(hpd) Der medial gut bekannte Bezirksbürgermeister von Neukölln in Berlin, Heinz Buschkowsky, legt mit “Die andere Gesellschaft” ein neues Buch aus persönlicher Sicht zu Problemen einer multikulturellen Gesellschaft vor. Einerseits beeindruckt es durch das Aufzeigen unterschiedlicher Problemlagen, andererseits verstört es durch die Subjektivität des Autors.
In nahezu jeder Großstadt gibt es “Problemviertel”, also Regionen mit einer hohen Anzahl von Bewohnern aus der unteren sozialen Schicht mit einschlägigen gesellschaftlichen Konflikten, die mit den Stichworten Arbeitslosigkeit, Armut, Bildungsferne und Kriminalitätsrate erfasst werden können. Dazu gehört in Berlin etwa Neukölln. Dort ist seit 2001 der Sozialdemokrat Heinz Buschkowsky Bezirksbürgermeister. Seine öffentlichen Positionierungen zu den Themen Migration und Multikulturalität haben ihn weit über seine Stadt hinaus bekannt gemacht.
Dabei neigte Buschkowsky nicht selten zu derben und zugespitzten Formulierungen, was ihm gelegentlich den Vorwurf des “Sarrazin light” eingebracht hat. Indessen ist eine solchen Einschätzung gleich aus zwei Gründen nicht angemessen: Buschkowsky kennt die soziale Lage aus persönlichem Erleben, und er steht den dort lebenden Menschen nicht mit sozialer Verachtung gegenüber. Dies macht sein Buch “Neukölln ist überall” ebenso deutlich wie sein neues Werk “Die andere Gesellschaft”.
Bereits im Vorwort heißt es: “Meine eigene Perspektive ist das Resultat subjektiver Erkenntnis. Nicht objektiv, nicht empirisch, nicht wissenschaftlich, vielleicht sogar noch nicht einmal sehr intelligent” (S. 16). Und an anderer Stelle schreibt Buschkowsky, er betrachte sich als “eine Art ‘Unfallforscher’ der Integrationspolitik” (S. 164), der weniger am problemlosen Passieren einer Kreuzung und mehr an der Unfallhäufigkeit des Verkehrsgeschehens interessiert sei. Damit relativiert sich aber auch in seinen eigenen Augen die Verallgemeinbarkeit der präsentierten Buchinhalte.
Indessen schreibt der Autor: “In meiner Eigenschaft als Bezirksbürgermeister erhalte ich regelmäßig Kenntnis von … dramatischen Geschehnissen hinter den Wohnungstüren” (S. 40). Genau solche Ereignisse, wie die Diskriminierung von Frauen, der Fanatismus nationalistischer oder religiöser Überzeugungen oder die Selbstjustiz gegenüber Nonkonformisten, gelangen häufig nicht in die Medien. Insofern wirft Buschkowsky einen Blick auf eine häufig ignorierte Welt.
Die Gespräche, die er mit Migranten geführt hatte, machen mitunter auch problematische Einstellungen deutlich. Ein Beispiel: “Ich fragte, ob sie sich vorstellen könnten, was passiert, wenn sie als Muslima mit einem Christen nach Hause kämen, um ihrer Familie zu erklären, dass dies der Mann sei, den sie liebten und heiraten möchten. Es hat mich schon betroffen gemacht, dass mir alle jungen Frauen erklärten, dass derartige Situationen zu körperlicher Züchtigung in unterschiedlicher Ausprägung führen würden” (S. 117).
Eine ganz entscheidende Ursache für viele Integrationsprobleme sieht der Autor nicht in der Größe der Gruppe, sondern in der Religion des Islam. In Anspielung auf den Titel des Buches heißt es an einer Stelle: “Ja, es gibt eine andere Gesellschaft. Sie definiert sich aus der Religion des Islam.” Gleichwohl relativiert er dann auch gleich wieder: “Nicht jede Richtung, Schule, Lesart und Auslegung des Islam gehört in diese Kategorie” (S. 259). Buschkowsky belegt diese Auffassung aber nicht näher, er postuliert sie nur ohne genauere Begründung.
Genau dies ist das Problem des Buches, das eine Fülle von beachtenswerten Eindrücken und reflexionswürdigen Positionen enthält.
Alles wirkt häufig mehr aus dem Bauch aufgeschrieben. Erfolgsmodelle von Integration finden auch nur am Rande inhaltliche Aufmerksamkeit. Interessant ist ein Kapitel, worin sich Gesprächsaufzeichnungen mit sozialen Aufsteigern mit Migrationshintergrund finden. Hier konstatiert er ähnliche Auffassungen wie bei sich selbst. Buschkowsky bemerkt in diesem Kontext: “An dieser Stelle muss ich auch meine Hochachtung zollen, dass es unter den Einwanderern schon eine respektablen Anteil derjenigen gibt, die sich mühen und reinhängen” (S. 139). Das hätte Sarrazin so nicht geschrieben.
Man findet bei Buschkowsy jedoch immer wieder grobe Kommentare. Er schreibt selbst an einer Stelle: “Zugegeben diese Ausführungen waren nicht sehr sachlich und simplifiziert” (S. 208). Indessen kann der Autor an vielen anderen Stellen durchaus mit guten Gründen inhaltliche Beachtung für seine Positionen einfordern.
Heinz Buschkowsky, Die andere Gesellschaft, Berlin 2014 (Ullstein-Verlag), 302 S., 19,90 €
4 Kommentare
Kommentare
Karl Martell am Permanenter Link
Im Großen und Ganzen hat Buschkowsky ja Recht. Der Islam ist wirklich ein Problem, nur darf man das nicht zu laut sagen.
Auch hier in meiner Stadt gliche es einer Sensation, würde eine Muslima einen Christen heiraten. Umgekehrt geht, weil der Moslem ja verpflichtet ist, seine Frau zum wahren Glauben zu bekehren.
Nach den vielfältigsten Auswüchsen des Korans, mit über 20 Tötungsbefehlen kann ich nur sagen, stünde als Verfasser A.H. auf dem Deckel, wäre das Teil schon längst auf dem Index....
R. Rade am Permanenter Link
Das darf man laut sagen, dass einige Muslime Probleme machen. Die Logik, Dinge nicht an- und aussprechen zu können, weil es zu Radikalisierungen führt, erschließt sich mir nicht.
David am Permanenter Link
"Muslime als "Mohamedaner" zu bezeichnen lässt Schlüsse zu." Warum? Das Wort stammt aus dem Arabischen und wird dort durchaus auch als Eigenbezeichnung benutzt.
"Das gilt auch für den völlig unsinnigen Vergleich mit Schrften von Adolf Hitler." Warum ist der Vergleich unsinnig? Beide Schriften beinhalten menschenverachtende Intoleranz und sind der Ursprung für totalitäres Gedankengut.
Karl Martell am Permanenter Link
Danke.
Wenn sie nicht geantwortet hätten, meine Antwort wäre dieselbe gewesen...