Insgesamt sind die Zahlen rückläufig, doch es ist ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Allein die Verfügbarkeit des Impfstoffes ist kein Garant für das Ausbleiben von Neuinfektionen: Vier europäische Staaten verloren den Status "masernfrei" wieder.
Tedros Adhanom Ghebreysus, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, formuliert es so: "Die Tatsache, dass auch nur ein Kind an einer Krankheit stirbt, die wie die Masern durch eine Impfung verhindert werden könnte, ist offen gesagt ein Skandal und ein kollektives Versagen beim Schutz der weltweit am meisten gefährdeten Kinder. Um Leben zu schützen, müssen wir sicherstellen, dass jeder von Impfungen profitieren kann." Das versucht die deutsche Bundesregierung nun mit einer Masern-Impfpflicht, die ab kommendem Frühjahr gelten soll. Denn laut WHO muss eine Impfrate von 95 Prozent vorliegen, um eine Bevölkerung wirksam zu schützen.
Weltweit stagnieren die Impfquoten jedoch seit fast zehn Jahren. Vor allem bei der zweiten Impfdosis sind die Zahlen deutlich zu niedrig: Die WHO und das Kinderhilfswerk UNICEF schätzen, dass weniger als 70 Prozent der Kinder diese erhalten haben, bei der ersten Impfung sind es 86 Prozent. Am stärksten betroffen sind Länder südlich der Sahara: Der Kongo, Liberia, Madagaskar, Somalia, aber auch die Ukraine. In diesen Staaten traten fast die Hälfte aller globalen Masernfälle auf.
Insgesamt sind im vergangenen Jahr 142.300 Menschen an der Krankheit gestorben, die eigentlich seit über 50 Jahren verhindert werden kann, schätzen WHO und die US-Behörde für die Überwachung und Prävention von Krankheiten (CDC). Die meisten Toten waren Kinder unter fünf Jahren. Die Zahl der weltweiten Erkrankungen soll bei 9.769.400 liegen. Im Jahr 2000 waren es noch 535.600 Tote bei 28.219.100 Erkrankungen. Seit 2017 ist die Zahl von 7.585.900 Fällen und 124.000 Verstorbenen demnach aber wieder angestiegen. Für 2019 zeichnet sich bereits ab, dass sich der Trend fortsetzen wird.
Vier europäische Länder verloren 2018 sogar den Status, "masernfrei" zu sein: Das Virus gilt in einer Region als eliminiert, wenn es dort ein Jahr lang keine Ansteckungen gibt. Finden über ein Jahr anhaltend Infektionen statt, ist es offiziell zurück. Dies ist in Albanien, Tschechien, Griechenland und Großbritannien der Fall. Die Zugangsmöglichkeit zum Impfstoff allein scheint also nicht auszureichen, um die Krankheit wirklich dauerhaft auszurotten.
Kürzlich veröffentlichte medizinische Forschungsergebnisse zeigen, dass nicht nur eine tödliche Hirnentzündung und lebenslängliche Behinderungen als Spätfolge einer Maserninfektion auftreten können, sondern auch eine "Immunamnesie", eine monate- oder gar jahrelange Schädigung des Erinnerungsvermögens des Immunsystems, wodurch auch andere Krankheiten wie die Grippe für Betroffene sehr gefährlich werden können.
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Topeka am Permanenter Link
Zurzeit gibt es eine Masernepidemie in Samoa, die ohne Impfgegner zumindest deutlich milder ausgefallen waere: https://en.wikipedia.org/wiki/2019_Samoa_measles_outbreak