"Christliche Moral" gibt es nicht

Es gibt drei Gründe für die sklerotische Natur von Religion:
(1) Die Grundlage für einen Glauben an eine absolute Moral ist der Glaube an eine absolute Religion, basierend auf dem "einen wahren Gott". Dies führt unausweichlich zu dem Schluss, dass jeder der etwas anderes glaubt, sich vom Glauben abgewandt hat und folglich ohne Schutz unserer moralischen Verbindlichkeiten ist.
(2) Im Gegensatz zur Wissenschaft hat Religion keinen systematischen Prozess und keine empirische Methode um die Wahrhaftigkeit ihrer Behauptungen aufzustellen oder zu bestimmen und kennt daher viel weniger klares "richtig und falsch".
(3) Die Moral heiliger Bücher – im Besonderen der Bibel – ist nicht die Moral, nach der irgendwer von uns zu leben wünscht und deshalb ist es nicht möglich, dass die religiösen Doktrinen, die aus heiligen Schriften stammen, Katalysator für Entwicklung sein können.

Viele Juden und Christen sagen, dass sie ihre Moral aus der Bibel beziehen, aber das kann nicht wahr sein, weil so wie heilige Schriften nun einmal sind, ist die Bibel der wohl am wenigsten hilfreiche Leitfaden, der je zur Unterscheidung von richtig und falsch geschrieben wurde. Sie ist randvoll mit bizarren Geschichten dysfunktionaler Familien, Anleitungen wie man seine Sklaven schlagen soll, wie man seine eigenwilligen Kinder töten soll, wie man seine jungfräulichen Töchter verkaufen soll und anderer offensichtlich überholter Praktiken, die die meisten Kulturen schon vor Jahrhunderten aufgegeben haben.

Um der Bibel Bedeutung zu verschaffen, müssen Gläubige biblische Passagen auswählen, die ihren Bedürfnissen entsprechen, deshalb verläuft das Spiel des Herauspickens aus der Bibel grundsätzlich zu Gunsten dessen, der es tut. Im alten Testament mag der Gläubige Anleitung im Buch Deuteronomium 5.17 finden, wo es ausdrücklich heißt, "Du sollst nicht töten", oder in Exodus 22:21, einem Vers der ein einfaches und unbestreitbares Verbot liefert: "Ihr sollt keinem Fremden schlechtes tun, oder ihn unterdrücken, da ihr selbst Fremde in Ägypten wart".

Diese Verse scheinen die moralische Latte höher zu legen, aber die Handvoll positiver moralischer Befehle im alten Testament sind flüchtig und über ein Meer gewalttätiger Geschichten von Mord, Vergewaltigung, Folter, Sklaverei und aller Art von Gewalt, einschließlich der Todesstrafe für eine Anzahl von Vergehen verstreut:

Blasphemie, oder Gotteslästerung: "Und der HERR sprach zu Mose: 24,14 Führe den Flucher nach draußen vor das Lager! Und alle, die es gehört haben, sollen ihre Hände auf seinen Kopf legen, und die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. 24,15 Und zu den Söhnen Israel sollst du reden: Wenn irgend jemand seinen Gott verflucht, dann soll er seine Sünde tragen. (3. Buch Mose [Levitikus] 24-:13–16) Einen anderen Gott anbeten: 22:19 Wer den Göttern opfert und nicht dem HERRN allein, der sei verbannt. (2. Buch Mose 22: 20; in der Lutherischen Bibel heißt es für verbannt 'utterly destroyed' Anm. d. Ü.)

Hexerei und Zauberei: Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen. (2. Buch Mose 22.18)

Der Verlust der Jungfräulichkeit: Wenn ein Mann eine Frau geheiratet und mit ihr Verkehr gehabt hat, sie aber später nicht mehr liebt … Wenn der Vorwurf aber zutrifft, wenn sich keine Beweisstücke für die Unberührtheit des Mädchens beibringen lassen, soll man das Mädchen hinausführen und vor die Tür ihres Vaterhauses bringen. Dann sollen die Männer ihrer Stadt sie steinigen und sie soll sterben; denn sie hat eine Schandtat in Israel begangen, indem sie in ihrem Vaterhaus Unzucht trieb. Du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen. (5. Buch Mose 22: 13–21)

Homosexualität: Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen; beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen. (3. Buch Mose 20:13)

Arbeiten am Sabbat: Sechs Tage sollt ihr arbeiten; den siebenten Tag aber sollt ihr heilig halten als einen Sabbat der Ruhe des Herrn. Wer an dem arbeitet, soll sterben." (2. Mose 35:2)

Die meisten modernen Christen reagieren auf solche Argumente jedoch indem sie sagen, dass das alte Testament grausam ist und glücklicherweise überholte Gesetze nichts mit ihren moralischen Geboten von heute zu tun haben, oder damit wie sie ihr Leben leben. Sie behaupten der zornige und rachsüchtige Gott Jahwe des alten Testaments wurde durch den netteren, freundlichen Gott des neuen Testaments in der Gestalt Jesu ersetzt, der vor zwei Jahrtausenden einen neuen und weiterentwickelten moralischen Code eingeführt habe. Die andere Wange hinhalten, den Feind lieben, Sünden vergeben und den Armen geben sind ausgehend von den kapriziösen Geboten und den zahlreichen Todesstrafen die im alten Testament zu finden, ein großer Schritt vorwärts.

Das mag sein, aber nirgends im neuen Testament hebt Jesus die Todesstrafen, oder die haarsträubenden Gesetze Gottes auf. Tatsächlich trifft eher das Gegenteil zu Matthäus 5:17–20: 17 "Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. 18 Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. 19 Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich. 20 Darum sage ich euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht weit größer ist als die der Schriftgelehrten und der Pharisäer, werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen.
Vom Töten und von der Versöhnung (Matthäus 5:21–30)
21 Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber jemanden tötet, soll dem Gericht verfallen sein. 22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt, soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt: Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle verfallen sein.6 23 Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, 24 so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe. 25 Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den Richter bringen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben und du wirst ins Gefängnis geworfen. 26 Amen, das sage ich dir: Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast.7, 27 Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. 28 Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. 29 Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. 30 Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau‘ sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt."

Mit anderen Worten, auch nur darüber nachzudenken, dass jemanden zu töten ein Kapitalverbrechen ist. Tatsächlich hob Jesus Gedankenverbrechen auf ein Orwellsches Maß (Matthäus 5:27–30) 27 "Ihr wisst, dass es heißt: 'Du sollst nicht die Ehe brechen!' 28 Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau mit begehrlichem Blick ansieht, hat damit in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. 29 Wenn du durch dein rechtes Auge zu Fall kommst, dann reiß es aus und wirf es weg! Es ist besser, du verlierst eines deiner Glieder, als dass du mit unversehrtem Körper in die Hölle geworfen wirst. 30 Und wenn du durch deine rechte Hand zu Fall kommst, dann hau‘ sie ab und wirf sie weg! Es ist besser, du verlierst eines deiner Glieder, als dass du mit unversehrtem Körper in die Hölle kommst."