Flucht

"Erst Menschen, dann Grenzen schützen"

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Auf der Flucht
Auf der Flucht

DÜSSELDORF. (hpd) Mit einem viralen Clip ruft Amnesty International Deutschland angesichts der zahlreichen Todesopfer im Mittelmeer zur Mitzeichnung einer Petition, die sich an Kanzlerin Merkel richtet, auf.

Ein Gruppe in Decken gehüllter Menschen trottet durch eine Wüstenlandschaft, ein Junge schildert im Voice-over sein Schicksal als Flüchtling. In Anbetracht der aktuellen Weltlage ein leider allzu vertrautes Bild. Doch dann verkehrt sich die Situation: "Wir konnten nicht in Berlin bleiben, es war zu gefährlich.", erklingt es plötzlich. Unter der Decke taucht ein weißer Junge auf, die Flüchtlinge entpuppen sich als Europäer, die in Afrika Zuflucht suchen. Tatsächlich erschien die englische Originalversion des Videos bereits vor drei Jahren. An Aktualität hat sie jedoch nicht eingebüßt, im Gegenteil, die Problematik ist dringender denn je. Zunehmend drängt sich die Frage auf, wie viele Menschen noch auf der Flucht in die EU umkommen müssen, bevor diese konkreten Handlungsbedarf sieht und ihre bisherige Strategie der Abschottung überdenkt.

Amnesty International Deutschland macht mit dem Clip über die sozialen Netzwerke auf ihre aktuelle Petition aufmerksam. Diese richtet sich zwar in erster Linie an Angela Merkel, fordert jedoch von allen Regierungschefs der EU eine gemeinsame Seenotrettung sowie sichere Zugänge für Asylsuchende nach Europa. Die bisherigen, gefährlichen Routen sollen so verschwinden. Außerdem müsse jeder, der darum ersucht, auch ein Asylverfahren bekommen.

Als "Armutszeugnis für uns alle" bezeichnete die Bundesbeauftragte für Flüchtlinge, Aydan Özoguz (SPD), vor wenigen Tagen die Meldung über ein weiteres Schiffsunglück im Mittelmeer. Dabei bedauerte sie auch die Einstellung des italienischen Programms zur Seenotrettung, Mare Nostrum, und plädierte für eine Wiederaufnahme selbiger. Allerdings erbat sich die italienische Regierung bereits mehrfach mehr Hilfe durch andere EU-Staaten, da sie dem Ansturm an Flüchtlingen nicht mehr gewachsen sei. Auch die UNO schaltete sich in die Debatte ein. Deren Hochkommissar für Flüchtlinge, António Guterres, betonte vergangene Woche die Wichtigkeit einer "robusten Seenotrettung im zentralen Mittelmeer".

Die Petition von Amnesty International erscheint also auf dem Höhepunkt des internationalen Drucks zum Aufbau einer gemeinsamen, europäischen Rettungsmission. Sie kann helfen ihn weiter zu erhöhen und Zeichen setzen für ein Umdenken im bisherigen Umgang mit Asylsuchenden in Europa. Bis zum Gipfeltreffen der EU-Regierungschefs im Oktober sollen so möglichst viele Unterschriften gesammelt und diesen übergeben werden. Angesichts der katastrophalen Zustände an den Außengrenzen der Europäischen Union kann man nur auf einen möglichst großen Erfolg hoffen.