitäten vor seiner Reise nach Nordkorea im April dieses Jahres gibt. In einem Debattier-Lehrgang für Einheimische habe er jedenfalls kein Interesse an Nordkorea gezeigt.

Kurznachrichten

Lee Dae Young, Professor an der Chung-Ang University, sprach im Rahmen einer Vortragsreihe über eine “Gebrauchsanleitung zur Wiedervereinigung”. Er verwies darauf, dass die Kulturen Nord- und Südkoreas von Natur aus anders seien und die Gesellschaft sich auf neuen Wegen dem Einigungsprozess annähern müsse. Lee erwähnte, viele Aspekte der nordkoreanischen Kultur seien Südkoreanern völlig fremd. Ohne Bewusstsein und Verständnis auf Seiten der Südkoreaner gäbe es aber keine Möglichkeit einer Wiedervereinigung. Lee betonte abschließend die Notwendigkeit, einen kulturellen “Übergangsraum” während des Einigungsprozesses zu schaffen. „Kulturkunst“ existiere derzeit nicht, aber es müsse darauf hingearbeitet werden um Leid und Probleme in der Zukunft zu verhindern.

Nordkorea hat 150 Athleten zu den Incheon Asian Games entsandt um an den Sportarten Fußball, Schwimmen, Bogenschießen, Leichtathletik, Boxen, Schießen, Tischtennis, Gewichtheben und Ringen teilzunehmen. Zu Hause bleiben mussten hingegen die 350 Mitglieder der nordkoreanischen Jubeltruppe, die bei früheren Asienspielen viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Begründet wurde diese Entscheidung mit der feindseligen Haltung des Südens während der Vorbereitungsdiskussionen.
Die Mitglieder des aktuellen Kaders wurden aus einer Vielzahl von Organisationen innerhalb ganz Nordkoreas ausgewählt - eine deutliche Veränderung zur Praxis in der Vergangenheit, wo lediglich Frauen der Hochschule für Musik in Pjöngjang und anderen Institutionen aus dem künstlerischen Bereich in der Hauptstadt zugelassen wurden. Voraussetzung für die Teilnahme war diesmal jedoch ein Mindestalter von 23 Jahren und Mindestgröße von 160 cm.

Die Non-Profit-Organisation Amnesty International berichtet, dass 29 nordkoreanische Staatsangehörige, darunter ein einjähriges Kind, Anfang August nach Nordkorea abgeschoben worden sind, nachdem sie in China festgenommen worden waren. Es ist unklar, was mit ihnen seitdem passiert ist. Personen, die unerlaubt die Grenze nach China überqueren, drohen Inhaftierung, Folter und andere Misshandlungen, darunter Zwangsarbeit.
Der Verein “Saram e.V. – für Menschen in Nordkorea” hatte sich in einem Schreiben an den Botschafter der Volksrepublik China, seine Exzellenz Shi Mingde, gewandt und darauf hingewiesen, dass es sich bei den Festgenommenen nicht um Wirtschaftsflüchtlinge handeln könne, wie von Chinesischer Seite immer wieder kolportiert wird, wenn es um die Rückführung nordkoreanischer Menschen aus China geht. Vielmehr seien diese Personen allein schon durch die Androhung von Gewalt bei der Rückkehr zu Flüchtlingen “sur place” im Sinne der der UN-Flüchtlingskonvention geworden. Eine Antwort der chinesischen Botschaft steht immer noch aus.

SARAM e.V.
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