Von den Toten lernen

1.jpg

2.jpg

3.jpg

4.jpg

5.jpg

6.jpg

7.jpg

8.jpg

9.jpg

TRIER. (hpd) In Trier konnte eine Woche lang die Ausstellung “Echte Körper” bestaunt werden. 200 Exponate, bestehend aus konservierten menschlichen Körpern und Organen, sollten anatomisches Wissen an interessierte Besucher vermitteln. Schon vorab wurde der Ausstellung Würdelosigkeit vorgeworfen.

Der forschende Blick auf den toten menschlichen Körper ist für den medizinischen Laien eine Seltenheit und war lange Zeit ein Vorrecht von Medizinern in den Sektionssälen der Universitäten. In Trier konnte man sich jedoch die letzten Tage genauer mit der anatomischen Beschaffenheit des Menschen auseinandersetzen. In der Ausstellung "Echte Körper wurden konservierte Körper und Organe gezeigt, die von der Firma Corcoran Laboratories, dem führenden amerikanischen Hersteller medizinischer Präparate für Universitäten und Krankenhäuser, als Leihgabe zur Verfügung gestellt wurden.

Rund 6.000 Menschen haben die Ausstellung in Trier besucht. Vorab gab es jedoch kritische Stimmen von Seiten des Trierer Bistums, das der Zurschaustellung toter Körper Würdelosigkeit und Unangemessenheit attestierte. “Leichname werden zur Schau gestellt und zum Objekt von wirtschaftlichen Aktivitäten gemacht”, erklärte die Pressesprecherin Judith Rupp dem Trierischen Volksfreund. “Eine solche Instrumentalisierung wird der Würde des Menschen nicht gerecht, die auch über den Tod hinaus gilt.”

Würdelosigkeit konnte man bei der Ausstellung jedoch nicht finden. Im Gegenteil: Mit Informationsschildern und Videos wurde über die in Glasvitrinen ausgestellten Präparate aufgeklärt.

Die Ausstellung wirkte mit ihrem musealen Charakter dabei insgesamt sehr sachlich und nüchtern. Auf Effekthascherei wurde bewusst verzichtet. Die Reaktionen der Besucher waren zurückhaltend und respektvoll und zeugten von ehrlichem Interesse an wissenschaftlicher Aufklärung.

Dieser nüchterne Blick auf ein emotional besetztes Thema übte offensichtlich eine besondere Faszination aus. Die Exponate sind in gewisser Weise eine Hommage an das Leben und die Ästhetik des menschlichen Körpers. Die Ausstellung würdigt das menschliche Leben dabei interessanterweise mit toten Körpern. Aufgrund der großen Resonanz wird die Ausstellung “Echte Körper” vielleicht im nächsten Jahr wieder in Trier zu sehen sein.